Börnsen. Amtswehrfest am Pusutredder: Die Geschichte begann mit einem Landstreicher und führte die Börnsener bis zu „Wetten, dass..?“

Alles begann am 15. April 1923 in der Gaststätte Block, dem späteren Lindenhof. Dort kamen zwölf Männer aus Börnsen zusammen und gründeten die Freiwillige Feuerwehr (FF). Wehrführer wurde Heinrich Kiehn. Über den Anlass gibt es nur mündliche Überlieferungen: Angeblich habe es damals eine ungewöhnlich große Brandserie im Dorf gegeben, der mehrere Scheunen und Schuppen zum Opfer fielen. Später soll sich herausgestellt haben, dass ein Landstreicher die Feuer gelegt hatte.

100 Jahre existiert in Börnsen keine Gaststätte mehr. Der Lindenhof in der heutigen Ortsmitte ist mittlerweile ein Wohnhaus. Die Freiwillige Feuerwehr gibt es aber immer noch. Der runde Geburtstag wird an drei Tagen von Freitag, 9. Juni, bis Sonntag, 11. Juni, groß gefeiert. Im Mittelpunkt steht dabei das Amtswehrfest am Sonnabend, an dem alle zehn Wehren aus dem Amt Hohe Elbgeest sowie als Gäste die Kameraden aus Geesthacht und Grünhof-Tesperhude teilnehmen.

Freiwillige Feuerwehr Börnsen trat bei „Wetten, dass..?“ auf

Das älteste erhaltene Gruppenbild aus dem Jahr 1927 zeigt die Börnsener Feuerwehrkapelle (heute Musikzug).
Das älteste erhaltene Gruppenbild aus dem Jahr 1927 zeigt die Börnsener Feuerwehrkapelle (heute Musikzug). © FF Börnsen | FF Börnsen

Zu den bedeutendsten Ereignissen in der 100-jährigen Geschichte der FF Börnsen zählt die Gründung einer Feuerwehrkapelle (1924) – der heutige Musikzug. Da war die Feuerwehr gerade mal ein Jahr alt. „Trotz des schon damals harten Feuerwehrdienstes vergaßen die Kameraden die Geselligkeit nicht“, heißt es dazu im Jubiläumsband. Das älteste, erhaltene Gruppenbild zeigt die Feuerwehrkapelle im Jahr 1927.

Überregionale Bekanntheit erreichten die Börnsener, als sie sich 2021 zusammen mit den Kameraden aus Escheburg und Kröppelshagen, mit einer Außenwette in der Jubiläumsshow von „Wetten, dass..?" auftraten. Mittels Wasserdruck aus den Schläuchen musste ein Go-Kart auf einer Tartanbahn über 800 Meter schneller sein, als österreichische Leichtathleten.

Erst sieben Wehrführer in 100 Jahren

100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Börnsen: der stellvertretende Wehrführer Andreas Ebermann (l.) und Wehrführer Bernd Kreutner. Hinten der zu erklimmende Turm.
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Börnsen: der stellvertretende Wehrführer Andreas Ebermann (l.) und Wehrführer Bernd Kreutner. Hinten der zu erklimmende Turm. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

In der Anfangszeit stellte die Bereitstellung von Löschwasser die Freiwillige Feuerwehr derweil vor große Probleme. Erst nach und nach wurde aus diesem Grund in Dörfern Löschteiche errichtet. 1929 hielt eine erneute Serie von zehn Brandstiftungen die Feuerwehr auf Trab. Ob es daran lag, dass es immer weniger Freiwillige gab? Jedenfalls musste 1930 kurzzeitig eine Pflichtfeuerwehr eingeführt werden, die aber zwölf Monate später wieder abgeschafft werden konnte.

Bemerkenswert: In 100 Jahren gab es in Börnsen gerade mal sieben Wehrführer. Von so viel Konstanz können die Trainer der HSV-Fußballer nur träumen. Auf Heinrich Kiehn (1923-34) folgten Johannes Geerken (1934-45), Franz Steffens (1945-69), Erwin Fischer (1969-82), Jürgen Brügmann (1982-1994), Ralf Kreutner (1994-2018, heute Amtswehrführer) sowie dessen jüngerer Bruder Bernd Kreutner (seit 2018).

