Oliver Ulmer aus Geesthacht veröffentlicht seinen ersten Bildband. Wie er es schafft, sich den Tieren in freier Wildbahn zu nähern.
Geesthacht. Leidenschaft für Natur und speziell für Vögel hatte Oliver Ulmer quasi schon immer. Zur Schule gegangen ist er in der Geesthachter Oberstadt, „dort war mein Spitzname Vogel-Olli“, erinnert sich der Naturfotograf schmunzelnd. Nach mehreren Dia- und Multivisionsvorträgen, etwa im KTS, im Oberstadttreff und im Geesthacht-Museum, bringt er nun seinen ersten Bildband heraus, er heißt „Flusslandschaft Elbe“.
Das Buch über die Elbtalauen erscheint Anfang Dezember im Erling Verlag, zu bekommen ist es über den Buchhandel – auch in der Bücherstube im Liliehof – und das Internet. Es kostet 34,90 Euro. Das Buch hat 232 Seiten und weist über 400 Bilder auf, ausgewählt aus mehr als 10.000 Fotos. „Nach dem ersten Auswahlverfahren waren es noch 2000, dann 500, man zweifelt immer“, weiß Oliver Ulmer. „Meine Frau ist meine beste Ratgeberin.“ Sechs Jahre Arbeit stecken in dem Werk.
Die Landschaft beginnt vor den Toren von Geesthacht und endet erst beim Nationalpark Dübener Heide bei Halle an der Saale. „Die Elbe ist da noch sehr naturbelassen“, meint Oliver Ulmer. „Ein spezieller Lebensraum, jede Ecke hat ihren Reiz.“ Zu finden sind so unterschiedliche Lebensräume wie die größte europäische Binnenwanderdüne in Klein Schmölen bei Dömitz oder das Rambower Moor in der Brandenburgischen Elbtalaue.
Im Tarnzelt fast einen Tag lang ausgeharrt, um die Tiere nicht zu stören
Dort ist Oliver Ulmer gut getarnt morgens aufgewacht unter Hunderten von Kranichen, „eine große Herausforderung“, erzählt er. Er hatte sich um 14 Uhr ins Versteck begeben, als die Kraniche tagsüber unterwegs waren. „Erst am nächsten Morgen um 10 Uhr konnte ich wieder raus aus dem Tarnzelt“, sagt er. Die scheuen Tiere sollten schließlich auf keinen Fall gestört werden.
Man kann aber auch zu gut getarnt sein. Die Kampfläufer jedenfalls kamen so dicht ans Versteck, dass sie die Naheinstellgrenze des Objektives unterschritten. Und bei einer Tour suchte ihn regelmäßig ein Eisvogel auf, der die Zeltspitze offenbar für einen perfekten Ansitz hielt. Auch der war dort oben nicht zu fotografieren.
Wichtig ist Artenkenntnis: Was machen die Tiere wann?
„Wichtig ist Artenkenntnis“, meint Oliver Ulmer als Grundlage für gute Bilder. Was machen die Tiere wann? Ein gutes Beispiel ist der Biber. Er suchte an vielversprechenden Stellen Spuren am Ufer, am Ende lag er ihm Auge in Auge im Wasser gegenüber. „Biber sind relativ neugierig“, sagt er. „Und sie können schlecht sehen, man sollte aber auf die Windrichtung achten.“
Da er sich durch Gestrüpp und Flüsse schlägt – nötig ist eine Genehmigung der Biosphärenverwaltung –, ist er entsprechend ausgerüstet. Eine gute Outdoorbekleidung, zudem Gummistiefel, Wathose und auch mal Neoprenanzug und Schwimmflossen. Die Kamera schwimmt beim Wassereinsatz auf einer Schwimmkonstruktion mit.
Die Leidenschaft für Natur ist ihm in die Wiege gelegt worden
Die Leidenschaft für Natur und Tiere ist ihm in die Wiege gelegt worden. Sein Onkel ist Henry Fischer, eines der Nabu-Urgesteine in Geesthacht. So war Oliver Ulmer bereits als Kind in den frühen 80er-Jahren auf Exkursionen in die Wälder um Geesthacht dabei und zur in der Elbe liegenden Vogelinsel Hachede Sand.
Zum Fotografieren gekommen ist er allerdings erst 2010, gelernt hat er Klempner. „Ich habe meine Frau zu einem Arzttermin begleitet, hatte Langeweile und wollte eine Fachzeitschrift kaufen“, erzählt er. Die gewünschte über Vögel gab es nicht, alternativ kaufte er eine über Naturfotografie. Und war fortan Feuer und Flamme, brachte sich das Knowhow selber bei.
Ein erstes Fotoprojekt war über den Hachede Sand
Bereits 2012 entstand über den Hachede Sand sein erstes Fotoprojekt. Er lichtete die Insel über ein Jahr lang im Wechsel der Jahreszeiten ab, die Bilder wurden 2014 im Krügerschen Haus im Rahmen einer Nabu-Veranstaltung gezeigt. „Ein voller Erfolg“, erinnert sich Oliver Ulmer. Zuletzt war er im November 2019 in Geesthacht, um im KTS eine Multivisionsshow zum „Leben am Fluss“ zu zeigen. Hier wird in einem Jahr auch seine neue Multivisionsshow zu sehen sein: am 19. November 2023 um 11.30 Uhr.
Das Fotografieren soll ein Hobby bleiben, Oliver Ulmer befürchtet, es könnte den Reiz verlieren, wenn es Pflicht wird. Seine Arbeitszeit hat er dafür verkürzt. „Man versucht, die Kosten zu decken, und das ein bisschen was übrig bleibt“, sagt er.