Lüneburg. In der Region Lüneburg nimmt Zahl der gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt zu. Wo Betroffene Beratung und Unterstützung erhalten.

Für Frauen, die von ihrem Partner körperlich oder psychisch misshandelt werden, ist der Weg raus aus der gewalttätigen Partnerschaft meist schwierig und langwierig. Im Raum Lüneburg ist jetzt jedoch eine positive Entwicklung zu beobachten: Mehr Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, gehen zur Polizei oder zu einer Beratungsstelle. So wird eine Gewaltspirale durchbrochen, die auch die Kinder der Familien leiden lässt.

490 Fälle hat die Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) Lüneburg für das Jahr 2023 verzeichnet. 89 davon gehen auf Frauen zurück, die sich selbst dort gemeldet haben. Die restlichen 401 Fälle wurden von der Polizei an die BISS weitergegeben, damit die Frauen Unterstützung erhalten. Im Jahr zuvor waren es noch 466 Fälle gewesen, 339 davon gingen über die Polizei. Das entspricht einem Anstieg der gemeldeten Gesamtfälle um etwa fünf Prozent, von der Polizei wurden sogar etwa 18 Prozent mehr Taten aufgenommen.

Bei häuslicher Gewalt wenden sich mehr Frauen an Polizei und Beratungsstellen

Die steigenden Zahlen weisen nicht unbedingt darauf hin, dass die Fälle häuslicher Gewalt zugenommen haben. Vielmehr werden mehr Taten sichtbar. „Das Dunkelfeld wird aufgehellt. Betroffene Frauen suchen sich eher Hilfe und auch Nachbarn, Freunde und Lehrkräfte sind aufmerksamer geworden“, sagt Kathrin Richter, Polizeihauptkommissarin und Moderatorin des Runden Tischs gegen Gewalt in der Familie in der Region Lüneburg.

Der Runde Tisch gegen Gewalt in der Familie ist ein Netzwerk in Lüneburg, das sich dafür einsetzt, das Opfer von häuslicher Gewalt Hilfe erhalten.
Der Runde Tisch gegen Gewalt in der Familie ist ein Netzwerk in Lüneburg, das sich dafür einsetzt, das Opfer von häuslicher Gewalt Hilfe erhalten. © Landkreis Lüneburg | Pressestelle Landkreis Lueneburg

Möglichst viele Menschen für Gewalt in der Familie zu sensibilisieren, sodass sie Zeichen erkennen und angemessen reagieren – das ist eines der Ziele des Netzwerks, in dem 21 Institutionen vertreten sind. Denn den meisten Opfern fällt es sehr schwer, sich Hilfe zu suchen. Die Gründe seien vielfältig und komplex, meist spiele Scham eine große Rolle, sagt Eleonore Tatge, Vorstandsvorsitzende des Kinderschutzbundes in Lüneburg. „Die Frauen geben sich selbst die Schuld an der Situation.“

„Rad der Gewalt“: Auf die Taten folgen Reue und Harmonie

Gewalt gegen Frauen folge in der Regel einem ähnlichen Ablauf, Tatge spricht vom „Rad der Gewalt“. Die erste Tat sei oft eine Reaktion auf eine Veränderung, wie das Zusammenziehen, eine Heirat oder eine Schwangerschaft. In der anschließenden Phase der Reue entschuldige sich der gewalttätige Partner und verspreche Besserung. Es folge eine sehr harmonische Phase, der sogenannte Honeymoon, bis es erneut zu Konflikten komme.

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Diese Gewaltspirale ziehe sich mit der Zeit immer weiter zu, sagt Tatge. Das Opfer werde zudem zunehmend kontrolliert und von ihren Sozialkontakten isoliert. Umso wichtiger sind aus Sicht der Experten Ansprechstellen, an die sich Betroffene und Zeugen werden können.

Häusliche Gewalt: Hier gibt es Hilfe für Betroffene in Lüneburg

Hilfe bei Gewalterfahrung gibt es in Stadt und Landkreis Lüneburg an mehreren Stellen und für unterschiedliche Schwerpunkte. Das Frauenhaus und die Beratungsstelle BISS zählen ebenso dazu wie die Initiative ProBeweis, der Weiße Ring, das Kinderschutzzentrum Nordostniedersachsen und die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen. Auch beim Jugendamt und im Familienzentrum Ma Donna wird Frauen und ihren Kindern geholfen.

Eine Übersicht der Beratungs- und Hilfsangebote hat das Netzwerk auf der Seite www.gegen-gewalt-in-der-familie.de zusammengestellt.