Lüneburg. Die Hansestadt macht die Saline fit für die Zukunft – mit hohen Beträgen für das Denkmal. Das Salz gibt es auch als Luxuspraline.
Mimke Koch erklärt für sein Leben gern – und meist mit einem verschmitzten Lächeln. In aller Seelenruhe zieht er den Raker, ein langstieliges Werkzeug, durch die Salzpfanne über dem holzbefeuerten Lehmofen. Koch steht in der offenen Siedehütte des Deutschen Salzmuseums in Lüneburg und ist fest davon überzeugt, dass das „weiße Gold“ aus den Tiefen der Hansestadt zu den reinsten Salzsorten überhaupt gehört. „Das ist Salz ohne Zusätze“, erklärt der 62-Jährige.
Mehrmals pro Woche demonstrierte der Mann mit dem weißen Bart in der Hütte am Museum, wie schon im Mittelalter das Salz gewonnen wurde. Aus dem Salzstock im Untergrund wurde das harte Material mit Wasser gelöst, danach wurde die sogenannte Sole zu den Siedehütten gepumpt.
In der heißen Pfanne dort können schließlich die körnigen Kristalle abgeschöpft werden. Mit einem Schöpflöffel schaufelt Koch sie in ein geflochtenes Körbchen – wo die Masse mehrere Tage lang trocknet.
In der Saline Lüneburg arbeiteten zeitweise bis zu 2000 Menschen
In den Hütten wurde früher in Schichten sieben Tage rund um die Uhr gearbeitet, das Blei der Pfannen war für die Siedeknechte gesundheitsschädlich. Mehr als tausend Jahre lang bestimmte die Saline die Entwicklung der Hansestadt. Bis zu 2000 Menschen arbeiteten zeitweise dort, heißt es in den Schriften des Museums.
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Im Bereich der westlichen Altstadt liegt der Salzstock im Untergrund. Das Würz- und Konservierungsmittel hat Lüneburg reich gemacht. Nach der Ausbeutung des Untergrunds ist das Fördergebiet allerdings in Schieflage geraten, wie man heute an manch einem Haus sehen kann. Der Boden über dem Salzstock sackte an einigen Orten ab. Die Saline musste 1980 ihren Betrieb einstellen, weil die Energie für das Befeuern der Pfannen zu teuer wurde.
Die Legende von der schlafenden Salzsau ist bis heute lebendig
Mimke Koch erzählt gern von der Legende, nach der es mehr als tausend Jahre her ist, dass Jäger auf eine schlafende Wildsau trafen, in deren Borsten feine Salzkristalle hingen. Sie soll sich in einem salzigen Tümpel gesuhlt haben, in der Sonne trocknete ihr Fell. So entdeckten die Lüneburger die Quelle. Die Nachfrage nach Salz als Konservierungsmittel verschaffte der Stadt große Bedeutung im Norden. Das teure Gut wurde über Lübeck in alle Welt transportiert.
Oberbürgermeisterin: „Deutsches Salzmuseum hat überregional und bundesweit Bedeutung“
Um die Geschichte der Hansestadt lebendig zu halten, soll das Industriedenkmal Saline mit rund fünf Millionen Euro vom Bund saniert werden. „Das Salzmuseum hat als einziges deutsches Salzmuseum überregional und bundesweit Bedeutung. Das soll auch für die nächsten 30 Jahre und darüber hinaus so bleiben“, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Die Förderung sei ein wichtiger Baustein, die Gesamtinvestitionen belaufen sich nach Angaben der Stadt auf rund 15 Millionen Euro.
Die „Pralüne“ ist das Markenzeichen der Chocolaterie Am Sande
Das echte Lüneburger Salz wird von einer kleinen Manufaktur in der Innenstadt für Schokoladen-Kreationen verwendet. Das Markenzeichen der Chocolaterie Am Sande ist die „Pralüne“: Mit Trüffelmasse gefüllte Schokolade, verfeinert mit Karamell und Salz. Guido Vianden und seine Frau Dörte Barisch haben sich dieses handgefertigte Konfekt patentieren lassen. Sie betreiben ihr Geschäft seit 2006, locken besonders Touristen an. Die kleinen, stets frischen Luxusprodukte haben allerdings auch ihren Preis.
Auf dem Logo der Manufaktur prangt die Wildsau aus der Legende. In der kleinen, sterilen Produktionshalle, die nur mit einer Glasscheibe vom Verkaufsraum getrennt ist, erzählt Dörte Barisch: „Das Lüneburger Salz ist etwas Besonderes. Und die Geschichte von der Wildsau habe ich schon in der Kindheit gehört.“