Hamburg. Diese und weitere ungewöhnliche Hamburger Bäume werden in einem neuen Buch vorgestellt. Wo sie stehen und was sie so besonders macht.
Sie trotzen Wind und Wetter, Dürre und Regen. Und den Klimawandel nehmen sie offenbar auf die leichte Krone: In Hamburg wachsen Bäume in den Himmel, denen die Zeitläufte und fossile Energien nichts anzuhaben scheinen.
Der neue Naturführer „Hamburgs Bäume“ nimmt die Leser mit ins Reich der Methusalems, Exoten, Straßenbäume, Sonderlinge und Parkschönheiten. Je nach einzelnen städtischen Regionen – vom Botanischen Garten über das Eppendorfer Moor bis zum Wandse-Wanderweg – gibt Autor Thomas Schmidt in dieser reich illustrierten und handlichen Publikation zahlreiche biologische und historische Informationen.
Sehenswürdigkeit in Hamburg: Der älteste Baum am Neuländer Elbdeich
Der älteste Baum in Hamburg – eine Eibe – wächst am Neuländer Elbdeich. Das genaue Alter ist zwar umstritten (die Schätzungen liegen zwischen 500 und 1000 Jahren), aber wahrscheinlich stammt der Baum aus der Zeit der ersten Eindeichung im 12. Jahrhundert und ist damit ca. 800 bis 850 Jahre alt. Biologe Schmidt gibt das Alter mit „ungefähr 800 Jahren“ an.
Schon im Jahr 1936 wurde die Eibe zu einem Naturdenkmal erklärt. Die Eibe gilt aufgrund des hohen Alters als Symbol ewigen Lebens. Doch aufgepasst: Für Menschen sind Eiben, bis auf den roten Samenmantel, äußerst giftig.
Hamburgs „Nationalerbe-Baum“ steht im Hirschpark in Nienstedten
Es muss um das Jahr 1750 gewesen sein, als sich auf einer Altonaer Viehwiese ein junger Baum zum Licht reckte. Zu jener Zeit, da in Preußen Friedrich der Große regierte und sich das dänische Altona vom Bauernort zur Gewerbe- und Handelsstadt entwickelte, setzte das kleine Exemplar (Acer pseudoplatanus) immer neue Zweige und Blätter an. Der Bergahorn sollte fortan alle Krisen überstehen – Krankheiten, Stürme und zwei Weltkriege.
Vor drei Jahren wurde dem gut 270 Jahre alten Baum im heutigen Hirschpark in Nienstedten höchste Ehre zuteil: Er ist ganz offiziell „Nationalerbe-Baum“. Bislang tragen überhaupt nur wenige imposante Bäume in Deutschland diesen Titel, darunter die Dicke Linde in Heede (Emsland).
Der Hamburger Bergahorn mit 5,55 Meter Umfang bringt es auf eine Höhe von 22 Metern. Im Buch fehlt allerdings der Hinweis, dass dem Baum ständig beste Betreuung zuteil wird, sonst wäre er nicht so alt geworden. Er bekommt nach Angaben des Bezirksamtes Altona Expertenpflege vom Feinsten und regelmäßige Check-ups mit Schönheitskorrekturen.
Taschentuchbaum und Co – Exoten im Botanischen Sondergarten und im Jenischpark
Hatschi! Das ist der Taschentuchbaum. Die fotogene, aus China stammende Pflanze, ist eine Zierde so mancher Gärten, darunter im Botanischen Sondergarten Wandsbek und in Planten un Blomen. Zur imposanten Blüte gehören jeweils zwei cremeweiße Hochblätter.
Eine andere Bezeichnung für dieses bis zu zwölf Meter hohe Gewächs ist „Taubenbaum“, weil es aus der Ferne so aussieht, als hätten sich weiße Tauben auf ihm zur Rast niedergelassen, schreibt Autor Schmidt.
Ein Spaziergang durch den Jenischpark ist besonders reizvoll. Hier wachsen weitere Exoten wie der Japanische Schnurbaum, der Mammutbaum und ein riesiger Ginkgo. Er ist mehr als 150 Jahre alt und damit der älteste seiner Art in Hamburg. Der mit 240 Jahren vermutlich älteste Ginkgo Deutschlands steht südöstlich von Braunschweig.
Der erste Baum in Planten un Blomen war eine Platane
Bereits Alfred Brehm (1829–1884), der berühmte Zoologe und Verfasser von „Brehms Thierleben“, lustwandelte einst an dieser Platane vorbei – dem inzwischen ältesten Baum in Planten un Blomen.
Gepflanzt wurde die Platane im Jahr 1821 von dem Gymnasial-Professor Johann Georg Christian Lehmann, weshalb sie auch „Lehmann“-Platane genannt wird. Sie steht in der Nähe des Dammtor-Bahnhofs.
Hamburg-Ottensen: Die Dichter-Linde ist Gottlieb Klopstock gewidmet
Die Klopstock-Linde steht vor der Christianskirche in Hamburg-Ottensen. Gepflanzt wurde sie um das Jahr 1805, kurz nach dem Tod des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803), der dort begraben liegt. Klopstock gilt als Begründer der Erlebnisdichtung.
Hamburgs Straßenbäume – die ältesten stehen in Othmarschen und Harburg
In Hamburg ragen 225.000 Straßenbäume in den Himmel. Fast die Hälfte sind Eichen und Linden, schreibt Schmidt. Bei den Eichen handelt es sich in den meisten Fällen um Stieleichen, bei den Linden sind es die Holländischen Linden.
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Die Hälfte der Straßenbäume ist älter als 40 Jahre, 26.000 haben mehr als 80 Jahre auf dem Holz. Die ältesten Straßenbäume sind zwei Stieleichen, die 1720 gepflanzt wurden. Eine steht am Albertiweg in Othmarschen, die andere an der Cuxhavener Straße in Harburg.
Zu Recht heißt es in dem Buch, dass Straßenbäume erheblichen Belastungen ausgesetzt sind. Giftige Abgase und winterliches Streusalz machen ihnen zu schaffen. Auch können sie ihre Wurzeln nicht voll entfalten. Mehr über die Straßenbäume kann man im Hamburger Straßenbaumkataster erfahren.
Das Buch „Hamburgs Bäume“ (Junius Verlag Hamburg, 152 S., 18 Euro) gibt es in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah 18-32 und online: https://shop.abendblatt.de/Hamburgs-B%C3%A4ume/products/3702?locale=de