Harburg. Im Landkreis Harburg verzeichnet Polizei mehr Fälle mit solchen Inhalten in Chatgruppen und will mit Prävention dagegen halten.

Das Erfreuliche zuerst: Die Zahl der im nördlichen Niedersachsen verübten Straftaten ist 2021 zum sechsten Mal in Folge gesunken. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten Kriminalstatistik hervor. Fast 70.000 Ermittlungen wurden im vergangenen Jahr im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg abgeschlossen und an die Staatsanwaltschaft abgeben.

Im Bereich des Landkreises Harburg verzeichnete die Polizeiinspektion 12.594 Strafverfahren. Aufgeklärt wurden in Harburg 60 Prozent der Taten. Delikte wie Einbrüche, KFZ-Diebstähle und Tötungsdelikte gehen stetig zurück. Die schlechte Nachricht: Es gibt es immer mehr Verfahren wegen des Teilens von kinder- und jugendpornografischen Inhalten in Chatgruppen. Oft sind die Täter selbst noch nicht volljährig.

Bilder finden sich meistens in geschlossenen WhatsApp-Gruppen

In 117 Fällen sind die Ermittler der Polizei im Landkreis Harburg auf solche Bilder in meistens geschlossenen WhatsApp-Gruppen aufmerksam geworden. Dabei handelt es sich überwiegend um Gruppen, die Kinder und Jugendliche zum Austausch untereinander oder mit ihren Klassenkameraden verwenden. Hinweise auf diese Bilder bekommt die Polizei von Eltern und Lehrern aber auch von Schülern. #Die Beamten gehen davon aus, dass vor allem der unbedarfte Umgang mit solchen Dateien bei Jugendlichen im Vordergrund stehen. Doch auch das stellt eine Straftat da und wird von der Polizei in jedem Fall verfolgt. „Wir begegnen der Problematik mit weiteren Präventionsangeboten, um die Jugendlichen und deren Eltern zu sensibilisieren”, sagte Frank Freienberg, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes in Buchholz.

Andere Straftaten im Internet sind dagegen nach einem starken Anstieg im ersten Corona-Jahr wieder um etwa 20 Prozent gesunken. Dazu zählen zum Beispiel Fake-Shops, die besonders zu Beginn der Corona-Krise massenhaft online erstellt wurden. In 1600 Fällen im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg kam die bezahlte Ware nie beim Geschädigten an. Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Taten, bei denen kein finanzieller Schaden entsteht, werden kaum zur Anzeige gebracht. Da sich immer mehr Betrugsfälle im Internet ereignen, hat die Polizei aufgerüstet. „Mit modernster Technik und der gezielten Aus- und Fortbildung unserer Mitarbeiter setzen wir die konsequente Strafverfolgung im digitalen Raum durch”, sagt Polizeipräsident Thomas Ring.

Wie sich Verbrecher auf die immer stärkere Nutzung von Technik einstellen, zeigen die Zahlen der KFZ-Diebstähle. Bei vielen der 75 im Landkreis Harburg gestohlenen Pkw nutzten die Täter die Technik aus, um die Autos ohne eine Beschädigung zu entwenden. Die organisierten Banden fokussieren sich dabei laut Polizei auf hochwertige Fahrzeuge. „Lagern sie bitte ihre Kfz-Schlüssel in entsprechenden Sicherheitsboxen. Dadurch wird das vom Keyless-Go-Schlüssel ausgehende Signal abgeschirmt“, empfiehlt Thomas Meyn als Leiter der Polizeiinspektion Harburg.

Zahl der Autodiebstähle sinkt, immer öfter Fahrräder betroffen

Während die Zahl der Autodiebstähle aber sinkt, werden immer öfter Fahrräder gestohlen. Die Polizeiinspektion verzeichnete 654 Taten, bei einer Aufklärungsquote von elf Prozent. Diebstähle aus Autos und Einbrüche sind weiterhin rückläufig. Die Zahlen der Einbruchstaten liegen mit 208 Fällen sogar auf dem niedrigsten Stand seit 2011. Dagegen steigen die Taschendiebstähle und Raubdelikte wieder an.

In 491 Fällen häuslicher Gewalt wurde von der Polizei ermittelt. Da in diesem Bereich viele Taten nicht oder erst spät zur Anzeige gebracht werden, sollte auch das nahe Umfeld aufmerksam sein. „Sollten Sie als Nichtbetroffene von häuslicher Gewalt Kenntnis erlangen, bieten Sie Hilfe und Unterstützung an, wenden sich an die Polizei oder setzen sich mit einer Beratungs- oder Interventionsstelle für häusliche Gewalt in Verbindung”, rät Polizeioberrat Frank Freienberg.

In vier Fällen handelte es sich um versuchte Tötungsdelikte

Bei 812 einfachen und 179 schweren Körperverletzungen ermittelte die Polizei im vergangenen Jahr. Bei Bedrohungen setzten die Täter 59 Mal ein Messer ein. Bei den Straftaten gegen das Leben gab es insgesamt sechs Ermittlungen. In vier Fällen handelte es sich um versuchte Tötungsdelikte.

Durch die Corona-Pandemie gab es für die Polizei auch ganz neue Taten nachzuweisen. Mit gefälschten Impfpässen und Attesten hatten die Beamten zuvor nicht zu tun. Weniger gefälscht wurden dagegen Zertifikate von Corona-Tests. Auch die Überwachung von Quarantäne-Maßnahmen gehörte für die Beamten bisher kaum zum Alltagsgeschäft. In nur einigen Fällen trafen Polizisten positiv getestete Personen auf der Straße an. Da es sich dabei um eine Straftat handelt, landete jeder Fall bei der Staatsanwaltschaft.

Zur Kriminalstatistik:

  • Die jährliche Kriminalstatistik umfasst nicht alle begangenen Taten des vergangenen Jahres. Sie beinhaltet nur die Fälle, bei denen die Polizei ihre Ermittlungen abgeschlossen hat und die Endergebnisse an die Staatsanwaltschaft abgab. Langwierige Verfahren tauchen nicht im Jahr der Tat auf.
  • Für den Landkreis Harburg sind die gleichnamige Polizeiinspektion Harburg und die übergeordnete Polizeidirektion Lüneburg zuständig. Der Bereich der Polizeidirektion Lüneburg umfasst die Landkreise Celle, Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Rotenburg, Stade und Uelzen. Die Leitung der einzelnen Ermittlungsverfahren liegt bei der Staatsanwaltschaft. Während der westliche Teil des Landkreises Harburg von der Staatsanwaltschaft Stade übernommen wird, leitete im östlichen Bereich die Lüneburger Behörde die Ermittlungen