Geesthacht. Dirk Wieckhorst hält die Feuerwehr Geesthacht allein in Schuss. Er braucht Unterstützung. Doch wird sich etwas ändern?
Anfang des Jahres hielt Sascha Tönnies eine Brandrede. „Dirk Wieckhorst steht immer öfter auf verlorenem Posten“, sagte Geesthachts Wehrführer im Januar auf der Hauptversammlung der Feuerwehr in der Hauptwache am Kehrwieder. Die Hoffnung: Dass seine Worte Gehör finden mögen in den Ohren von Verwaltung und Stadtpolitik.
Dirk Wieckhorst ist der einzige hauptamtlich beschäftige Gerätewart der Freiwilligen Feuerwehr Geesthacht, und Sascha Tönnies machte sich angesichts des immer größer werdenden Arbeitspensums mit nun drei Wachen im Stadtgebiet stark für weitere Einstellungen. Und zwar möglichst schnell.
Feuerwehr Geesthacht: Retter fordern weitere hauptamtliche Gerätewarte
Ein erster Schritt auf dem Weg zu weiteren hauptamtlichen Gerätewarten ist nun erfolgt. Auf dem Hauptausschuss am Donnerstag (28. September) führte die Verwaltung aus, dass sie in der Tat einen Mehrbedarf an Gerätewarten ermittelt habe. Gleich drei weitere Vollzeitstellen wurden errechnet. Der Vortrag diente aber zunächst nur zur Kenntnisnahme der Fraktionen. Ob es wirklich im kommenden Jahr zu Neueinstellungen kommen wird, steht nicht fest.
Voraussetzung für weitere Stellen ist, dass sich alle Gremien mehrheitlich der Auffassung der Verwaltung anschließen und ebenfalls Handlungsbedarf sehen. Das Thema wird zunächst auf dem Finanzausschuss erörtert, der sich im November für die Haushaltsplanung zusammensetzt. Dann muss die Ratsversammlung im Dezember passiert werden.
Für eine Ausschreibung muss die Zustimmung zum Haushalt vorliegen
Bis es schlussendlich zu Ausschreibungen für die Stellen kommen darf, muss die Genehmigung zum neuen Geesthachter Haushalt durch das Innenministerium der Landesregierung vorliegen. Dann dürfte es bereits Frühjahr sein. Zu den finanziellen Auswirkungen gibt die Stadtverwaltung eine jährliche Mehrbelastung in Höhe von 171.214 Euro an.
Die Rückendeckung von Björn Reuter (CDU), neuer Vorsitzender des Ausschusses für Feuerwehr und Katastrophenschutz, ist bereits sicher. Björn Reuter ist auch Mitglied des Hauptausschusses. „Darüber gibt es eigentlich keine zwei Meinungen“, sagt er. „Egal, wie die Haushaltslage aussieht, das darf man eigentlich nicht ablehnen. Die Forderung ist sehr berechtigt. Ich habe auch die tiefgründigere Kalkulation gesehen. Der Bedarf ergibt sich.“
Fachkräftemangel dürfte für die neuen Stellen nicht zum Tragen kommen
Im Vergleich mit anderen Städten ähnlicher Größe in Schleswig-Holstein sei die Forderung für Geesthacht nicht übermäßig, betont Sascha Tönnies. Andere Mittelstädte hätten meist zwischen drei und fünf Gerätewarte. Itzehoe stocke die Zahl der Hauptamtlichen in der Feuerwehr gerade von fünf auf zehn auf und Pinneberg sogar von sechs auf zwölf. „Wir sind da hinterher“, meint Sascha Tönnies.
Er ist optimistisch, dass der allgegenwärtige Fachkräftemangel beim Finden von neuem Feuerwehrpersonal nicht zum Tragen kommen wird. Auch Bürgermeister Olaf Schulze glaubt, „dass wir die Stellen gut besetzen können“.
Eine handwerkliche Ausbildung wäre für Sascha Tönnies wünschenswert, zudem eine Feuerwehr-Ausbildung. Denn der Gerätewart schiebt nicht nur Innendienst, er ist auch bei Einsätzen gefordert. Und: Führerschein-Klasse C sollte er haben.
