Geesthacht. Beide profitieren von seiner Krankenhausreform, sagt der Gesundheitsminister. Die Begründung kommt in einer Stadt nicht so gut an.

Was bedeutet die geplante Krankenhausreform für die Krankenhäuser in Reinbek und Geesthacht? Diese Fragen treibt die Bürger in der Region und die zusammen rund 1800 Beschäftigten um. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) besuchte die Kliniken am Donnerstag und sagte anschließend: „Beide Häuser erfüllen hier wichtige Aufgaben in der Versorgung vor Ort.“ Allerdings dürfte die Erleichterung in Reinbek größer ausfallen als in Geesthacht.

„Reinbek ist ein sehr gut aufgestelltes Haus. Sie haben eine beachtliche Spezialisierung im Bereich der Krebschirurgie und werden von unserer Reform profitieren. Geesthacht würde auch profitieren, aber aus einem anderen Grund. Das Haus macht Verluste, die in der Struktur begründet sind. Es wäre ohne die Reform nur eine Frage der Zeit, bis es nicht mehr lebensfähig ist.“

Krankenhausreform: Minister besucht Reinbek und Geesthacht

Auf Einladung von Nina Scheer, der Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Stormarn-Süd/Lauenburg, war Lauterbach auf Stippvisite. Jeweils eine knappe Stunde besuchten er, Scheer und die schleswig-holsteinischen Landtagsabgeordneten Birte Pauls (alle SPD), eine ehemalige Krankenschwester, das Reinbeker St. Adolf-Stift und das Johanniter-Krankenhaus.

Gefragt nach der konkreten Zukunft der Geburtsklinik in Geesthacht, sagte Lauterbach: „Das ist eine Frage, die sich das Land stellen muss. Als Bundesminister kann ich keine Aussage treffen.“ Birte Pauls positionierte sich eindeutig: „Eine weitere Einschränkung der Geburtshilfe können wir uns nicht mehr erlauben. Aber das sieht das Landesministerium anders.“ In Schleswig-Holstein regieren CDU und Grüne gemeinsam, die SPD ist in der Opposition.

Rund 1000 Euro zahlt das Johanniter Krankenhaus pro Geburt drauf. 2022 waren das also gut 700.000 Euro. Künftig trägt davon zumindest einen Teil der Bund. „Als Bundesminister habe ich für die Geburtshilfen einen Zuschuss erwirkt, der auf das Haus in Geesthacht umgerechnet 250.000 Euro ausmacht“, ergänzte Lauterbach.

Reinbek könne sich mit großen Kliniken messen

Generell stellte Lauterbach fest: „Mit der Krankenhausreform sorgen wir dafür, dass auch die kleinen, bedarfsnotwendigen Krankenhäuser erhalten bleiben.“ Für Reinbek ergänze er: „Das Krankenhaus Reinbek nimmt wichtige Teile der Reform vorweg. Es treibt die Spezialisierung in wesentlichen Fachbereichen wie der Onkologie voran und hat sich als wichtiger Versorger in der Region etabliert.“ Das St. Adolf-Stift baut für 50 Millionen Euro an und hat nach der Erweiterung 70 Betten mehr vorher, insgesamt dann 421.

Damit sieht sich der Ärztliche Direktor, Prof. Stefan Jäckle, gut aufgestellt: „Unter unserem Motto ,Beste Medizin. Ganz nah‘ haben wir uns auf bestimmte Bereiche spezialisiert und gleichzeitig für Leistungen, die wir nicht anbieten können, Kooperationen geschlossen. Wir können uns hinsichtlich der Qualität mit großen Kliniken messen.“

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (Mitte) bei einem Rundgang gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Nina Scheer (2.v.r.) vor der Baustelle für das neue Integrierte Notfallzentrum, (v.l.n.r.): Krankenhausgeschäftsführer Fabian Linke, der Ärztliche Direktor Prof. Stefan Jäckle, Ordensschwester Luise Wahrhausen und Pflegedirektor Nils-Michael Wulf gaben beim Rundgang Ausblicke in die Zukunft des Krankenhauses Reinbek.
Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (Mitte) bei einem Rundgang gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Nina Scheer (2.v.r.) vor der Baustelle für das neue Integrierte Notfallzentrum, (v.l.n.r.): Krankenhausgeschäftsführer Fabian Linke, der Ärztliche Direktor Prof. Stefan Jäckle, Ordensschwester Luise Wahrhausen und Pflegedirektor Nils-Michael Wulf gaben beim Rundgang Ausblicke in die Zukunft des Krankenhauses Reinbek. © KH Reinbek / A. Schulz-Colberg | KH Reinbek / A. Schulz-Colberg

In Geesthacht tauschte sich Lauterbach unter anderem mit dem seit 1. November amtierenden kommissarischen Klinikdirektor Moritz Sawade (33) aus. Interimsmanager Frank Germeroth scheidet am Monatsende aus.

Verlust in Geesthacht geringer, als Lauterbach erwartet

„Es spricht von der Struktur nichts dagegen, das Haus so zu lassen“, sagte der scheidende Germeroth. „Aber am Ende entscheiden wir ja nicht“, ergänzte Moritz Sawade. Germeroth bekam anschließend noch ein Lob von Karl Lauterbach, weil der jährliche Verlust mit rund 2,5 Millionen Euro geringer ausfalle, als er erwartet habe. „Ich hatte mit dem Doppelten gerechnet“, so Lauterbach.

Bei der konkreten Umsetzung der Reform sind derweil noch viele Fragen offen, etwa wie die Finanzierung leistungsfähiger Krankenhäuser sichergestellt wird. Um die Beantwortung einiger dieser Fragen ging es auch bei dem Diskurs „Krankenhausreform: Qualität und Erreichbarkeit sichern“, die Lauterbach im Anschluss in der Halle der Buntenskampschule in Geesthacht führte.

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Vor der Halle hatte ein nach eigenen Aussagen kritischer Bürger aus Boizenburg, der „der Regierung auf die Finger schaut“, eine Demonstration angemeldet, zu der rund 30 Teilnehmer gekommen waren.

Am 10. Juli 2023 hatten sich der Bund, 14 von 16 Bundesländern und die Regierungsfraktionen auf Eckpunkte einer Krankenhausreform geeinigt, die zeitnah verabschiedet werden soll. Die Reform sieht im Kern vor, in der Fläche künftig eine Grund- und Notversorgung zu gewährleisten und spezielle Fachbereiche nur an spezialisierten Standorten anzubieten. Schleswig-Holstein hat sich im Bundesrat enthalten.