Geesthacht. Parkplätze, Busfahrpläne, Umleitungen – die wichtigsten Fragen zur bevorstehenden Vollsperrung der Geesthachter Elbbrücke.
Wo wohl die vielen, vielen Autos abbleiben werden? Es ist 17.15 Uhr, und die Fahrzeuge rollen im Feierabendverkehr Stoßstange an Stoßstange über die Elbbrücke beim Geesthachter Stauwehr. Nur selten zeigt sich eine Lücke in der Blechlawine. 192 Pkw und Transporter fahren auf der B 404 in nur fünf Minuten an den wenigen Passanten auf dem Gehweg vorbei.
Doch dieses Verhältnis wird sich in Kürze dramatisch umkehren. Am Montag in den frühen Morgenstunden ist hier Schluss mit dem endlosen Strom der Automobile. Dann ist die Brücke wegen Reparaturarbeiten vom 4. Juli bis zum Ende der Sommerferien in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, bis einschließlich zum 28. August, für den Verkehr gesperrt.
Die Fahrbahn wird durch die Arbeiten große Löcher und Lücken bekommen, ein Passieren ist schlichtweg ausgeschlossen. Aber welche Arbeiten stehen genau an, wie werden die Autos umgeleitet und wo befinden sich Parkplätze für Pendler? Die LL/bz beantwortet die wichtigesten Fragen.
Geesthachter Elbbrücke: Diese Arbeiten stehen an
Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) lässt die Wehrbrücke grundhaft seit Ende vergangenen Jahres instand setzen. Die Arbeiten beinhalten unter anderem die Erneuerung des Brückenbelages einschließlich der Abdichtung im Fahrbahnbereich, Erneuerung der Übergangskonstruktionen an den Bauwerksenden, die Betonage des Ballastbetons an den Brücken-Widerlagern sowie den Einbau des Betons für die Bodenblechverstärkung inklusive Schließung der Betonieröffnungen des Fahrbahndeckbleches und das Verstärken eines Pfeilers mit einem Lagerwechsel.
Zudem wird die Sanierung des Gehweges Ost fortgesetzt. Das Land Niedersachsen erneuert die Fahrbahn sowie die Radwege der B 404 zwischen der Anschlussstelle Rönne und der Wehrbrücke. Die Gesamtkosten sind auf rund 15 Millionen Euro taxiert worden, sie trägt der Bund. Das war aber vor Entdeckung weiterer Schäden im April.
Die Vollsperrung bedeutet nicht das Ende der Arbeiten. Im Anschluss geht es mit der Sanierung in den Gehwegbereichen bis in den Herbst weiter. Die Gewichtsbeschränkung für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen bleibt bestehen.
Wer kann die Elbbrücke während der Sperrung überqueren?
Für Fußgänger, Radfahrer und zum Beispiel Rollstuhlfahrer wird der Gehweg auf der westlichen Seite – in Fahrtrichtung Niedersachsen ist das die rechte Seite – offengehalten. Aber: Der Weg ist an seiner schmalsten Stelle über dem Wehr nur 1,50 Meter breit. Damit breitere Fortbewegungsmittel wie Lastenfahrräder sich und den Weg nicht blockieren, wenn sie sich begegnen, ist auf jeder Seite eine Ampel aufgestellt, die für eine Strecke von 600 Metern die Räder wechselseitig durchlassen. Die Wartezeit auf das nächste Grün beträgt etwa sieben Minuten. Auf Rollstühle und Kinderwagen müssen Radler besondere Rücksicht nehmen. Die Verkehrsabwicklung wird durch Ordnungsbehörden beobachtet. Fußgänger sind vom Rotlicht nicht betroffen. Die Maßnahme erfolgte „auf ausdrückliche Bitte der Samtgemeinde Elbmarsch sowie der Stadt Geesthacht“, erklärt der LBV.SH.
Wie werden Autos umgeleitet?
Auf der Seite der Samtgemeinde Elbmarsch haben die Behinderungen bereits begonnen. Die Abfahrt von Rönne nach Geesthacht ist seit Montag nicht mehr befahrbar, weil die Busspur für die Wendemöglichkeit des Linienbusses hergestellt wird. Wer nach Geesthacht will, muss auf die B 404 Richtung Lüneburg auffahren, in Eichholz abfahren, um dann die Geesthachter Richtung einzuschlagen.
Offiziell werden folgende Umleitungsstrecken während der Vollsperrung ausgeschildert: Überörtlicher Verkehr fährt – von der Elbmarsch aus gesehen – über die A 39, die A 1 und die A 25 durch Nutzung der Elbbrücken im Zuge der A 1. Der nicht autobahnfähige Verkehr – weil durch die Bauart des Fahrzeuges nur eine Geschwindigkeit von unter 60 Stundenkilometern möglich ist – möge die B 209 und B 5 (inklusive Elbbrücke Lauenburg) nutzen. Der Lokalverkehr aus Rönne/Marschacht wird über die L 217 zur B 209 und umgekehrt geführt.
Und dann gibt es noch die Elbfähre zwischen Zollenspieker und Hoopte. Sie verkehrt von 6 bis 20 Uhr, am Wochenende von 9 bis 20 Uhr.
