Buchholz. Startup aus Buchholz weitet Angebot auf Raum Lüneburg aus. Team erledigt Aufträge in Haus und Garten. Was die jungen Gründer antreibt.
- Hecke schneiden, Dachrinne säubern, Unkraut jäten: Gartenbesitzer haben ja eigentlich immer zu tun
- Nur hält sich die Lust oft in Grenzen – oder körperliche Malaisen verhindern den Einsatz
- Ein sympathisches Startup im Hamburger Süden bietet für diesen Fall passende Dienstleistungen an
Adrian Jung heißt nicht nur so. Er ist wirklich jung: 21 Jahre. Sein beruflicher Werdegang: dynamisch. Abitur vor zwei Jahren. Seit Juni 2023 Dachdeckergeselle. Seit September Firmenchef.
„Jung & Fleißig“ heißt sein Unternehmen mit Sitz in Buchholz im Landkreis Harburg. Der Name ist Programm. Neben Adrian Jung gibt es zwei Mit-Gesellschafter: Niklas Hintze, 22, und Maximilian Thiede, 21. Dazu ein Dutzend Mitarbeiter, alle zwischen 17 und 20 Jahre alt. Jung & Fleißig erledigt Aufträge unterschiedlichster Art in Haus und Garten. Ein Anruf oder ein im Internet ausgefülltes Kontaktformular genügen für die Erstellung eines Angebots.
Jung & Fleißig in Buchholz: Startup weitet Angebot auf Lüneburg aus
Seit der Gründung vor neun Monaten hat das Team schon etliche Kunden bedient. Hecken schneiden, Rasen mähen, Laub harken, Dachrinne reinigen, Schnee räumen und noch vieles mehr wurde professionell, zeitnah und rasch erledigt. Nun starten die Gründer in ihren ersten Sommer – und blicken zufrieden zurück auf die Monate, die hinter ihnen liegen.
„Das war ja anfangs die große Frage, wie unser erster Winter wird“, erzählt Maximilian Thiede am Telefon. „Aber die Monate waren gut und sind es bis heute, Aufträge und Wachstum gehen einher.“ Die Entwicklung ist so positiv verlaufen, dass Jung & Fleißig nun auch im Raum Lüneburg aktiv ist. „Unsere Vision findet Anklang, das freut uns alle sehr“, sagt Thiede.
Klassenkameraden wurden zur Unterstützung eingespannt
Dazu verfügt die Firma über einen großen Arbeitsgeräte-Fundus: Vom Spaten über Mäher und Laubbläser bis zur Akku-Kettensäge. Es gibt Schutzkleidung, einen Kleinlastwagen und einen Dreirad-Transporter, der auch die minderjährigen Mitarbeiter mobil macht, weil er schon ab 16 Jahren gefahren werden darf.
Am Anfang der Geschichte war da nur ein Besen gewesen. Und nicht einmal der hatte Adrian gehört. Er möge doch bitte die familieneigene Betriebshalle fegen, hatte Dachdeckermeister Andreas Jung seinen Sohn gebeten. Weitere Aufträge waren gefolgt, bald auch von benachbarten Firmen. Adrian hatte schließlich Klassenkameraden zur Unterstützung einspannen müssen.
Belastung ist zuweilen enorm – und doch hat sich alles gelohnt
Die gemeinsame Arbeit machte allen Spaß und brachte etwas ein. Das ließe sich noch ausbauen, kam es Adrian damals in den Sinn. Parallel zu seiner Dachdeckerlehre besuchte er deshalb die Gründerklasse der Wirtschaftsförderung für den Landkreis Harburg (WLH), deren kostenloses Angebot sich an junge Menschen richtet, die ein Business an den Start bringen möchten.
Sie bietet keinen „Gründungsunterricht“ im schulischen Sinne, sondern Treffen mit Gleichgesinnten und Experten, die jene Fragen beantworten, die die jungen Gründer beschäftigen. Adrian Jung sah sich durch die Gründerklasse auf seinem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt und bestätigt. Heute ist er froh, den Schritt gewagt zu haben, obwohl die Belastung zuweilen enorm ist.
Beim Lohn der Mitarbeiter ist das Trio alles andere als knauserig
Denn weder er selbst noch seine beiden Co-Geschäftsführer zahlen sich momentan ein Gehalt aus. Adrian lebt von seinem Lohn als Dachdeckergeselle, der Politikwissenschaftsstudent Niklas Hintze betreibt neben dem Studium noch eine eigene Marketingagentur, und Maximilian Thiede zehrt als angehender Steuerberater von seiner Ausbildungsvergütung.
Beim Lohn der Mitarbeiter indes ist das Trio alles andere als knauserig. Deren Stundensatz liegt mindestens bei 15 Euro. „Wir legen Wert auf gute Bezahlung. Kunden, die aufgrund unserer Jugend von Jung & Fleißig Dumpingpreise erwarten, erkläre ich, dass wir Qualitätsarbeit leisten und meist sogar schneller und flexibler sind als etablierte Unternehmen“, sagt Adrian Jung.
