Schwarzenbek. Was in anderen Kommunen schon erfolgreich läuft, möchte die CDU auch für Schwarzenbek prüfen lassen. Warum das Modell attraktiv ist.
Schwarzenbek hat ehrgeizige Ziele für die Energiewende. Die Europastadt hat sich bereits in einigen Bereichen auf den Weg gemacht und seit dem Jahr 2016 ein integriertes Klimaschutzkonzept. In dem von der Firma „B.A.U.M Consulting“ im Auftrag der Stadt entwickelten Konzept geht es darum, bis zum Jahr 2030 eine Reduzierung der -Emissionen um 33 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 zu erreichen, indem der Wärmeverbrauch um 19 Prozent reduziert und der verbleibende Wärmebedarf zu 13 Prozent aus lokalen erneuerbaren Energien gedeckt werden soll.
Der Stromverbrauch soll nach dem Gutachten um 20 Prozent gesenkt und der verbleibende Strombedarf zu 40 Prozent aus lokalen erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Schwarzenbek setzt seit 2016 konsequent auf Klimaschutz
Jetzt geht es um weitere Schritte, um die Stadt klimafreundlicher zu machen. Die CDU setzt jetzt auf die Möglichkeit, Holzschnitzel für ein weiteres kommunales Wärmenetzwerk zu nutzen. Einen entsprechenden Prüfauftrag haben die Christdemokraten gestellt. Darüber soll während der nächsten Sitzung der Stadtvertreter am Donnerstag, 16. November, beraten werden.
Aktuell wird in Schwarzenbek unter anderem von Klimaschutzmanagerin Nina Reimers geprüft, welche Dächer und Flächen für eine Nutzung mit Photovoltaik-Anlagen genutzt werden können. Außerdem muss die Stadt bis 2028 einen kommunalen Wärmeplan aufstellen. In diesem Zusammenhang regt CDU-Fraktionschef Paul Dahlke ein Holzschnitzelkraftwerk an.
„Im Rahmen des Verbrüderungstreffen wurde in einem Workshop durch die Klimamanagerin des Amtes Hohe Elbgeest aus einer Machbarkeitsstudie der Gemeinden Wiershop und Kollow zum Thema Energie-Gewinnung durch Schnitzelheizkraftwerke berichtet. Das Ergebnis der Studie war, ein für beide Gemeinden zu errichtendes Kraftwerk für ein Wärmeversorgungsnetz ist aufgrund der langen Fernwärmeleitungen nicht sinnvoll. Für jede Gemeinde einzeln aber schon. Schnitzelheizkraftwerke kleiner Bauart sind erprobt und auch bei uns in naher Umgebung vorhanden“, so der CDU-Fraktionschef in seinem Antrag. „Für die Stadt Schwarzenbek könnte dies gegebenenfalls ebenfalls gewinnbringend sein“, so sein Fazit.
In Lütau wird bereits Knickholz für die Beheizung von Kirche und Kita genutzt
Genutzt wird diese Technologie auch schon sehr erfolgreich in Lütau. Die Kirche ist der beste Beweis dafür, dass sich Klimaschutz und die Bewahrung historischer Bausubstanz nicht widersprechen müssen – allerdings viel Fingerspitzengefühl verlangen. Bereits 2012 beschloss die Kirchengemeinde, die Kirche St. Dionys und St. Jakobus, umweltfreundlich mit Wärme zu versorgen. Doch nachdem das Gebäude 2016 unter Denkmalschutz gestellt wurde, musste die Planung noch einmal gründlich überarbeitet werden. Das Projekt hat sich dadurch nicht nur verzögert, sondern deutlich verteuert.
Doch jetzt ist die Sanierung der Kirche abgeschlossen. Künftig wird das Gebäude mit Solarwärme und einer Holzhackschnitzel-Anlage beheizt. Das bietet sich an. Die Kirchengemeinde besitzt 150 Hektar Land, die verpachtet sind. Das Holz aus der Knickpflege wurde bislang nicht genutzt. Für Warmwasser sorgt eine zusätzliche Solarthermie-Anlage. Auch der Kindergarten und das Pastorat werden mit der umweltfreundlichen Heizungs- und Warmwasseranlage versorgt. Der Altarraum verfügt zudem über eine nachhaltig gespeiste Fußbodenheizung.
Lohbrügge ist schon einen deutlichen Schritt weiter und heizt 7500 Haushalte mit Holz
Ebenfalls erfolgreich am Netz ist das seit 15 Jahren bestehende Holzheizkraftwerk in Lohbrügge, das allerdings deutlich größer ist. Von dem Kraftwerk aus können 7500 Haushalte und Industrie mit Wärme versorgt werden. In der Hochsaison November bis März werden täglich rund 130 Tonnen Holz angeliefert, um Vollleistung zu erreichen. In den sonstigen Monaten, speziell im Sommer, geht die Leistung des HHK etwa um die Hälfte zurück, werden anstelle der Holzschnitzel eher Grünschnittreste angeliefert.
Noch nicht ganz so weit sind die Gemeinden Wiershop und Kollow. In beiden Orten, die nach anfänglichen gemeinsamen Plänen nun getrennte Wege in der Wärmeversorgung gehen, gibt es jeweils eigene Genossenschaften, die Heizkraftwerke bauen wollen. Am weitesten ist Kollow, wo bereits im kommenden Jahr mit dem Bau vom Heizkraftwerk und dem Wärmenetz begonnen werden soll. Spätestens Ende 2025 soll das Kollower Heizwerk an den Start gehen. Als Standort ist der Recyclingcontainer-Stellplatz in der Dorfmitte vorgesehen. Aktuell sind 125 der 280 Haushalte der Genossenschaft beigetreten. Damit ist ein wirtschaftlicher Betrieb der Anlage möglich.
Kollow und Wiershop haben schon Energiegenossenschaften für Heizwerke gegründet
Sowohl in Kollow als auch im benachbarten Wiershop soll die Firma Buhck, die in Wiershop eine Recyclinganlage betreibt, Lieferant für das Heizmaterial sein. Dort fallen bei der Anlieferung von Grünabfällen große Mengen an grobem Strauchschnitt und Wurzelwerk an, die so nicht genutzt werden können. Für die Heizkraftwerke sollen diese geschreddert und angeliefert werden. Aus der Asche soll Dünger entstehen.
Das könnte möglicherweise auch für Schwarzenbek ein Modell sein, denn gerade in den älteren Stadtteilen fehlen noch kommunale Wärmenetze. Aktuell verfügen der Lupuspark und das große Baugebiet um den Mühlenbogen über Wärmenetze. Diese werden bereits jetzt zum Großteil mit umweltfreundlichem Biogas beheizt, das aus der Anlage in Grove über Rohrleitungen zu den beiden Heizwerken geleitet wird. Außerdem hat die Stadt bereits im innerstädtischen Bereich ein Wärmenetz, an das die alte Realschule, die Gebäude der Grund- und Gemeinschaftsschule, sowie die Kitas im Innenstadtbereich angeschlossen sind. Es wird allerdings noch konventionell mit Gas betrieben. Aktuell wird geprüft, ob dieses Wärmenetz perspektivisch erweitert werden könnte. Platz für ein zweites Heizmodul wäre wohl in der alten Realschule vorhanden.
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Mit dem CDU-Antrag beschäftigen sich die Stadtvertreter während ihrer Sitzung am Donnerstag, 16. November, um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses. Es geht allerdings bei dem Prüfauftrag nicht um die finale Entscheidung, sondern um die Machbarkeit und den Nutzen, aber auch mögliche Standorte für ein solches Kraftwerks.