Elbbrücke wochenlang gesperrt: Wie reagiert der ÖPNV?
Die Vollsperrung der B 404 betrifft natürlich auch den ÖPNV, der die Orte beiderseits der Elbe mittels Bussen verbindet. Die Linien 4400 aus Bergedorf und 539 aus Geesthacht beginnen und enden in der Zeit der Brückensperrung an einer provisorischen Ersatzhaltestelle auf der Elbinsel. Die Anschlusshaltestelle in Rönne erreichen Fahrgäste über einen Fußweg auf der Brücke, der etwa 1300 Meter misst.
Zwischen Rönne-Brücke und Avendorf/Bütlingen stellt ein Pendelbus den Anschluss her. Zwischen Bergedorf und der Elbinsel fährt die Linie 4400 in der Zeit der Brückensperrung häufiger: montags bis freitags zwischen 6 und 9 Uhr und zwischen 15 und 19 Uhr alle 15 Minuten, von 9 bis 15 Uhr alle 30 Minuten. Der für den Zeitraum der Brückensperrung eingerichtete Pendelbus (Direktbus Rönne Brücke – Winsen Bahnhof) fährt montags bis freitags bereits ab 5 Uhr in Richtung Winsen und ist im Linienfahrplan 4404 dargestellt.
Informationen über Verbindungen finden Fahrgäste unter HVV.de oder die HVV-App fürs Handy. Auskunft erteilt der HVV unter 040/194 49.
Wo können Pendler ihre Fahrzeuge abstellen?
Auf Geesthachter Seite sind drei Standorte auf der Elbinsel eingerichtet: ein Parkplatz, der auf der Westseite der Insel bei der Abfahrt aus Richtung Geesthacht liegt, zudem zwei Parkmöglichkeiten auf der Ostseite. Hier kann an der Straße „An der Schleuseninsel“ in zwei Bereichen entlang des Grünstreifens geparkt werden. Die Bereiche werden markiert. „Die Fahrzeuge werden in diesen Bereichen geduldet, Sicherheitsgarantien für Fahrzeuge oder den Inhalt darin werden nicht übernommen“, teilt die Stadtverwaltung Geesthacht mit. Zudem gibt es kurz hinter der Schleusenbrücke die Möglichkeit, Fahrräder direkt an der B 404 abzustellen. Von diesen Parkflächen aus lässt sich dann zu Fuß oder mit einem auf dem Fahrradstellplatz deponierten Fahrrad die gesperrte Wehrbrücke passieren.
Während der Zeit der Brückensperrung werden von der Samtgemeinde Elbmarsch unentgeltlich Abstellflächen für Pkw im Bereich der Brückenauf- und -abfahrten Rönne (südlich der Elbuferstraße), zur Verfügung gestellt. Auf dem P+R-Platz direkt an der Bushaltestelle Rönne wird ein mit einem Bauzaun abgegrenztes und abschließbares Areal zum Abstellen von Fahrrädern zur Verfügung gestellt. Gleiches wird von der Samtgemeinde auf der Ostfahrbahn der B 404 auf der Elbinsel angeboten. Diese Abstellmöglichkeit wird erst am 4. Juli ab circa 14 Uhr bereitgestellt. Schlüssel für die Zugänge werden im Rathaus der Samtgemeinde gegen ein Pfand von 20 Euro während der Öffnungszeiten ausgegeben. Weitere ungesicherte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder werden auf der B 404 vom LVB.SH hergestellt.
Auch Geesthachter Firmen am Schleusenkanal haben bereits auf die Situation reagiert. Bei Famila stehen neuerdings Schilder, die eine Parkscheibe verlangen und eine Höchstparkzeit von zwei Stunden erlauben. „Das ist nur während der Zeit der Brückensperrung“, erklärt Marktleiter Marcel Elvers. Die Maßnahme diene dem Schutz der Kunden vor Langzeitparkern, die sich von hier aus auf den Weg über die Brücke machen würden.
Geesthachter Elbbrücke: Wie überbrücken Firmen die Sperrung?
Bekannt geworden ist die findige Maßnahme des LADR Laborverbunds Dr. Kramer & Kollegen und seines Logistikers Intermed. Aus der Elbmarsch müssen viele Bluttests aus Praxen zeitnah ins LADR-Labor nach Geesthacht transportiert werden – das geschieht mit E-Bike und Anhänger über die Elbe. Bei der Feuerwehr in Rönne, die als Kooperationspartner gewonnen wurde, werden die gesammelten Proben von einem Transporter angeliefert und anschließend von einem Radkurier weitergefahren.
Sowohl Rad als auch die Transportbox – Eigengewicht 120 Kilo plus Zuladung von maximal 120 Kilo – werden beim Antrieb jeweils von einem Akku unterstützt, sodass nur wenig Krafteinsatz des Fahrers notwendig ist. Den Fahrdienst erledigen 18 Schüler und Schülerinnen aus Schulen von beiden Elbseiten. Intermed würde gern vorsorgen, falls die Arbeiten während der Sommerferien doch nicht fertig werden sollten und die jungen Fahrer in die Klassen zurückkehren. Wer an einem möglichen Einsatz als Kurier Interesse hat, kann sich gern beim Unternehmen melden.