Auch Dirk Wieckhorst war zunächst ehrenamtlich bei der Feuerwehr
„Ich bin mir sicher, es gibt genug Interessenten“, sagt Sascha Tönnies. Möglicherweise sei die Stelle auch attraktiv für ehrenamtliche Feuerwehrleute aus Geesthacht und Umgebung, die ihre private Leidenschaft nun zum Beruf machen wollten. So war auch der Weg von Dirk Wieckhorst zur Festanstellung im Jahr 2004. Er stammt aus der Wehr in Grünhof-Tesperhude, ist dort zudem stellvertretender Ortswehrführer.
„Es geht generell um die Pflege und Instandhaltung aller technischen Gerätschaften in allen drei Wachen“, erklärt Sascha Tönnies den Job. Das ist schon nicht wenig Arbeit bei 164 Aktiven von Geesthacht bis Grünhof-Tesperhude. Und angesichts der Zahl der Einsätze. Im vergangenen Jahr hatte es mit 480 Einsätzen für die Gemeindewehr so viele wie noch nie gegeben, üblich sind zwischen 350 und 400 Einsätze. In diesem Jahr sind es zum jetzigen Zeitpunkt 276 Einsätze.
Dirk Wieckhorst hat Maschinenschlosser gelernt
Hinzu kommen der Unterhalt der Grundstücke und Gebäude am Kehrwieder, in Grünhof-Tesperhude und an der Mercatorstraße. Dort müssen das Areal gepflegt und anfallende, kleinere Reparaturen geleistet werden. Allein am Kehrwieder gibt es elf Stellplätze, eine Waschhalle, Umkleide-, Lager- und Schulungsräume, einen Funkraum, Büros, Kleiderkammer, einen Fernsehraum, Aufenthaltsräume und sanitäre Anlagen.
Es kommt also ganz schön etwas zusammen, wie auch ein Besuch in der Hauptwache bei Dirk Wieckhorst zeigt. Er hat Maschinenschlosser gelernt. An der Wand hängen zwei gewaschene Chemiekalienschutzanzüge, die bei Gefahrguteinsätzen verwendet werden, zum Trocknen. Sie wurden bei einer Übung verwendet. In einem Behälter lagert weitere Spezialausrüstung. Sie ist gereinigt, Dirk Wieckhorst will sie vor der Wiederverwendung aber noch auf Schäden kontrollieren und falls nötig instandsetzen.
Eine Trocknung ziehen sich manchmal über Tage hin
Die Arbeit hört eigentlich nie auf. Zur Reinigung, Kontrolle und Wartung nach Einsätzen oder auch Übungen kommen die turnusmäßigen Intervalle, innerhalb deren Fristen immer wieder Geräte geprüft werden müssen.
Und dann gibt es ja auch noch den Fuhrpark. Der Bestand ist enorm. Mehr als 20 Fahrzeuge und Anhänger müssen in Ordnung gehalten werden. Es kommen Gerätschaften hinzu wie Kettensägen, Schläuche, Strahlrohre, Schere und Spreizer, weiteres hydraulisches Rettungsgerät, Leitern, Tragen und natürlich die ganze Ausrüstung vom Helm bis zu den Stiefeln und vieles mehr. Das alles hat bisher Dirk Wieckhorst als einziger hauptamtlicher Gerätewart gestemmt.
Über einige Zusatzqualifikationen verfügt ausschließlich der Gerätewart
„Der Fahrzeugbestand wurde aufgestockt, Wartungsintervalle, die gesetzlich vorgegeben sind, haben sich verkürzt. Auch im Bereich des Atemschutzes haben sich diverse Änderungen ergeben, sodass dadurch bedingt Arbeitsmehraufwand entstanden ist, der nicht mehr von nur einem Gerätewart aufgefangen werden kann“, argumentiert die Stadtverwaltung für weitere Stellen.
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Und: „Für einige Tätigkeiten sind Zusatzqualifikationen nötig, über die ausschließlich der Gerätewart verfügt, weshalb diese Arbeiten nicht von ehrenamtlichen Kräften übernommen werden können. Da im Tagesdienst immer weniger ehrenamtliche Feuerwehrkräfte zur Verfügung stehen, würde zusätzliches hauptamtliches Personal zudem das Ehrenamt stärken“.
In diese Richtung denkt auch Sascha Tönnies: „Aufgrund des stark gestiegenen Einsatzaufkommens, der Fahrzeuganzahl und der Anzahl der Gerätehäuser ist die bisherige Unterstützung durch die ehrenamtlichen Kameraden in ihrer Freizeit in diesem Umfang nicht mehr leistbar“, sagt er.