Geesthacht. In Geesthacht lernen Kinder anderen Ländern Deutsch als Zweitsprache am Gymnasium und einer Grundschule. Die Plätze reichen nicht aus.

Sie stammen aus Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, der Republik Moldau, Somalia oder Syrien. 81 Schüler aus insgesamt 15 verschiedenen Nationen – die Ukraine stellt mit 37 Kindern die größte Gruppe – lernen am Geesthachter DaZ-Zentrum in den Klassenstufen 5 bis 10 Deutsch als Zweitsprache, kurz DaZ. Entsprechend anspruchsvoll ist die Gestaltung des Unterrichts für die Lehrer des örtlichen Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG), an dem das DaZ-Zentrum angesiedelt ist und das auch für das Amt Hohe Elbgeest (außer Wentorf) zuständig ist.

Und laufend kommen neue Schüler hinzu. Die Zuwanderung nach Deutschland reißt schließlich nicht ab. Seit diesem Schuljahr gibt es am OHG zwar fünf anstatt vier DaZ-Klassen mit jeweils 16 Schülern, doch auch diese Kapazität ist erschöpft. Es gibt eine Warteliste. Diese Situation hat Schulleiterin Kirsa Siegemund eindringlich einer Grünen-Delegation, angeführt vom Landtagsabgeordneten Oliver Brandt, mitgeteilt, als diese die Schule am Neuen Krug besuchte.

DaZ-Zentrum am Oto-Hahn-Gymnasium überlastet

„Deutsch-Kenntnisse sind der Schlüssel zur Integration. Das erleichtert die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Auch die Akzeptanz der Einheimischen ist dann größer“, betonte Oliver Brandt, der von der Kreistagsabgeordneten Annedore Granz und Edith Müller-Eltzschig (Grüne Geesthacht) begleitet wurde.

Damit das OHG seine Aufgabe zur Integration weiter erfüllen kann, braucht es mehr Lehrer und Räume. „Für die Bereitstellung der finanziellen Mittel ist das Bundesland zuständig. Bei den Räumen ist der Schulträger, also der Schulrat vom Kreis Herzogtum Lauenburg, gefordert“, entgegnete Oliver Brandt, der auch im Ratzeburger Kreistag sitzt.

Edith Müller-Eltzschig (Grüne Geesthacht), Lehrerin Johanna Wolter (Interimsbeauftragte DaZ-Zentrum), Frauke Boßelmann (Fachschaftsleitung DaZ-Zentrum), Annedore Granz (Grüne-Kreisfraktion) und Landtagsabgeordneter Oliver Brandt vor dem Otto-Hahn-Gymnasium.
Edith Müller-Eltzschig (Grüne Geesthacht), Lehrerin Johanna Wolter (Interimsbeauftragte DaZ-Zentrum), Frauke Boßelmann (Fachschaftsleitung DaZ-Zentrum), Annedore Granz (Grüne-Kreisfraktion) und Landtagsabgeordneter Oliver Brandt vor dem Otto-Hahn-Gymnasium. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Lehrerstellen in den DaZ-Zentren sind immer nur befristet

Das Problem: „DaZ-Lehrerstellen sind immer befristet. Man kriegt sowieso schwer Lehrer nach Geesthacht und befristet schon mal gar nicht“, sagt Kirsa Siegemund. Zwei DaZ-Stellen konnte sie 2022 nicht besetzen, darunter die der Leitung. Das macht jetzt Lehrerin Johanna Wolter kommissarisch.

Ungewöhnlich ist es ohnehin, dass das DaZ-Zentrum in Geesthacht am Gymnasium angesiedelt ist. In der Regel sind diese an Gemeinschaftsschulen. Die von der CDU im Kommunalwahlkampf ins Spiel gebrachte Idee, das DaZ-Zentren auszulagern, um das OHG so zu entlasten, hält die OHG-Leiterin nichts. „Es sind ja meine ganz normalen Lehrkräfte, die auch DaZ-Unterricht geben“, sagt sie.

Sprachunterricht für Kinder: Kapazitäten in Geesthacht erschöpft

Zumal das Unterrichtskonzept eine Teilintegration vorsieht. Vier Stunden am Tag ist DaZ-Unterricht, die übrige Zeit laufen die Schüler im normalen Unterricht in Fächern wie Sport, Musik oder Kunst mit. Bis zu zwei Jahre besteht das Anrecht auf gesonderten Sprachunterricht. Ein früherer Wechsel in den Regelunterricht ist bei entsprechenden Deutsch-Kenntnissen möglich.

Wegen fehlender Kapazitäten müssen alle Neuankömmlinge in normalen Klassen mitlaufen. In Geesthacht haben sich dies das OHG, die Alfred-Nobel-Schule und die Bertha-von-Suttner (BvS) aufgeteilt. Jede Schule lässt DaZ-Schüler aus zwei Jahrgängen mitlaufen. „Von Frau Osnabrügge (Leiterin BVS, die Red.) weiß ich, dass selbst das an der BvS schwierig wird, weil schon Lehrer für den eigentlichen Unterricht fehlen“, sagt Kirsa Siegemund, die betont: „Das OHG trägt schon seinen Teil für Geesthacht.“ Soll heißen: Mehr geht auch hier nicht.

Silberbergschule führt auch eine Warteliste

Dabei wären Deutsch-Kenntnisse nicht nur bei der Integration wichtig. Sie stärken auch das Selbstbewusstsein der Kinder, die ihren Eltern beim Dolmetschen helfen können. Oliver Brandt zeigt sich derweil bei seinem Besuch von der Arbeit beeindruckt. „Ich habe mich mit Hamid unterhalten. Der spricht nach einem halben Jahr schon richtig gut deutsch.“ Wenn es mehr solcher Beispiele geben soll, braucht Deutschland schnell mehr Lehrer.

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An der Silberbergschule, dem seit 2020 bestehenden Geesthachter DaZ-Zentrum für Grundschüler, ist die Lage ähnlich. Die derzeit zwei DaZ-Klassen mit jeweils 16 Schülern sind voll. Auf der Warteliste sind knapp zehn weitere, die so lange in den regulären Klassen ihrer Stammschulen beschult werden müssen, bis ein Platz im DaZ-Zentrum frei wird.