Seit 1972 steht die Wache an der Börnsener Straße

Diesen Turm müssen die Kameraden beim Amtswehrfest in voller Montur erklimmen. Rechts: Wehrführer Bernd Kreutner und sein Stellvertreter Andreas Ebermann. 
Diesen Turm müssen die Kameraden beim Amtswehrfest in voller Montur erklimmen. Rechts: Wehrführer Bernd Kreutner und sein Stellvertreter Andreas Ebermann.  © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Heute gibt es 64 aktive Kameraden. Darunter ist mit dem 65-jährigen Klaus-Dieter Fietz auch noch ein Gründungsmitglied der 1974 ins Leben gerufenen Jugendfeuerwehr, in der aktuell 28 Kinder und Jugendliche aktiv sind. Zum Fuhrpark gehören drei Groß- und zwei Kleinfahrzeuge. Die Wache befindet sich seit 1972 an der Börnsener Straße 21a. Zuvor rückte die Feuerwehr vom Sodbarg aus.

2022 zählten die FF Börnsen 130 Einsätze. Um Engpässe bei der Verfügbarkeit bei Einsätzen am Tag zu vermeiden, nur ein Dutzend Kameraden arbeitet im Ort, gibt es zudem eine gute Zusammenarbeit mit den Wehren aus den benachbarten Escheburg und Kröppelshagen.

Letztes Amtswehrfest in Börnsen wegen Elbe-Hochwasser verschoben

Die Börnsener halfen auch bei der Bewältigung nationaler Katastrophen mit: beim großen Waldbrand in Lübtheen (2019) oder der Flutkatastrophe im Ahrtal (2021). Das letzte Amtswehrfest in Börnsen im Jahr 2013 musste übrigens verschoben werden. „Damals haben wir wegen des Elbehochwassers alle Sandsäcke in Lauenburg geschaufelt“, blickt Bernd Kreutner zurück.

Die jetzigen Feierlichkeiten auf dem Festplatz am Pusutredder (liegt zwischen den Ortsteilen Börnsen und Neu-Börnsen) beginnen am Freitag, 9. Juni mit einer Party für die jüngere Generation. Beginn der „Feuerlöscher-Party“ mit DJ Crazy ist um 20 Uhr. Jugendliche ab 16 Jahren zahlen 10 Euro Eintritt an der Abendkasse.

Wettkampf der Amtsfeuerwehren am Sonnabend

Das eigentliche Amtswehrfest, an dem auch sieben Jugendfeuerwehren aus dem Amt Hohe Elbgeest teilnehmen, startet am Sonnabend mit dem Marsch der Feuerwehren vom Wendehammer (12.30 Uhr, Zur Dalbek) zum Festplatz. Der Wettkampf der Wehren, bei dem sie unter anderem in voller Montur einen Turm erklimmen müssen, steigt von 13.30 bis etwa 16.30 Uhr.

Im Anschluss beginnt um 20 Uhr eine Feier für die Eltern-Generation, die „Feuerflammen-Fiesta“ mit den Cover-Piraten, DJ Jens und einer großen Tombola (Abendkasse 15 Euro). Vergünstigte Karten für 12 Euro gibt nur noch bis Donnerstag, 8. Juni, im Gemeindebüro an der Börnsener Straße. Öffnungszeiten: 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Zu Ende gehen die 100-Jahr-Feiern der Freiwilligen Feuerwehr am 11. Juni mit dem Familien-Sonntag. Nach einem Zeltgottesdienst um 10 Uhr beginnt um 11 Uhr das Frühshoppen mit dem Feuerwehr-Musikzug Wentorf-Börnsen sowie einer Fahrzeugausstellung der Blaulichtfamilien (Feuerwehr, THW, Polizei und Rettungsdienste) und Kinderspielen.