Neu Wulmstorf. Ort ohne Altenheim: Specht Gruppe will mit dem Bau der langersehnten Seniorenwohnungen am Hamburger Stadtrand beginnen.
Kleiner Lichtblick im akuten Pflegenotstand in Neu Wulmstorf: Der Ort mit rund 22.000 Einwohnern verfügt aktuell über kein einziges Pflegeheim mehr, doch nun ist zumindest absehbar, wie es beim Neubau der Seniorenresidenz auf dem Kirchberg weitergehen wird. Im kommenden Jahr sollen im neuen Baugebiet an der Lutherkirche die Bauarbeiten für das neue Pflegeheim mit 127 Plätzen starten. Der Bauantrag wurde jetzt wenige Wochen nach Übernahme des Vorhabens gestellt.
Alte Menschen mussten umziehen: 22.000-Einwohner-Ort Neu Wulmstorf hat kein Altenheim mehr
Dies teilte die Specht-Gruppe jetzt mit. Das Unternehmen aus Bremen hat das Projekt erst vor kurzem übernommen und erfüllt damit einen großen Wunsch der Kommunalpolitik und der Anwohner in Neu Wulmstorf. Denn nachdem innerhalb von zwei Jahren die beiden letzten Altenheime im Ort vom Betreiber geschlossen wurden, steht Neu Wulmstorf ohne eine stationäre Pflegeeinrichtung da.
Einige Senioren verloren in kurzer Zeit zweimal ihren Betreuungsplatz und die gewohnte Umgebung. Zuletzt mussten mehr als 70 Senioren und Seniorinnen nach dem Aus des Pflegeheims an den Moorlanden vor wenigen Wochen ihre Heimat verlassen und mangels einer Alternative in einen anderen Ort umziehen.
Pflegeeinrichtung soll ein weiteres Aushängeschild für die Specht-Gruppe werden
Die neue Pflegeeinrichtung soll ein weiteres Aushängeschild für die Specht-Gruppe werden. Das Unternehmen ist seit 1988 als Projektentwickler und Bauträger am Markt unterwegs und hat bereits mehr als 150 Pflegeimmobilien realisiert, in der Region unter anderem in Apensen und Ahlerstedt. Zur Unternehmensgruppe gehören außerdem eine stationäre und ambulante Rehaklinik sowie ein Ambulanter Pflegedienst und rund 600 Senioren-Wohnungen in Bremen und Niedersachsen.
Zudem betreibt das Unternehmen noch zwölf Pflegeeinrichtungen und Pflege-Wohngemeinschaften. Die Specht-Gruppe hatte das Projekt kürzlich von der Hamburger Senectus GmbH übernommen - ein langjähriger Geschäftspartner, mit dem die Bremer bereits eine Vielzahl von Projekten umgesetzt haben. „Da sich sowohl der Pflegesektor als auch der Immobiliensektor in schwierigen Zeiten befindet, war es eine logische Entscheidung, das fertig entwickelte Projekt samt Finanzierung an die Specht-Gruppe zu übergeben, die im Gegensatz zu Senectus Pflegeheime baut und betreibt“, sagt Torsten Rieckmann, Geschäftsführer der Senectus GmbH mit Sitz im Harburger Binnenhafen.
Nun realisiert das Unternehmen aus Bremen die so dringend erforderliche Immobilie im Baugebiet bei der Lutherkirche. „Wir freuen uns über die Entwicklung und sehen mit der Ankündigung des Baubeginns den nächsten Meilenstein für dieses wichtige Projekt für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Gemeinde“, sagt Bürgermeister Tobias Handtke. Rolf Specht, geschäftsführender Gesellschafter der Specht Gruppe, hofft, dass Ende des ersten Halbjahres 2024 der Grundstein für das neue Pflegeheim gelegt und mit dem Hochbau begonnen werden kann. Der Antrag auf Baugenehmigung läuft.
27 stationäre Pflegeplätze mit Auswahlmöglichkeiten wie im Hotel
Die Seniorenresidenz, die von der Planungsgemeinschaft Nord (PGN) aus Rotenburg entworfen wurde, wird 127 stationäre Pflegeplätze anbieten, aufgeteilt in drei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. Das neue Haus verfügt ausschließlich über Einzelzimmer mit eigenem Bad. Hierbei wird es unterschiedliche Grundrisse geben: „Neben den gemütlich ausgestatteten Standardzimmern können die zukünftigen Bewohner – wie im Hotel - auch Komfortzimmer oder wohnungsähnliche Pflegesuiten wählen“, teilt die Specht-Gruppe mit.
Während die Zimmer im Erdgeschoss allesamt über eigene Terrasse verfügen sollen, erhalten die Räume in den Oberschossen teils Balkon und Dachterrasse. Sowohl die Architektur als auch der Betrieb der Seniorenresidenz lehne sich an den Grundgedanken von Hausgemeinschaften an: Jede Wohngruppe habe eine begrenzte Anzahl von Einzelzimmern, die um einen großzügigen Wohn- und Gemeinschaftsbereich sowie um weitere notwendige Funktionsräume ergänzt würden, so Frauke Meyenberg aus der Unternehmenskommunikation der Specht-Gruppe: „Herzstück ist die jeweils große Wohnküche, in der gemeinsam der Tag verbracht und in kleinen Gruppen zusammen gegessen werden kann“, so Meyenberg.
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Auf dem 6.400 Quadratmeter großen Grundstück ist auch eine Gartenanlage geplant. Im Erdgeschoss des Gebäudes soll eine Vollküche entstehen, an die sich ein großer Café- und Restaurantbereich anschließt. „Die Seniorenresidenz bietet komfortables Wohnen mit Hotelcharakter“, sagt Rolf Specht.
Das Investitionsvolumenfür die Residenz in Neu Wulmstorf liegt bei rund 26 Millionen Euro
Er hat nach eigenem Bekunden schon diverse Projekte mit PGN verwirklicht. Den Planern ist dabei die klimatechnische Ausrichtung wichtig: Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Seniorenresidenz sollen deshalb für die notwendige Energiegewinnung für Strom und Wärme sorgen.
„Für eine zukunftsfähige Gemeindeentwicklung ist nachhaltiges Bauen ein wichtiger Erfolgsfaktor, um den Verbrauch von Energie und Ressourcen zu minimieren“, sagt Specht. Das Investitionsvolumen für das Projekt liegt bei rund 26 Millionen Euro. „Wir wollen einen gesamtgesellschaftlichen Mehrwert schaffen, indem wir innovative Immobilienkonzepte entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten sind und deren Lebensqualität verbessern. Wir investieren nicht nur in Immobilien, wir investieren in die Gesellschaft“, sagt der Bremer Unternehmer des Jahres 2010.