Lütau. Ein Landeserntedankfest ist mehr als ein paar Kürbisse auf dem Altar. Wie dieser Tag gefeiert werden kann, zeigt das Dorf im Herzogtum.
Der Norden feiert das Landeserntedankfest am 2. Oktober im knapp 800 Einwohner zählenden Lütau. Neben einem Festgottesdienst und einem Ernteumzug finden im ganzen Dorf Aktionen statt. Auch Stefanie und Christoph Jarms sind mit dabei: Das junge Landwirtspaar lädt auf den Hof der Familie (Alte Salzstraße 2) ein. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe ist mit acht Höfen gemessen an der Einwohnerzahl noch hoch. Christoph und Stefanie Jarms betreiben den Hof in vierter Generation und so anstrengend der Alltag auch ist, sind sie sich einig: „Es gibt keinen schöneren Beruf als unseren.“
Zum Landeserntedankfest öffnen Landwirte ihre Höfe
Im Sommer haben beide den Hof offiziell von Christoph Jarms’ Eltern übernommen. „Als kleiner Junge habe ich mich schon mit den Worten vorgestellt: Hallo, ich bin Christoph und ich werde einmal Landwirt“, sagt der 28-Jährige. Für ihn gehörte es dazu, nach der Schule und den Hausaufgaben seine Eltern auf dem 1910 gegründeten Hof zu unterstützen.
Zu tun gab und gibt es schließlich immer etwas: Auch heute sind Zwölfstundentage die Regel. 200 Hektar Anbauland beackert das Ehepaar Jarms, baut Raps und Weizen, Gerste und Roggen, Mais und Zuckerrüben an. Auf ein paar Grünflächen laufen Schafe. Hinzu kommen 1700 Mastschweine, die in einem modernen Stall leben und versorgt werden müssen.
Corona und Trockenheit bereiteten den Bauern Sorgen
„Leicht ist es nicht. Schweinepest und Corona haben die Fleischpreise massiv gedrückt und auch die allgegenwärtigen Folgen des Ukraine-Krieges gehen an dem Betrieb nicht spurlos vorbei“, sagt der Landwirt. Auch auf den Feldern sah es lange Zeit nicht gut aus.
Vor allem die Trockenheit bereitete dem Ehepaar und seinen Kollegen im ganzen Land große Sorgen: „Wir fürchteten lange Zeit, dass es so ein Katastrophenjahr wie 2018 werden würde. Aber unterm Strich sind wir dann im Getreideanbau doch gut davon gekommen. Schlimm trifft es in diesem Jahr Kollegen, die Mais und Kartoffeln anbauen.“
Landwirtschaft und christlicher Glaube gehören zusammen
Der Erntedankgottesdienst ist für das Paar fast wichtiger als das Weihnachts- oder Osterfest. Beide engagieren sich trotz ihrer spärlichen Freizeit in der Kirchengemeinde, leisten Küsterdienste oder helfen mit, das Hackschnitzelwerk zu befüllen und in Betrieb zu halten. Der Kontakt zur Gemeindepastorin Johanna Lembcke-Oberem ist nicht nur eng, er ist freundschaftlich. „Beides, Landwirtschaft und Glaube, gehört für uns, aber auch für viele andere Menschen um uns herum, untrennbar zusammen“, sagen sie.
Zusammen mit seiner Familie und den vielen Helfern hat das Landwirtspaar schon vorab Erntedank gefeiert. „Es ist Tradition, dass wir alle, die beim Einbringen der Ernte geholfen haben, zum gemeinsamen Grillen einladen. Und das klassische Erntedankfest feiern wir dann in der Kirche.“ Dass das Landeserntedankfest in diesem Jahr in Lütau stattfindet, sei für die Dorfgemeinschaft eine Ehre.
Das Programm: Offene Höfe sowie Säfte und Bier aus Lütau
Um 11 Uhr beginnt in der St. Dionys und St. Jakobus-Kirche (Redderallee 1) der Festgottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs, der auch auf den Dorfplatz direkt daneben übertragen wird. Für ihre Grußworte kommen um 12.30 Uhr Landwirtschaftsminister Werner Schwarz und die Bischöfin auf den Dorfplatz, auf dem Landwirte Produkte aus der Region anbieten.
Um 13 Uhr wird Fehrs das Knickholzheizwerk (Redderallee 6), mit dem Kirche, Kita und Pastorat geheizt werden, offiziell einweihen. Um 13.30 Uhr startet der Ernteumzug am Schützenheim (Schützenstraße 8), das ebenfalls geöffnet ist. Die Lütauer Süßmosterei (Katthof 4) bietet Apfelsaft und Schorlen an. Um 14.30 und 15.30 Uhr gibt es Apfelsaftpressen für Kinder, zudem können Besucher Äpfel, Birnen und Pflaumen aus dem heimischen Garten mitbringen und von einem Pomologen bestimmen lassen. Neben dem Ehepaar Jarms (Alte Salzstraße 32) laden auch die Bauernhöfe Kretschmann (Katthof 8) mit einem Kinderprogramm und Schwerdtfeger (Querstraße 6) mit Landjugend und THW zum Hofbesuch. Bier aus eigener Produktion gibt es in der Lütauer Kreativbrauerei (Querstraße 2), Infos zum Lehmbau bei Renata Wendt (Alte Salzstraße 30). Gleich gegenüber steht das Infomobil der Kreisjägerschaft und auch das Zugpferdemuseum (Alte Salzstraße 29) lädt zum Besuch ein. Bei Lohnunternehmer Walter Schütt (Basedower Weg 2) können Besucher bei der Pellet-Produktion zusehen. In der Kirche gibt es zudem um 15 Uhr Infos zu Bürgersolar-Anlagen und ab 16.15 Uhr ein offenes Singen.
Parkplätze sind außerhalb des Ortes eingerichtet, innerorts gilt Tempo 30. Eine Anreise aus Richtung Gülzow ist wegen der Sperrung der Brücke über die Linau nicht möglich.