Geesthacht. Nirgendwo sonst wird mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen. VNW-Direktor: „Brauche solche Leuchttürme, mit denen ich werben kann.“

Das Wetter meinte es gut mit der WoGee. Zum zehnjährigen Bestehen der Wohnraumentwicklung Geesthacht GmbH & Co. KG hatte Geschäftsführer Markus Prang an den Weizenring geladen, wo das Richtfest für 87 neue sozial geförderte Wohnungen im Neubaugebiet Finkenweg Nord anstand. Pünktlich zum Richtspruch vor rund 150 Gästen hörte der Regen auf. Bürgermeister Olaf Schulze, der gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Tochtergesellschaft ist, griff in seiner Rede das Wetter auf. „Vor zehn Jahren war es grau in Geesthacht. Aber die WoGee ist unser Sonnenschein“, sagte Schulze. Denn, das strichen auch andere Laudatoren heraus: Im sozialen Wohnungsbau hat Geesthacht eine Vorreiterrolle in Schleswig-Holstein inne.

2013 war die WoGee nach einem einstimmigen politischen Beschluss in der Ratsversammlung gegründet worden. Zunächst einmal, um die damals 180 städtischen Wohnungen zu sanieren. Die seinerzeit geschätzten Kosten von acht bis elf Millionen Euro konnte und wollte die Kommune nicht stemmen. „Zum Glück haben wir unser Tafelsilber aber nicht verkauft“, sagte Olaf Schulze und verwies auf die Hansestadt Hamburg, die Wohnungen erst verkauft und später teuer zurückgekauft hat. „Die WoGee ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte“, lobte auch Geesthachts Bürgervorsteher Arne Ertelt (CDU).

WoGee hat Bestand an Sozialwohnungen mehr als verdoppelt

Ihren Wohnungsbestand hat die WoGee heute mehr als verdoppelt. Mit den 87 Wohnungen am Weizenring sind es rund 400 Wohneinheiten, von denen etwa 270 öffentlich gefördert werden. Insgesamt rund 50 Millionen Euro wurden seit 2013 in den Wohnungsbau in Geesthacht investiert. Am Weizenring ist die WoGee zudem einer der ersten Akteure, die den sogenannten dritten Förderweg im nördlichsten Bundesland nutzen.

So war es am Anfang der WoGee (v.l.): Markus Prang, Volker Manow, Andreas Breitner und Olaf Schulze.
So war es am Anfang der WoGee (v.l.): Markus Prang, Volker Manow, Andreas Breitner und Olaf Schulze. © Kai Gerullis

Dabei liegt die Miete pro Quadratmeter bei maximal 9,25 Euro. „Damit decken wir Wohnraum für mittlere Einkommensschichten ab“, betonte Jörg Sibbel (CDU), Staatssekretär im fürs Thema Wohnen zuständigen schleswig-holsteinischen Innenministerium. In einem Ein-Personen-Haushalt dürfe das Nettoeinkommen bei 2500 Euro netto liegen, um sich auf diese Sozialwohnung bewerben zu können, so Sibbel. Generell sei Geesthacht, was den sozialen Wohnungsbau angehe, mit der größte Anbieter in Schleswig-Holstein. „In den vergangenen zwei Jahren hat Geesthacht auch die zweitmeisten Sozialwohnungen in Schleswig-Holstein geschaffen“, hob Sibbel hervor, der Glückwünsche von Ministerpräsident Daniel Günther und der Landesregierung überbrachte.

Chef von Norddeutschen Wohnungsbauunternehmen lobt Geesthacht

Fachkräftemangel, gestiegene Baukosten, hohe Zinsen – Andreas Breitner, der Geschäftsführer des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen, verwies derweil auf die derzeit extrem schwierige Lage im Wohnungsbaumarkt. „Da brauche ich solche Leuchttürme, mit denen ich werben kann und sagen kann: Guck doch mal nach Geesthacht, wie die das machen“, sagte Breitner, der auch die Bemühungen in Büchen lobend hervorhob.

Richtfest für das neue Gebäude der WoGee am Weizenring.
Richtfest für das neue Gebäude der WoGee am Weizenring. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

In der gegenwärtigen Lage ist der private, frei finanzierte Wohnungsbau für Mietwohnungen praktisch zum Erliegen gekommen. Mieten von 18 bis 22 Euro pro Quadratmeter können sich halt die wenigsten Menschen leisten. „Schön ist, dass in Geesthacht jetzt auch private Investoren den sozialen Wohnungsbau für sich entdeckt haben. Und wir gehen als städtisches Unternehmen voran“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze. Am Zillmann-Park an der Geesthachter Straße etwa sind 75 Prozent der 77 Wohnungen sozial über den ersten Förderweg (Miete 6,80 Euro/Quadratmeter) gefördert.

154 Sozialwohnungen in Geesthacht fallen bis 2027 aus der Bindung

Weitere Sozialwohnungen in Geesthacht zu schaffen ist allerdings auch dringend nötig. Von 466 geförderten Wohnungen in der Stadt insgesamt (Stand Ende 2022) fallen bis 2027 ganze 154 aus der 35 Jahre laufenden Mietpreisbindung heraus, die meisten davon in 2027 (78). „Das sind aber alles keine WoGee-Wohnungen, die auslaufen“, hob Geschäftsführer Markus Prang hervor.

Bei der WoGee kommen demnächst 90 weitere Wohnungen in Düneberg aus dem Altbestand nach einer Modernisierung neu in die Mietpreisbindung hinzu, am Teichberg in Grünhof sind es 25 Wohnungen. „Wir könnten sofort mit vier bis fünf Projekten beginnen, die in Summe circa 250 weitere Sozialwohnungen bringen“, sagte Markus Prang. „Dass die Geesthachter Politik in allen größeren Neubauprojekten 25 Prozent an Sozialwohnungen einfordert, ist ein weiterer wichtiger Schritt, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, ergänzte Prang.

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Für die Sozialwohnungen am Weizenring in Geesthacht können sich Berechtigte (Wohnberechtigungsschein erforderlich) ab sofort bewerben. Optisch hat die WoGee für die Gebäude am Weizenring (Hausnummern 15 a,b – 19 a,b) eine Bebauung mit Giebelhäusern und unterschiedlichen Fassadenarten gewählt, angelehnt an die Fachwerk-Optik in der Lüneburger Altstadt. Das passe besser in ein Neubaugebiet mit Einzelhäusern. Die 87 Sozialwohnungen sind zwischen 40 und 110 Quadratmeter groß und haben ein bis vier Zimmer.