Witzeeze. Der neunjährige Louis wird von zwei Kangal-Hirtenhunden zerfleischt. Vorwürfe richtet Halter Michael Peltzer auch an die Polizei.
Der Schock sitzt bei Michael Peltzer tief. Fassungslos sei er über das, was am Freitag in Witzeeze im Kreis Herzogtum Lauenburg passiert ist. Wie jeden Morgen ist Peltzer mit seinem kleinen Hund Louis auf der Wiese an der Schleuse spazieren gegangen. Den beiden sei dann ein großer Hund entgegengekommen. „Ich war neugierig und ein bisschen verunsichert, weil ich keinen Halter zu dem Hund sehen konnte“, berichtet Peltzer.
Louis, den er an der Leine hatte, habe er an dem großen Hund vorbeiführen wollen, während sie sich beschnupperten. „Dann hat der Kangal aber zugebissen“, schildert Peltzer die Situation. Er habe den 40 Zentimeter großen Mischling sofort von der Leine gelassen, damit dieser flüchten kann. Das sei von Hundetrainern so empfohlen worden.
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Der Hund aber sei Louis nachgejagt und habe sich in ihm richtig verbissen. Auch ein zweiter Kangal sei noch dazugekommen. „Die haben Louis dann beide attackiert. Ich bin über die Wiese gar nicht so schnell hingekommen“, berichtet Peltzer. Da Kangale recht groß sind, hätte er aber ohnehin nichts ausrichten können, sagt er. Durch Rufe und wildes Gestikulieren habe er die Tiere dazu bringen können, vom neunjährigen Louis abzulassen. „Die Schnauzen der beiden Hunde waren mit Blut beschmiert. So wie bei Löwen, wenn die Beute machen“, schildert Peltzer.
Er habe um Hilfe geschrien. Schließlich hielt ein Mann in einem weißen Lieferwagen und habe geholfen, mit einem Besenstiel die angreifenden Hunde zu vertreiben. Den schwer verletzten Louis habe er dann in sein Auto geladen und zum Tierarzt nach Büchen gebracht. „Der hat aber direkt gesagt, dass er dafür nicht richtig ausgerüstet ist“, so Peltzer.
Tierarzt konnte dem neunjährigen Louis nicht mehr helfen
Schließlich sei er in die Tierklinik nach Lübeck gefahren. „Dort wurde festgestellt, dass die Überlebenschancen sehr gering sind und die Behandlung ein Vermögen kosten würde“, sagt Peltzer mit zitternder Stimme. Daher habe er entschieden, Louis einschläfern zu lassen. Der Redaktion liegen Bilder vor, die die schweren Verletzungen von Louis dokumentieren.
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Anschließend sei er zurück zum Tatort gefahren. Dort habe ihm eine Zeugin erzählt, dass weitere Hunde und ihre Halter angegriffen wurden. „Eine Frau hat ihren Hund auf den Arm genommen, um ihn zu schützen. Dabei wurde sie auch verletzt und musste ins Krankenhaus“, sagt Peltzer. Er habe von zwei weiteren Haltern gehört, dass ihre Hunde getötet worden seien. Der Polizeileitstelle in Lübeck war am Sonntag nur ein verletzter Hund bekannt, der von seiner Halterin zu einer Tierärztin gebracht worden ist. Weitere Eintragungen seien nach 10 Uhr am Freitag zu dem Vorfall nicht mehr gemacht worden.
An die Polizei adressiert Peltzer Vorwürfe. „Wir sind da sehr schroff behandelt worden“, sagt er. Der Beamte habe ihn vor Ort darauf hingewiesen, dass schon eine Anzeige von einer anderen Person gemacht worden sei. Daher sei es nicht nötig, seine Anzeige noch aufzunehmen. „Wir haben auf Nachfrage nur einen Schmierzettel mit einer Vorgangsnummer bekommen. Das war ein unmögliches Verhalten von der Polizei“ sagt er.
Auch wie es nun weitergeht, wisse er nicht. „Uns wurde nur gesagt, dass die Hunde eingefangen wurden, und jetzt alles wieder in Ordnung ist.“ Vielmehr sei es gut, dass es die Hunde gebe, da sie Wölfe verjagen, soll der Polizist ihnen gesagt haben.
Sind Hunde für die Allgemeinheit eine Gefahr?
Neben der Trauer um Louis und das Unverständnis über die Polizei bleibe für Peltzer und seine Lebensgefährtin Kornelia Schoss auch die Sorge, dass es noch zu weiteren Opfern kommen könnte. „Wenn nichts gemacht wird, wird wieder Blut fließen“, sagt sie. „Und vielleicht ist es dann nicht nur ein Hund, sondern sogar ein Kind.“