Hoopte. Nachdem einige Jahre das Restaurant immer wieder geschlossen war, stellt sich der Familienbetrieb neu auf. Was die Inhaber planen.
In Grubes Fischerhütte kommt bald wieder fangfrischer Fisch auf den Tisch. Nachdem das Restaurant vier Jahre lang geschlossen beziehungsweise nur eingeschränkt geöffnet war, soll der Betrieb nun wieder aufgenommen werden. Nach den Corona-Lockdowns und -Einschränkungen, die allen Gastronomen Probleme bereiteten, starb 2022 Wilhelm Grubes Ehefrau, die in dem Restaurant entscheidend mitwirkte. Nun hat Grube (68) sein Unternehmen neu strukturiert und das Team neu aufgestellt: Der Senior wird von seinen beiden Söhnen, Per (31) und Jonas (19), maßgeblich unterstützt. Sie sind seit Jahresbeginn Miteigentümer des Unternehmens. Am Freitag, 23. Februar, wird das beliebte Fischrestaurant in Hoopte (gegenüber Zollenspieker) wieder eröffnet – mit einigen Neuerungen.
Wilhelm Grube und seine beiden Söhne – alle drei sind gelernte Fischer – werden in allen Bereichen arbeiten, im Restaurant, im Büro, im Einkauf und beim Fang und der Verarbeitung der Fische. Der Senior bezeichnet sich als „Feuerwehrmann“, der überall dort mitanpackt, wo es gerade brennt. Gemeinsam mit Sohn Jonas Grube wird er aber vor allem Fischgerichte kochen.
Grubes Fischerhütte: Nach langer Zeit gibt es wieder Stint
Wilhelm Grube und seine Söhne zählen zu den wenigen noch existierenden Elbfischern. Die Oberelbe ist ihr Revier. Dort fangen sie, als einzige Hamburger Fischer, nun Stint. „Bisher sind nur wenige Stinte in unseren Reusen gelandet“, sagt Wilhelm Grube, der den beliebten Speisefisch seit Jahrzehnten aus der Elbe holt, wenn er vor allem in der Zeit zwischen Mitte Februar und Ende März in größeren Schwärmen aus der Nordsee kommt und zum Laichen die Oberelbe hinauf zieht. „Die Menge des Stints, den wir fangen, wird aber leider von Jahr zu Jahr weniger“, sagt Grube und fügt hinzu: „Im besten Fall gibt es mal eine Saison, in der die Zahlen stagnieren.“
Laut einer Studie der Hamburger Umweltbehörde ist der Stint „von zentraler ökologischer Bedeutung“ und steht mittlerweile „auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands“. Eine Ursache für den Rückgang des Stints in der Elbe ist nach Erkenntnissen der Wissenschaftler mangelnder Sauerstoff. Die Stiftung Lebensraum Elbe kam schon 2020 laut einem Gutachten zu dem Schluss, dass die Abnahme der Stintpopulation unter anderem mit Unterhaltungsbaggerarbeiten, dem Verlust von Flachwasserbereichen im Mühlenberger Loch und Kühlwasser-Entnahmen im Bereich der Laich- und Aufwuchsareale des Stints im Zusammenhang steht.
Die Elbfischer beliefern knapp 20 Gastronomen aus der Region mit Stint
Rund 120 Reusen haben die Fischer zwischen Bullenhausen (gegenüber Oortkaten) und Drage (gegenüber Neuengamme) gelegt. Sie werden jeden morgen kontrolliert und geleert. Auch als sein Restaurant geschlossen war, fing Grube Stint – „für andere Gastronomen und einige private Kunden“. Aktuell beliefert er „knapp 20 Gastronomen aus der Region“ und auch den Großhandel. In den 80er-Jahren habe es „irre Mengen“ an Stint gegeben, erinnert sich Grube: „Damals konnten wir nach Bedarf fangen.“ In den Spitzenzeiten belieferte der Fischer fast 100 Gastronomen in ganz Norddeutschland mit Stint.
Der frisch gefangene und verarbeitete (ausgenommene) Stint wird von den Restaurantbetreibern bei Grube in Hoopte abgeholt. Weitere Fische werden vakuumverpackt eingefroren und zum Großhandel gebracht. Die Grubes fangen auch andere Fischarten, sind das ganze Jahr über auf dem Wasser. „Die kommenden sechs Wochen fangen wir aber nur Stint, da haben wir keine Zeit für anderen Fisch. Ab April geht es dann auf Aalfang.“ In einem Bassin hinter dem Restaurant werden Forellen gezüchtet.
Das Team ist deutlich kleiner als vor Beginn der Pandemie
Grubes Fischerhütte öffnet künftig von Donnerstag bis Sonntag. Speisen gibt es zwischen 11.30 und 14.30 Uhr sowie von 17 bis 20 Uhr. Vor Corona sei das Restaurant an sechs Tagen durchgehend geöffnet gewesen, sagt Grube, „aber Personal ist inzwischen sehr schwer zu kriegen“. Nur wenige aus der alten Mannschaft seien noch an Bord des heute zwölf Mitarbeiter zählenden Teams. „Früher waren es mehr als doppelt so viele Mitarbeiter“, sagt der Berufsfischer.
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Jetzt müsse „dringend Geld in die Kasse“, betont der Senior. „Jahrelang haben wir schließlich nur stark eingeschränkt Geld verdient.“ Doch das ist nicht so einfach, denn in den vier Jahren, in denen das Restaurant geschlossen war, seien die Preise, die Grube etwa im Einkauf und für Energie bezahlt, „um mindestens ein Drittel gestiegen“. Deshalb wurde der Preis für das Fischbüfett deutlich angehoben: Es kostet nun 35 statt wie zuletzt 25 Euro. Dafür können sich die Gäste so oft bedienen, wie sie wollen. Aufgetischt werden Stint, Brathering, Matjes, Lachs und weitere Fischsorten, geräuchert, gebraten, eingelegt und auch in Form einer Fischsuppe, sowie Beilagen. „Die Preise für die Fischbrötchen haben wir schon vergangenes Jahr deutlich erhöhen müssen.“ Tellergerichte soll es gar nicht mehr geben.
Fisch „to go“: Ein Kilo Stint wird voraussichtlich 18 Euro kosten
Geöffnet werde vorerst nur die obere Etage (160 Sitzplätze) des Restaurants. Der untere Bereich mit noch einmal so vielen Plätzen bleibe geschlossen. Reservierungen sind möglich, unter Telefon 04171/60 18 50. „Das Büro öffnet kurz vor dem Neustart“, sagt Grube. Das Restaurant liegt direkt an der Fähre, die zwischen Hoopte und Zollenspieker im Zehn-Minuten-Takt pendelt. Nach der Winterpause beginnt der Fährbetrieb wieder am 1. März und endet am 30. November. Bis Ende Oktober ist die Fähre montags bis freitags von 6 bis 20 Uhr sowie an den Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 20 Uhr unterwegs. Im November sind die Fährzeiten verkürzt.
Der Außer-Haus-Verkauf beginnt bereits am 22. Februar und ist immer donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Stint soll es auch „to go“ geben. Das Kilo ungebratener, küchenfertiger Fisch wird voraussichtlich 18 Euro kosten.