Geesthacht. Erste zwei Rotorblätter für Windpark Hamwarde sind angekommen. Nächtliche Passage erfordert gutes Augenmaß und Fingerspitzengefühl.
Die ersten beiden Rotorblätter sind in der Nacht am Dienstag, 10. Oktober, im Windpark Hamwarde angekommen. Der 82,5 Meter lange Schwertransport mit Mega-Überlänge brauchte dabei allein für die nur 5,5 Kilometer durch Geesthacht schlappe 70 Minuten. An mehreren Stellen ging es nur im Schritttempo voran. Während knapp zwei Handvoll Schaulustige das Spektakel vom Straßenrand verfolgten, durfte unser Redakteur die Strecke durch Geesthacht im zweiten Begleitfahrzeug bei Marcel Pofahl mitfahren.
Um 2.20 Uhr passieren die beiden Lkw der Firma Rostock Trans mit den XXL-Rotorblättern – sie messen jeweils 74,5 Meter, die Windräder sind am Ende fast 200 Meter hoch – die Geesthachter Stadtgrenze. Je ein Begleitfahrzeug fährt hinter einem Lkw. Marcel Pofahl steht über Funk in Kontakt mit Lkw-Fahrer Dirk Langenberg. Der Mann im Begleitfahrzeug kann zudem per Fernsteuerung den hinteren Nachläufer des Transports, also die letzten Achsen, separat steuern, damit das lange Gefährt um jedes Hindernis herumkommt.
Schwertransporte: 70 Minuten nur durch Geesthacht
Seit dem Ende der Autobahn sichern zusätzlich zwei Polizeiwagen vorn den Weg. Dazu kommen nun auch mehrere Mitarbeiter einer weiteren Firma, die nur dafür zuständig sind, störende Verkehrsschilder ab- und anschließend gleich wieder aufzubauen.
Fast viereinhalb Stunden zuvor, um 22 Uhr, waren die beiden Schwertransporter, die genau genommen Langtransporte sind, wie Marcel Pofahl klarstellt, im Hafen von Cuxhaven gestartet. Dorthin waren die Rotorblätter per Schiff geliefert worden. Auf der Autobahn können sie maximal 80 Kilometer pro Stunde fahren. Um 1.50 Uhr erreichen sie die A25. An deren Ende müssen sie eine kurze Pause einlegen, bis die Polizei den Transport freigibt.
An der Post geht es über die Mittelinsel
Durch Geesthacht geht es dann meist nur im Schritttempo. „Die engen Stellen machen die Arbeit aber erst interessant. Nur hinterherfahren kann ja jeder“, sagt Pofahl. Dabei kommt es auf Teamwork an. „Er guckt vorne, ich hinten“, so Pofahl. Das erste Mal stockt es kurz, weil ein in Gegenfahrtrichtung stehender Lkw die Fahrbahn verschmälert.
Doch an der Kreuzung an der Post geht erst einmal nichts mehr. Ansage Langenberg: „Wir müssen ein Stück zurückfahren. Hier ist ein Schild im Weg.“ Eine halbe Stunde dauert es, bis klar ist, wie die Rotorblätter durch die Linkskurve passen: Die XXL-Lkw müssen links in die Gegenfahrbahn und hinter der Kreuzung über die Mittelinsel zurück auf die rechten beiden Spuren, dann geht‘s.
Wenige Schaulustige, die sind begeistert
Robert Reiche, der gerade von der Nachtschicht nach Hause kommt, schaut dem Ganzen interessiert zu und macht ein paar Fotos. „Ich bin selber Disponent und finde das spannend. Wir haben nur 18-Tonner. Wie ruhig das hier vonstattengeht“, wundert er sich. An dieser Stelle hatte auch der Mega-Schwertransport-Koloss von Lauenburg nach Oststeinbek vor zwei Jahren seine Mühe gehabt.
50 Minuten sind bereits vergangen, da ist das größte erwartete Hindernis in Geesthacht erreicht: die Ziegenkrug-Kreuzung. Hier müssen die 82,5-Meter-Lindwürmer scharf nach links in die Oberstadt und Richtung Hamwarde abbiegen. Hier haben sich gleich mehrere Schaulustige aufgebaut. Dazu kommt ein Fernsehteam vom NDR und andere Pressevertreter. „Die Ampel ist gut mit dem Überhang. Du kannst erst mal weiterziehen“, gibt Pofahl von hinten durch. Die Kreuzung bietet letztlich genug Raum für die Gefährte mit dem unvorteilhaften Wendekreis. Andrej Wink vom Geesthachter Fachdienst Öffentliche Sicherheit ist erleichtert, dass es letztlich so einfach ging.
Um 4.15 Uhr in Hamwarde eingetroffen
Entlang der Allee an der Hansastraße kommen die Bäume dem immerhin auch 4,20 Meter hohen Schwertransport zwar bedrohlich nah, doch auch hier passt alles. Und nachdem auch der Kreisverkehr am Ortsausgang nach Hamwarde schnell passiert ist, kommen die zwei Rotorblätter schließlich um 4.15 Uhr am Windpark Hamwarde an. Das letzte Stück ging es übrigens über eine 1,7 Kilometer lange, provisorisch über einen Acker verlegte Straße.
„Ich lege mich jetzt gleich hin. Der Tag war anstrengend genug“, sagt Pofahl. Allerdings nicht im Hotel, sondern hinten in seinem Wagen, wo er auf einer einfachen Matratze zumindest für ein paar Stunden Schlaf zu finden hofft. Denn schon am Vormittag steht das Entladen an. Und später geht es dann zurück nach Cuxhaven für die nächste Fuhre nach Hamwarde.
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In der Nacht auf Donnerstag werden die nächsten Turmteile angeliefert. Das wird nicht viel weniger spektakulär. Der Transport ist zwar „nur“ etwa 60 Meter lang, dafür aber rund 80 Tonnen schwer und 4,20 Meter hoch wie breit. „Das kann wieder eng werden“, unkt Pofahl. Wenn bis dahin alles glattläuft, sollten sie in etwa zur gleichen Zeit durch Geesthacht kommen.