Lauenburg. Die Glocken im Schlossturm verkünden wieder die Zeit. Nur nachts sollen sie schweigen. Dafür sollen jetzt Rollos sorgen.

Seit Mitte August tönen die Glocken des Schlossturms wieder – und zwar viermal in der Stunde. Viele Zugezogene wussten bis dahin gar nicht, dass der alte Turm überhaupt Glocken hat, denn 15 Jahre waren diese stumm. Etwa 6000 Euro kostete die Reparatur des Glockenspiels. Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln des Stadthaushaltes und der Denkmalpflege. 1500 Euro steuerte die Lauenburger Bürgerstiftung bei. „Das ist eine alte Lauenburger Tradition, für die wir uns gern engagieren“, sagte Vorstandsmitglied Thomas Göthling bei der symbolischen Scheckübergabe am Schlossturm.

Wie bestellt, begannen in diesem Moment die Glocken elf mal zu schlagen. Zur Uhrzeit passte das allerdings nicht, denn es war bereits zwanzig Minuten später. „So ganz stimmt das noch nicht. Das versuchen wir noch in den Griff zu bekommen“, sagte Bauamtsleiter Christian Asboe lachend. Allerdings, so betonte er, sei die Uhr im Turm eben schon fast 250 Jahre alt. „Die wird die Zeit nie so präzise wie eine Funkuhr anzeigen“, warb er um Verständnis.

Bürgerstiftung spendet 1500 Euro für die Glocken im Schlossturm

Ein anderes Problem hatte dem Bauamtsleiter schon Sorgenfalten auf die Stirn getrieben. Auch wenn die Mehrheit der Lauenburger sich über die Wiederbelebung der Tradition freut, hatten sich einige darüber beschwert, dass die Glocken auch nachts keine Ruhe geben. „Das kann ich sogar verstehen. Auch wenn man sich sicher daran gewöhnt, nervt es anfangs den einen oder anderen“, weiß Asboe. Das Problem: Das Uhrwerk und die Glocken sind miteinander verbunden und lassen sich nicht so einfach abstellen.

Doch die Mitarbeiter des Bauamtes haben sich etwas einfallen lassen, was im ersten Moment kurios erscheint. „Wir haben mit einem Hersteller von elektrischen Rollos gesprochen. Das System, das die Rollos hebt und senkt, soll zu bestimmten Zeiten verhindern, dass sich die Glocke in Bewegung setzt. Das ganze regeln wir über eine Zeitschaltuhr“, erläutert er die ausgeklügelte Idee. Wenn alles klappt wie geplant, sind die Glocken künftig von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens still.

Bürgerstiftung fördert regionale Projekte

Thomas Göthling ist überzeugt, dass die Glocken im Schlossturm bald wieder selbstverständlich zu Lauenburg gehören wie der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ und die historische Altstadt. Unter anderem solchen Projekte in der Region zu fördern, hatten sich die Stiftungsgründer vor zwölf Jahren auf die Fahne geschrieben.

Bereits 2009 hatte die Raiffeisenbank Lauenburg ihre Idee für die Bürgerstiftung öffentlich vorgestellt, im Juli 2011 fiel der Startschuss. Ein Startkapital von 140.000 Euro hatten die Stiftungsmitglieder damals zusammenbekommen. Die Raiffeisenbank war mit 50.000 Euro dabei. Projekte werden niemals aus dem Stiftungskapital, sondern nur aus den Zinserträgen unterstützt. Im vergangenen Jahr gingen 2500 Euro an Vorhaben in der Region.