Lüneburg. Der Wohnmobil-Stellplatz in Lüneburg ist auch bei Schnee gut belegt. Was die Camper in die Stadt zieht und wo sie sich aufwärmen.

Die Kälte? Ein Problem? Burchard Kleintje zieht die Augenbrauen etwas amüsiert hoch. Nein, das ginge schon. Bis etwa minus zehn Grad Außentemperatur bleibe es im Wohnmobil warm genug. „Schön muckelig“, wie es der Rentner aus Warendorf im Münsterland beschreibt. Gemeinsam mit seiner Frau reist er seit 25 Jahren im Wohnmobil umher, Wintercamping in der Stadt gehört auch dazu. Gerade sind sie für ein paar Tage nach Lüneburg gekommen.

Ihren „Jumbo“, wie sie das Wohnmobil mit dem grauen Elefanten darauf nennen, haben sie auf dem Stellplatz an den Sülzwiesen geparkt. Der ist trotz Schnee etwa zu einem Drittel belegt, gut 20 Campingmobile stehen an diesem Montagvormittag dort. Sie weisen auf einen Trend hin, der nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie hier deutlich zu beobachten ist: Kamen im Dezember 2022 noch 598 Camper auf den Stellplatz, waren es knapp ein Jahr später, im November 2023, schon 731.

Am vergangenen Wochenende war der Übernachtungsplatz mit Stromanschluss und Entsorgungsstation, die derzeit erneuert wird, voll besetzt, viele Reisende parkten ihre Fahrzeuge auf dem Parkplatz nebenan. Dort hat nun auch Elisabeth Stock ihren Pkw abgestellt. Sie kennt die Kleintjes aus einem Wohnmobilclub, ihr eigenes Fahrzeug ist diesmal zu Hause geblieben. „Leider nur Sommerreifen“, sagt sie bedauernd.

Camper in Lüneburg trotzen der Kälte: Erst Weihnachtsmarkt, dann warmes Wohnmobil

Die Lüneburg-Tour haben die Freunde mit einem Gang über den historischen Christmarkt am Sonntag begonnen, dann ging es zum Adventssingen zur St.-Johannis-Kirche. „Das war ein schönes Erlebnis“, sagt Burchard Kleintje. Nun steht eine andere spezielle Lüneburg-Tour an, zu den Drehplätzen der ARD-Telenovela „Rote Rosen“. Mit dem Auto fahren die Freunde zum „Gut Flickenschild“, dann wollen sie das Hotel „Drei Könige“ besuchen und im Café den Nachmittag genießen.

Marita und Herbert Zöllner aus der Nähe von Marburg sind etwa vier Monate im Jahr unterwegs. In Lüneburg wollen sie auch in die Salztherme Salü gehen. 
Marita und Herbert Zöllner aus der Nähe von Marburg sind etwa vier Monate im Jahr unterwegs. In Lüneburg wollen sie auch in die Salztherme Salü gehen.  © Lena Thiele | Lena Thiele

Auch für Marita und Herbert Zöllner, die auf dem Platz daneben stehen, sind die Kälte und der Schnee „gar kein Thema“. Sie verbringen etwa vier Monate im Jahr auf Reisen mit dem Wohnmobil, oft im Mittelmeerraum, aber zwischen Weihnachten und Silvester auch gern an der Nord- oder Ostsee. „Da lassen wir uns den Wind um die Nase pusten“, sagt die 72-Jährige. Winterreifen, eine Schaufel und ein Besen gehören zu ihrer Standardausrüstung im sieben Meter langen Reisemobil, drinnen herrschen angenehme 24 Grad Celsius.

