Hanstedt. Alles vom Feinsten und genau wie früher: Auf Hof Uhlenbusch soll geheiratet, geritten und gechillt werden. Wer hinter dem Megaprojekt steckt.
- Wer als Kind seine Ferien auf dem Land verbracht hat, kennt diesen Zauber
- Das Leben verläuft auf einmal wie in Zeitlupe, die Welt steckt voller kleiner Abenteuer
- Die Rekonstruktion dieses Idylls lässt sich ein Hamburger Millionär nun einiges kosten
Manchmal haben auch Unternehmer noch Träume. So wie der Hamburger Diplom-Kaufmann Axel Robert Spielberg (63). Er will auf einem 110.470 Quadratmeter großen Grundstück in Hanstedt, auf dem einst die Jugendbildungsstätte „Haus Uhlenbusch“ des Landkreises Harburg stand, ein Projekt realisieren, wie es in Deutschland vermutlich einmalig ist.
Wohl einmalig in Deutschland: Hamburger Kaufmann baut das Dorf seiner Kindheit
Zu diesem Projekt gehören ein Gasthof, zwei Apartmenthäuser, ein Schulungszentrum, eine Reithalle, eine große Scheune, Pferdeställe und ein Heizhaus, in dem mit Hackschnitzeln geheizt wird.
Spielberg verfolgt seinen Plan mit beharrlicher Energie. Schon 2012 hat er das Gelände, das unter Landschaftsschutz steht, dem Landkreis Harburg abgekauft, für 800.000 Euro. 2014 hat er das leerstehende Uhlenbusch-Gebäude abgerissen.
Gerade ist er dabei, ein Vielfaches des Kaufpreises auszugeben, um seinen Plan zu realisieren, hier etwas Einmaliges zu schaffen. Ein Hofensemble, das seinen ästhetischen Anforderungen entspricht, das weitestgehend aus natürlichen Baumaterialien geschaffen wurde und aussieht wie ein Heidehof aus dem 19. Jahrhundert.
Aber woher kann ein Hamburger denn wissen, wie Heidjer fühlen, denken und früher gebaut haben, so fragen sich viele.
Spielbergs Großvater und Vater überlebten hier den Zweiten Weltkrieg
Spielberg, der als Person hinter seinem Vorhaben zurücktreten will und sich nicht fotografieren lässt, fühlt sich zutiefst mit der Heide verbunden. Hier hat er viele seiner Kindheitstage verbracht. Sein Urgroßvater gründete das Heideparadies, eine Waldsiedlung in Handeloh-Höckel.
Sein Großvater und Vater überlebten dort in einem Holzhaus den Zweiten Weltkrieg. Und Robert Spielberg erinnert sich noch genau daran, wie es war, damals, als er an den Wochenenden in Höckel morgens zu Fuß zum Eierkaufen stromerte, mittags in einer zwischen zwei Apfelbäumen aufgespannten Hängematte seine Mittagsruhe einhalten musste und sich in der ländlichen Idylle so ganz und gar aufgehoben fühlte.
Mit seinem Projekt will er sich einen Teil des alten Heide-Wohlgefühls zurückholen
Mit seinem Projekt will er sich einen Teil dieses Wohlgefühls zurückholen. Und es auch anderen ermöglichen, in eine Welt einzutauchen, in der der Lärm der Großstadt fern ist. In der die Vorgaben der natürlichen Topografie mit Höhenunterschieden von bis zu neun Metern respektiert werden und in der harmonisch in die Landschaft eingefügte Bauformen ein Gefühl der Entspannung fördern.
Die beiden Apartmenthäuser aus alten Ziegelsteinen, die Spielberg von Hofstellen in Polen besorgt hat, die roten Ziegeldächer, die Holzfenster - alles passt. In den bereits fertiggestellten Apartmenthäusern sollen später einmal Reiter wohnen können, die sich den Traum erfüllen wollen, mit ihrem Pferd vor der Haustür zu leben.
Denn der Blick aus den Apartments geht auf 17 Gastboxen, in denen die Pferde untergebracht sind, und auf eine große Paddockfläche. Schnell mal hinüberlaufen, schauen, wie es dem Pferd geht, ein wenig streicheln, ein bisschen gut zureden. Reiter brauchen das, weiß Spielberg. Und wenn der Tag schön ist, aufsatteln und einfach losreiten, denn die Wege auf dem Uhlenbusch-Gelände und im anschließenden Naturschutzgebiet sind sandig und damit ideal für Pferdehufe.
Steine aus einer alten Dorfstraße umgeben die Halle und integrieren glatte Gehwege
Auch zur Reithalle sind es nur wenige Schritte. Die Halle, in deren Außenmauern ebenfalls roter Stein sichtbar wird, ist mit 1800 Quadratmetern Fläche so groß wie zwei normale Reithallen. Unter dem Dach eine beeindruckende Holzkonstruktion, auf dem Dach Photovoltaik, an den Seiten geben große Fensterflächen den Blick auf den Wald frei. Das ist fast wie draußen reiten. Steine aus einer alten Dorfstraße umgeben die Halle und integrieren glatte Gehwege, die Kinderwagen und Rollatoren sanft gleiten lassen.
