Geesthacht. Der Geesthachter Naturfotograf Oliver Ulmer zeigt seine neue Multivisionsshow im KTS. Und berichtet von skurrilen Momenten.
Auch den König der Vögel rührt mal ein dringendes Bedürfnis. „Flatsch“ machte es, und nur haarscharf verfehlten die verdauten Überreste der letzten Mahlzeit den getarnten Naturfotografen aus Geesthacht, der mit der Kamera im Anschlag unter eben dem Ast lauerte, auf dem der große Seeadler sich niedergelassen hatte. Oliver Ulmer nahm den versuchten Fäkalanschlag mit Humor. Viel ärgerlicher war, dass der Vogel direkt über ihm gesessen hatte, sodass er ihn nicht fotografieren konnte.
Die Canon-Kamera mit dem 500-Millimeter-Teleobjektiv war auf das andere Elbufer gerichtet, dort stand eine Reihe toter Bäume, die der Greifvogel für den Ansitz ansonsten gern in Beschlag nahm. „Wenn ich mich gerührt hätte, wäre der Adler aufgeflogen und nicht vor vier, fünf Stunden zurückgekehrt“, erzählt Oliver Ulmer. Das Wissen über Verhaltensweisen von Tieren ist essenziell für gute Naturfotos.
Naturfotograf berichtet auch von skurrilen Momenten
Solche und viele andere Geschichten wird Oliver Ulmer im Gepäck haben, wenn er am Sonntag, 19. November, um 11.30 Uhr im großen Saal des KTS auf der 13 Meter breiten Leinwand seine neue, live kommentierte Multivisionsshow mit den schönsten Bildern und Filmeinspielungen aus dem Biosphärenreservat Elbtalaue zeigt „Flusslandschaft Elbe“ heißt sie. Das KTS ist die dritte Station der Tour nach Aufführungen bei den Gartower Naturtagen und in Boizenburg.
Fragen können auch gestellt werden. Die Karten kosten 12 Euro. Karten sind bereits erhältlich an der Kinokasse oder online unter kts-geesthacht.de. Der Erlös des Ticketverkaufs wird aufgeteilt. „60 Prozent sind für mich, 40 Prozent gehen an das KTS“, berichtet Oliver Ulmer. Unterstützt wird die Veranstaltung vom Geesthachter Naturschutzbund.
Geesthacht als Hotspot des Bücherverkaufes - im KTS wird auch signiert
Oliver Ulmer ist selbst Mitglied des Nabu. Er war bereits als Kind in den frühen 80er-Jahren auf Exkursionen in die Natur rund um Geesthacht dabei, sein Onkel Henry Fischer ist eines der Nabu-Urgesteine in Geesthacht. „Vogel-Olli“ war sein Spitzname in der Schule in der Oberstadt. 2012 entstand über den Hachede Sand im Wechsel der Jahreszeiten sein erstes Fotoprojekt. Die Bilder wurden 2014 im Krügerschen Haus gezeigt.
Vor einem Jahr brachte er schließlich seinen ersten Bildband heraus mit dem Titel „Flusslandschaft Elbe“. Auflage: 2500 Stück beim Erling-Verlag für 34,90 Euro. Geesthacht sei ein Hotspot bei der Nachfrage. Mehr als 700 Bücher seien bereits verkauft worden, allein in der Bücherstube im Lilie-Hof seien es über 100, berichtet Oliver Ulmer. Gerade habe er ein frisches Paket mit dem Werk dort abgeliefert. Die Bücher werden am Veranstaltungstag auch im Foyer des KTS verkauft, wer möchte, bekommt eine Signatur des Autors.
Bilder noch schärfer und bunter - KTS mit neuer Lasertechnik
Zuletzt war Oliver Ulmer im November 2019 mit einer Multivisionsshow zum „Leben am Fluss“ im KTS. Mittlerweile hat sich im Kino technisch einiges getan. „Der neue Laserprojektor ist noch schärfer, noch farbenfroher und noch besser als beim letzten Mal“, sagt KTS-Geschäftsführerin Meike Peemöller.
Er fing bei der Auswahl mit 10.000 Bildern an, arbeitete sich auf 500 Bilder herunter. Jetzt haben es knapp 400 in die Show geschafft. Aber keine Show ist wie die andere, es gibt einen steten Wandel. „Es kommen immer wieder neue Bilder hinzu“, erklärt Oliver Ulmer. Angereichert ist der Vortrag mit kurzen Filmsequenzen und Zeitraffer-Aufnahmen, etwa von einem Sonnenuntergang über der Elbe.
Per Neoprenanzug mit dem Elbbiber auf Augenhöge
Für die Bilder schlägt er sich mit Genehmigung der Biosphärenverwaltung durch Gestrüpp und Flüsse, ausgerüstet mit Wathose und auch mal mit Neoprenanzug und Schwimmflossen. Die Kamera schwimmt dann auf einer Schwimmkonstruktion mit. Nur so trifft man Amphibien und den Elbbiber auf Augenhöhe. Von dem imposanten Nagetier gebe es wieder eine große Population, hat er festgestellt. Dafür aber in diesem Jahr erstaunlich wenig Mücken.
Zudem stellt er Fotofallen auf. Ihm gelangen einzigartige Bilder der Tierwelt von Fischottern, Füchsen, Adlern, Kranichen, Braun- und Blaukehlchen und den sich nur selten außerhalb des Schilfes zeigenden Arten wie Bartmeisen und dem Teichrohrsänger, aber auch von der traumhaften Elblandschaft im Morgennebel mit Drohneneinsatz.
Bearbeiten ja, Retusche nein – auch Hochspannungsleitungen gehören zur Landschaft
Mit 65 Minuten ist die Show kürzer als beim vergangenen Mal vor vier Jahren. „Knapp 80 Minuten waren für die Aufmerksamkeit zu lang“, hat Oliver Ulmer ausgemacht. Die Show werde auch in Seniorenheimen gezeigt, da sei die Konzentrationsfähigkeit nicht mehr so hoch.
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Die Aufnahmen werden von ihm nachbearbeitet. Das müssen sie auch, da Oliver Ulmer ausschließlich im Profi-Format RAW fotografiert und nicht im weit verbreiteten, bereits von der Kamera-Software beeinflussten JPG-Format. Aber die Eingriffe bleiben dezent, er will die Stimmung zeigen, wie er sie selbst vor Ort erlebt hat. Auf Retuschen verzichtet er. „Wenn man eine Hochspannungsleitung im Hintergrund sieht, dann, weil sie zur Landschaft dazugehört“, findet Oliver Ulmer.