Lüneburg. Galeria-Kaufhaus gibt drei Etagen im 250 Jahre alten „Weinhaus“ auf. Sollten sich nicht genug neue Mieter finden, droht Leerstand.

Noch hängen an den Kleiderstangen Badeanzüge und Outdoorjacken, liegen in den Regalen Gesellschaftsspiele und stapeln sich auf Tischen Herrenpullover. Doch in wenigen Wochen soll dieser Teil des Karstadt-Gebäudes in der Lüneburger Innenstadt geräumt sein, das Kaufhaus verkleinert sich im Zuge seiner Neuausrichtung. Zum 1. Februar werden neue Mieter für die 1868 Quadratmeter große Fläche gesucht.

Bei dem Gebäudeteil mit drei Ebenen, der im hinteren Bereich des Karstadt-Ensembles liegt, handelt es sich um das denkmalgeschützte „Weinhaus“ aus dem Jahr 1865. Die Flächen werden zum Quadratmeterpreis von 14,83 Euro für den Einzelhandel angeboten. Der oder die künftigen Nutzer können alle drei Geschosse oder auch nur einzelne Bereiche in dem historischen Gebäude mieten.

Karstadt in Lüneburg: Neue Mieter können ihre Produkte unter Backsteingewölbe verkaufen

Während sich viele frühere Karstadt-Warenhäuser in nicht mehr ganz moderne Betonbauten befinden, hat dieser bisherige Teil der Lüneburger Filiale besonderen Altbau-Charme: Ein Backsteingewölbe ziert das Erdgeschoss des sogenannten Weinhauses, laut Maklerbeschreibung besteht es aus „böhmischen Kappen auf gusseisernen Rohrstützen im Rundbogenstil“. Auf diese Besonderheit weist auch eine Metallplakette an der Außenwand des Hauses hin. Es ist über einen eigenen Eingang zu erreichen, der Durchgang zum Karstadt-Kaufhaus kann auf Wunsch der Mieter aber auch erhalten bleiben.

Das denkmalgeschützte „Weinhaus“ hat eigene Ein- und Ausgänge im hinteren Teil des Gebäude-Ensembles.
Das denkmalgeschützte „Weinhaus“ hat eigene Ein- und Ausgänge im hinteren Teil des Gebäude-Ensembles. © Lena Thiele | Lena Thiele

Mögliche Interessenten werden besonders auf die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten hingewiesen: „Hier können Sie sämtliche Handel,- Ausstellungs- und Eventkonzepte problemlos umsetzen“, heißt es in der Beschreibung. Und weiter: „Durch die flexible Raumaufteilung lässt sich jede denkbare Kombination darstellen.“ Das Gewerbeobjekt in der Lüneburger Innenstadt wird vom Maklerunternehmen Sallier vermittelt, dessen Inhaber zugleich Miteigentümer des Gebäudes ist.

Die Warmmiete für das „Weinhaus“ mit drei Ebenen beträgt 27.000 Euro

Zusätzlich zu der Verkaufsfläche von 1618 Quadratmeter stehen 250 Quadratmeter Lagerfläche zur Verfügung. Die Kaltmiete beträgt 22.150 Euro pro Monat, einschließlich Heizkosten werden 27.000 Euro fällig. Wer sich nur für einen Teil der Fläche interessiert, zahlt zum Beispiel für die Nutzung des ersten Obergeschosses mit einer Fläche von 535 Quadratmeter eine Kaltmiete in Höhe von 7000 Euro.

Das „Weinhaus“ ist ein Weinlagerhaus aus dem Jahr 1865. Eine Plakette an der Hauswand macht auf das Backsteingewölbe im Inneren aufmerksam.
Das „Weinhaus“ ist ein Weinlagerhaus aus dem Jahr 1865. Eine Plakette an der Hauswand macht auf das Backsteingewölbe im Inneren aufmerksam. © Lena Thiele | Lena Thiele

Zu bisherigen Interessenten für die Fläche äußerte sich Sallier auf Anfrage des Abendblatts nicht. Nach Medienberichten zählt die US-amerikanische Kaffeehauskette Starbucks zu den möglichen Nachmietern. Eine Anfrage ließ deren Presseabteilung jedoch unbeantwortet. Melanie-Gitte Lansmann, Geschäftsführerin der Lüneburg Marketing bestätigte, dass derzeit Gespräche für eine Nachnutzung der Kaufhausflächen geführt werden, nannte jedoch keine Details.

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Auch Lüneburgs Citymanager Mathias Schneider hielt sich bedeckt, betonte aber: „Jeder Leerstand, der gut bespielt wird, ist auch gut für die Innenstadt.“ Fest steht, dass die Karstadt-Filiale sich in verringerter Größe zukunftsfest aufstellen will. Im Zuge der Neuausrichtung der erhaltenen Galeria-Karstadt-Warenhäuser hatte das Einzelhandeslunternehmen im März dieses Jahres angekündigt, unterschiedliche Partner mit auf die Fläche der Kaufhäuser zu holen.

Karstadt Lüneburg verkleinert sich, neue Mieter sollen Leerstand im „Weinhaus“ verhindern

Zu dem Konzept zählt unter anderem, Schneidereien, Reinigungen oder Bürgerservices in die Häuser zu integrieren. Auch die neuen Mieter des an die Lüneburger Filiale angrenzenden „Weinhauses“ könnten – insbesondere wenn die Durchgänge offen bleiben sollten – in Zukunft zum Gesamteindruck des modernisierten Kaufhauses beitragen.