Wer Pferde hat, der braucht auch eine Scheune. Die entsteht gerade. Und bekommt ein großes Scheunentor, ganz so, wie es früher üblich war. Spielberg orientiert sich gern an alten Bauformen. Gegenüber der Scheune ist bis auf einen Sandaushub noch nichts zu sehen.
Mitarbeiter internationaler Firmen können hier zur Fortbildung anreisen
Doch hier, erklärt der Bauherr, soll bald ein Schulungszentrum entstehen, wo Mitarbeiter internationaler Firmen sich in schönster Umgebung weiterbilden können. Die Voraussetzungen sind günstig, der Hamburger Flughafen nur 60 Kilometer entfernt. Spielberg hat schon Anfragen. Wohnen sollen die Fortbildungsgäste in einem ländlichen Gasthof, der noch gebaut werden will – selbstverständlich im alten Stil – und über 50 Betten verfügen soll. Eine Sonnenterrasse ist ebenfalls in der Planung.
Ein wenig versteckt, und doch ein Blickfang: eine weiße Kapelle, deren Glockenturm mit hellem Klang die Stunden schlägt. Empore und Dachgestühl: natürlich Holz. Der Boden: Naturstein, neuverlegt, aber in der Optik so, als habe er schon Anfang des 19. Jahrhunderts hier gelegen.
In den Fenstern: Schmiedeeisen, das ein örtlicher Handwerker geschaffen hat. Der Besucher blickt hinaus auf dichten Wald und demnächst auf einen Teich in einer Senke, der gerade entsteht. In der Hofkapelle, deren alte Holzbänke 48 Personen fassen, sollen später Hochzeiten stattfinden.
Gotteshaus entstand in Abstimmung mit der örtlichen Kirchengemeinde
Vorher wird das Gotteshaus, das in Abstimmung mit der örtlichen Kirchengemeinde entstand, von der Landesbischöfin geweiht. Den Hochzeitspaaren soll es an nichts fehlen. Deshalb wird es im Gasthof auch einen Notarraum geben, in dem standesamtliche Trauungen durchgeführt werden können.
Spielberg überlässt nichts dem Zufall. Die Materialien nicht. Die Architektur nicht. Und nicht die Platzierung der Gebäude. Die Planung hat er selbst gemacht. „Oft habe ich mich mit einem Klappstuhl in die Landschaft gesetzt, um zu überlegen, wie dicht die Häuser zusammenstehen dürfen, damit sich niemand gestört fühlt. Und wie weit entfernt, damit es nicht zersiedelt wirkt.“
Seit 2020 baut der Hamburger in der Heide. Über die Kosten will er nicht sprechen
Seit 2020 baut der Hamburger in der Heide. Über die Kosten will er nicht sprechen. Der Hof Uhlenbusch ist für ihn ein Herzens- und kein Renditeprojekt. Handwerker und Bauunternehmen, mit denen er zusammenarbeitet, stammen aus dem Landkreis Harburg.
Bevor er etwas entscheidet, berät sich Spielberg mit Spezialisten – ebenfalls aus dem Landkreis. Mit Karl Konrad vom Jesteburger Lohhof etwa rang er um den Erhalt jedes einzelnen der alten Bäume, die den besonderen Charme des Uhlenbusch-Geländes ausmachen.
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Mit der Turniergesellschaft Luhmühlen steht er in engem Kontakt, denn für die hochklassigen Vielseitigkeits-Events werden Unterkünfte gebraucht. Und auch mit den örtlichen Gastronomen hat er sich abgestimmt. Überhaupt: Der Hof Uhlenbusch, bekräftigt Spielberg, soll die Attraktivität des Ortes Hanstedt steigern, Touristen anlocken und damit neue Impulse für den Ort geben, wovon dann auch die örtliche Gastronomie und Hotellerie profitiert.
Selbst dafür, wie er auf dem personell leergefegten Gastro-Markt noch geeignete Manpower finden kann, hat Spielberg schon einen Plan. Mit guten Arbeitsbedingungen und Wohnen am Ort will er neue Angestellte locken. Zwei Häuser im Wald, Neubauten mit allem Komfort im alten Fachwerkstil, stehen für Bewerber bereit.
Im Jahr 2026 soll Hof Uhlenbusch in der Lüneburger Heide eröffnet werden
Spielberg lebt seinen Traum, den er sorgsam hegt und in vorsichtigen kleinen Schritten verwirklicht. Im Jahr 2026 soll das Projekt fertiggestellt sein. Doch die Bürger von Hanstedt und andere Interessenten bekommen schon jetzt Zugang zum Hof Uhlenbusch: Am Sonntag, 9. Juni, lädt Robert Spielberg zu einem Tag der offenen Tür ein. Auch die beteiligten Baufirmen werden vor Ort sein und Fragen beantworten.