Ramelsloh. Deutschland-Takt: Bahn hält offenbar an Plänen für Neubau der Strecke Hamburg-Hannover fest. Für Anwohner hätte das schwere Folgen.
Im Landkreis Harburg herrscht angesichts der Angst vor einer Bahntrasse, die Gemeinde und Dörfer zerschneiden würde, weiterhin Unruhe. Bürgerinitiativen, unterstützt von Politikern auf Bund-, Land- und Kommunalebene, stellen sich weiter gegen Pläne der Deutschen Bahn für eine mögliche Neubautrasse zwischen Hamburg und Hannover.
Eine Demonstration am Sonnabendnachmittag in Seevetal-Ramelsloh zog etwa 300 Protestler an, die sich für den Ausbau der bestehenden Strecke statt einer Neubautrasse durch ihren Landkreis einsetzten. Die Aktion reihte sich zum bundesweiten Aktionstag zum Thema „Bürgerbahn statt Größenwahn“ ein.
Hamburg-Hannover: Neue Strecke in einem Korridor entlang der Autobahn 7
Wie mehrfach berichtet, gibt es Pläne der Deutschen Bahn, im Zuge des „Deutschlandtakts“ eine neue Strecke in einem Korridor entlang der Autobahn 7 zu bauen. Damit soll die Fahrzeit zwischen Hamburg und Hannover verkürzt werden und mehr Kapazitäten für den Güterverkehr geschaffen werden.
Doch diese Pläne stoßen bei einigen Bürgern des Landkreises Harburg seit Bekanntwerden auf Widerstand. Sie bestehen auf einen Ausbau der bestehenden Strecke, die über Lüneburg und Celle verläuft. Eine Option, die bereits nach jahrelanger Diskussion in einem Dialogforum 2015 ausgehandelt wurde.
„Wir sind gegen eine Neubautrasse“, betont Landrat Rainer Rempe
„Es ist wichtig, dass wir zeigen, wofür wir stehen: Wir sind gegen eine Neubautrasse“, betont Rainer Rempe (CDU), Landrat des Kreises Harburg. „Es soll endlich das realisiert werden, was 2015 uns allen versprochen wurde.“ Die Sanierung der bestehenden Strecke verzögert sich derweil weiter. Ursprünglich sollte sie 2026 beginnen, nun ist ein Start für 2029 anvisiert.
“Ich glaube erst, dass die Sanierung stattfindet, wenn Wirtschaftsminister Olaf Lies eine schriftliche Bestätigung der Bundesregierung und der Bahn vorliegen hat. Darauf müssen wir jetzt drängen”, erklärte Niedersachsens ehemaliger Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU).
Landkreis-Politiker betonen Zusage zu Ausbau der Bestandsstrecke über Lüneburg
Rainer Rempe bestätigte, dass Lies bisher keine schriftliche Bestätigung habe, die besagt, dass die Generalsanierung 2029 kommt. Das habe ihm der Minister in der vergangenen Woche mitgteilt. “Wir müssen Druck erhöhen, Lippenbekenntnisse reichen nicht”, so der Harburger Landrat.
Auf dem Veranstaltungsgelände hörten sich die Protestler die Reden der Politiker an. In diesen betonten die Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler (SPD), Michael Grosse-Brömer (CDU), die Landtagsabgeordneten Bernd Althusmann (CDU), Jan Bauer (CDU) sowie Landrat Rainer Rempe (CDU) und Peter Dörsam (Projektbeirat Alpha-E) ihre ablehnende Haltung zum Neubau und bekräftigten die Zusage zu einem Ausbau der Bestandsstrecke über Lüneburg.
Jan Bauer (CDU), Landtagsabgeordneter Niedersachsen, deutet auf ein grundlegendes Problem hin: „Es wird über Neubauvarianten philosophiert, aber wir brauchen im Nahverkehr das Geld. Wir haben schon bestehende Strecken, die nicht saniert werden können, weil das Geld dafür fehlt.“
In Ramelsloh: Symbolische Bürgerbahn und falsche 500-Euro-Scheine
Durch Ramelsloh gab es deswegen für einen Nachmittag unter anderem eine Fahrt mit einer symbolischen Bürgerbahn. Von Axel Becker (Bürgerinitiative Y-Monster) wurden unechte 500-Euro-Scheine verteilt, die für den Geldverbrauch der Bahn für die Neubauplanungen stehen sollen. Auf einem Feld entzündeten die Protestler Fackeln.
Trotz der lautstarken Diskussionen in der Vergangenheit und des engagierten Protestes war das Interesse der Bürger verhalten. Man habe mit mehr Teilnehmern gerechnet, hieß es aus Reihen der Bürgerinitiativen. Dies zeige jedoch auch, dass die Leute weiterhin wach gehalten werden müssen, damit der Protest nicht in Vergessenheit gerät.
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Bei den letzten Protestatkioen kamen teilweise mehr als 1000 Teilnehmer. Bereits am Sonnabendvormittag gab es eine Infoveranstaltung der Seevetaler Bürgerinitiative „Trassenalarm“ in der Wassermühle Karoxbostel.
Wie die weiteren Planungen für einen Aus- oder Neubau laufen, ist nicht bekannt. Große Neuigkeiten gab es am Wochenende nicht. Doch die Bürgerinitiativen des Landkreises Harburg haben klar gemacht: Sie werden weiterhin für ihre Forderungen kämpfen.