Alle Mitarbeiter haben die nötigen Maschinenscheine erworben
Alle Teammitglieder hat der Handwerksgeselle persönlich streng nach Vorschrift eingewiesen. Alle haben die nötigen Maschinenscheine erworben und Sicherheitsunterweisungen erhalten. Sie tragen die für die jeweilige Tätigkeit vorgeschriebene Schutzkleidung – von Sicherheitsschuhen über Schnittschutzhose bis Gehörschutz oder Helm.
Adrian Jung möchte junge Menschen für das Handwerk begeistern, weiß er doch als Sohn eines selbstständigen Dachdeckers nur zu gut, wie schwierig die Rekrutierung von Lehrlingen inzwischen ist. Und er möchte dem gesellschaftlichen Vorurteil entgegentreten, seine Generation, die „Generation Z“ sei arbeitsscheu. „Als es kürzlich schneite, sind wir um 4 Uhr früh aufgestanden, damit die Räum-Aufträge bis um 7 Uhr erledigt waren. Alle mussten ran, natürlich auch die Geschäftsführer.“
Sogar einen Friesenwall aus Erde und Findligen hat das junge Team schon gebaut
Das Team hat sogar schon für einen Kunden im fernen Großenbrode in Schleswig-Holstein einen Friesenwall aus Erde und Findlingen aufgebaut. Bei Schneeregen im Matsch, ohne Bagger. „Das war hart, aber der Kunde ist super zufrieden mit unserer Arbeit, und wir sind stolz auf unsere Leistung. Es hat sich also gelohnt, obwohl ich den Zeitaufwand bei der Kalkulation etwas unterschätzt hatte. Man glaubt ja gar nicht, wie sehr die Leistung mit zunehmender Erschöpfung nachlässt“, berichtet Adrian Jung von dieser Erfahrung.
Mehr Themen aus Buchholz
- Einkaufen: Shopping in Buchholz soll wieder zum Erlebnis werden – nur wie?
- Einkaufen wie auf dem Kiez: Rückkehr der kleinen Kioske in Buchholz
- Lachgarantie in Buchholz: Atze Schröder kommt in die Nordheide
Sein Konzept kommt gut an. Bei den Kunden, die momentan überwiegend aus einem Umkreis von etwa 25 Kilometern rund um Buchholz kommen. Bei den Teammitgliedern selbst. Die ersten erwägen bereits, nach dem Abitur ein Handwerk zu erlernen. Und bei deren Eltern, die sich freuen, dass ihr Nachwuchs von Handy und Spielkonsole wegkommt und sich körperlich an der frischen Luft betätigt.
Fachkräftemangel im Handwerk: Dieses Konzept geht tatsächlich auf
Auch der im Landkreis Harburg beheimatete Bundestagsabgeordnete Michael Grosse-Brömer schätzt „Jung & Fleißig“. Er bewundert die engagierten Jungunternehmer und erkennt in deren Geschäftsmodell eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel im Handwerk zu lindern. Kürzlich hat der CDU-Mann die ganze Mannschaft nach Berlin eingeladen, wo sie die Parlamentsgebäude besichtigen und einer Plenarsitzung bewohnen durfte.
„Da standen wir morgens um acht am Treffpunkt, gemeinsam mit einer Seniorengruppe. Die haben vielleicht Augen gemacht: So viele so junge Leute, alle pünktlich und dazu noch schick gekleidet“, erzählt Adrian Jung lachend. Der Berlin-Trip sei für ihn und sein Team beeindruckend gewesen. Und erhebend. Alle hätten sich wertgeschätzt gefühlt.
Jung & Fleißig jetzt auch in Lüneburg: Viel Werbung braucht es für den Start nicht
Adrian Jung hat schon weitere Pläne. Er möchte als nächstes „Baupflege“ anbieten: Aufräumen und Putzen von Baustellen im Auftrag von Baufirmen. Neben dem Stammsitz in Buchholz hat er schon zwei weitere Standorte etabliert: in Hamburg und Lüneburg.
Die ersten Hamburger Kunden hat er schon. Momentan erledigt er die Aufträge dort noch allein. Allenfalls nutzt er die Hilfe seiner beiden versiertesten Männer, Yannik Behrndt und Ben Bornemann, die die Buchholzer Teams bereits eigenständig leiten.
Viel Werbung braucht es für den Start erfahrungsgemäß nicht. „Unser Angebot spricht sich schnell herum.“ In Buchholz und Umgebung hätten sie Flyer in Geschäften ausgelegt, in die Briefkästen geworfen, berichtet Adrian Jung. 5000 Stück. Eigenhändig. Und natürlich wären sie mit dem gesamten Team einschließlich der Geschäftsführer unterwegs gewesen, auf individuellen Routen, generalstabsmäßig geplant. Typisch Jung & Fleißig eben.