Besuch der Salztherme Salü macht Wintercamping zum Wellness-Urlaub

In Lüneburg wollen sie auf den Weihnachtsmarkt gehen, was Deftiges im Brauhaus essen und zum gründlichen Aufwärmen geht es in die Salztherme Salü. Sechs Tage hat das Ehepaar aus der Nähe von Marburg für den Stadtbesuch eingeplant. „Aber wenn zu viel Schnee liegt, fahren wir nicht los“, räumt Herbert Zöllner ein. Das sei nicht weiter schlimm, meint seine Frau. „Dann warten wir einfach, bis es wieder geht. Wir haben ja Zeit.“

Achim Holluschek ist mit seiner Lebensgefährtin und seinem Hund aus der Nähe von Cuxhaven angereist. In seinem komfortablen Reisemobil hat er es auch bei Winterwetter warm und gemütlich.
Achim Holluschek ist mit seiner Lebensgefährtin und seinem Hund aus der Nähe von Cuxhaven angereist. In seinem komfortablen Reisemobil hat er es auch bei Winterwetter warm und gemütlich. © Lena Thiele | Lena Thiele

Am Ende der Reihe hat Achim Holluschek eine Leiter erklommen, um die Antenne auf seinem Wohnmobil zu richten. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Empfang. Am Sonntag ist er mit seiner Lebensgefährtin in Lüneburg angekommen. „Das ist unsere Weihnachtsmarkt-Tour in diesem Jahr“, sagt der 68-Jährige aus Cuxhaven. In Wolfenbüttel und Magdeburg waren sie schon, als nächstes geht es nach Hamburg und über Stade zurück nach Hause. Überhaupt ist das Paar viel unterwegs. „Wenn uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, fahren wir einfach los.“

Von Bulli bis 9-Meter-Reisemobil: Auf dem Wohnmobilstellplatz haben alle Platz

So sind sie schon öfter in Lüneburg gelandet, hier bummeln die beiden gern durch die Fußgängerzone. „Wir mögen die Stadt, sie ist so gemütlich und urig“, sagt Achim Holluschek. „Und wir gehen immer ins Salü, das ist ganz angenehm.“ Auch jetzt hat er die beiden Fahrräder bereitgestellt, ihr übliches Fortbewegungsmittel in der Stadt, auch bei Schnee.

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Den Stellplatz nutzen sie gern. Für 18 Euro können Reisende hier 24 Stunden parken, der Strom ist inbegriffen. Wer mehrere Tage bleibt, zahlt einen etwas geringeren Tagespreis. „Es ist hier hervorragend organisiert und ganz plietsch gemacht“, sagt der erfahrene Wohnmobilist.

Die Fahrräder hat Achim Holluschek auch bei Schnee dabei. So erkundet er mit seiner Lebensgefährtin die Stadt.
Die Fahrräder hat Achim Holluschek auch bei Schnee dabei. So erkundet er mit seiner Lebensgefährtin die Stadt. © Lena Thiele | Lena Thiele

Das Neun-Meter-Fahrzeug ist bereits sein drittes Wohnmobil. Mit Solardach für den Strom, eigener Entsorgung und Duschen ist das Paar für ein paar Tage autark. Achim Holluschek blickt vom umgedrehten Fahrersitz aus durch das geräumige Innere mit Sitzbänken, Kochzeile und Schlafbereich. „Mit der Zeit ist es immer ein bisschen größer geworden“, sagt er.

Weihnachtsmarkt-Tour im Wohnmobil: Wintercamper stoppen auch bei Schnee in Lüneburg

Eine Nummer kleiner ist das Fahrzeug des jungen Paares aus Wolfsburg, das gerade seinen VW-Bus von einer dünnen Schneedecke befreit. Das Fahrzeug ist seit zwei Jahren ihr Urlaubsmobil, auch im Winter waren sie schon unterwegs, nach St.-Peter-Ording und Leipzig. Nach Lüneburg hat es sie spontan verschlagen, auf einer Tour zu schönen Weihnachtsmärkten. Überrascht habe sie, dass es in der Stadt so viele verschiedene Weihnachtsmärkte gibt, sagt die 29-Jährige. „Gut, dass im Zentrum große Übersichtskarten aufgestellt sind, so haben wir alle Märkte gefunden.“

Der Bulli ist gereinigt, die Frontscheibe wieder frei von Schnee. Jetzt geht es für das Paar weiter nach Lübeck, auch eine spontane Entscheidung beim Frühstück. Und wie war die Nacht? Sie hätten zwar eine Heizung im Bus, sagt der 35-Jährige. „Aber es wurde schon sehr kalt.“ Abhalten wird sie das auch in Zukunft nicht vom Wintercamping in der Stadt. Eigentlich sei die Kälte kein Problem, meint auch die junge Camperin gut gelaunt. „Das weiß man ja vorher.“