Lüneburg. Galeria plant Modernisierung der Filiale in den kommenden drei Jahren. Wie die Entscheidung in der Hansestadt aufgefasst wurde.

Karstadt bleibt. Diese Nachricht sorgte am Montag für Erleichterung in Lüneburg. Das Kaufhaus des Warenhauskonzerns Galeria ist in der Stadt nicht nur so fest verwurzelt, dass die Menschen hier konsequent weiterhin vom Karstadt-Haus reden. Dieses Haus – anders als an vielen weiteren Galeria-Standorten kein Betonklotz – hat auch eine sehr prominente und zentrale Lage: direkt am Marktplatz und gegenüber dem historischen Rathaus. Nicht zuletzt deswegen wäre ein Leerstand fatal für die Lüneburger Innenstadt gewesen.

Doch ein Konzept zur Nachnutzung des Gebäudes, das bereits vorbereitet wurde, wird vorerst in der Schublade bleiben können. Während 52 Kaufhäuser bis spätestens Ende Januar 2024 geschlossen werden, hatte es Lüneburg im Verhandlungspoker der vergangenen Wochen auf die Liste der sogenannten Fortführungsstandorte geschafft.

Zukünftig könnten auch Schneidereien, Reinigungen oder Bürgerservices vertreten sein

An diesen 77 Standorten will der Konzern das Sortiment künftig stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse ausrichten. Dazu zählten eine kundenfreundliche Verzahnung von Mobile-, Online- und Filialkaufmöglichkeiten, hieß es in einer Pressemitteilung. Galeria plant demnach, in den kommenden drei Jahren diese Filialen umfassend zu modernisieren. Dazu zählt auch, unterschiedliche Partner mit auf die Fläche der Kaufhäuser zu holen. So könnten die Kunden dort künftig zum Beispiel auch Schneidereien, Reinigungen oder Bürgerservices finden. Was genau in Lüneburg umgesetzt werden soll, dazu äußerte sich ein Unternehmens­sprecher auf Anfrage nicht.

„Es geht darum, dem Kunden ein unvergessliches Einkaufserlebnis zu schaffen. Das Bummeln durch das schön gestaltete Kaufhaus vermittelt genau das Erlebnis“, sagte der Sprecher zum künftigen Konzept. Dies sei weder durch schnelle Online-Käufe noch dadurch, „mal eben etwas im Supermarkt mitzunehmen“ zu erreichen. „Es geht darum, etwas anfassen, daran riechen, etwas anprobieren zu können.“ Die Kunden und Kundinnen wollten, so die Annahme bei Galeria, nicht nur schnell Geschenke kaufen, sondern auch sich selbst ein schönes Erlebnis gönnen.

Galeria will im Lüneburger Kaufhaus „Einkaufserlebnisse“ schaffen

Auch wenn noch unklar ist, wie genau das Konzept an dem Standort mit rund 100 Mitarbeitern ausgestaltet werden soll, löst die Entscheidung Freude und Zuversicht in der Stadt aus. „Das ist eine großartige Nachricht für Lüneburg und unsere Innenstadt“, sagte Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, als die positive Nachricht kam. Sie dankte insbesondere dem Miteigentümer des Gebäudes, dem Immobilienunternehmer Jürgen Sallier, dass dieser sich in den Verhandlungen intensiv für den Standort stark gemacht habe. „Karstadt ist schließlich ein Zugpferd, und ich bin froh, dass alle Beteiligten hier ein tolles Verhandlungsergebnis erzielt haben. Auch freue ich mich für die vielen Beschäftigten, dass die Zitterpartie nun ein Ende hat“, so Kalisch. Sallier hatte bereits im November betont: „Unser gemeinsamer Wunsch ist, dieses zentrale Kaufhaus hier am Platz zu halten.“

Der Geschäftsführer des Kaufhauses, Kai-Uwe Riedel, sah ebenfalls gute Gründe für den Erhalt: „Der Standort kann mehrfach punkten, mit seiner 1-A-A-Lage, aber auch mit dem enormen Einsatz der Lüneburger für das innerstädtische Angebot. Die Verwaltung engagiert sich für Förderprogramme. Zusammen mit den Aktionen der Gewerbetreibenden tut das dem Standort enorm gut.“

Den Lüneburger Kaufleuten sei ein Stein vom Herzen gefallen, sagt ein Sprecher

Viele Einzelhändler in der Innenstadt dürften bei der Nachricht ebenfalls aufgeatmet haben. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Karstadt ist sehr wichtig für die Stadt und ein echter Leuchtturm“, sagt Heiko Meyer, Erster Vorsitzender des Vereins Lüneburger Citymanagement, ein Zusammenschluss örtlicher Geschäftsleute. Eine Schließung wäre nicht nur für die Mitarbeiter schwierig gewesen, sondern hätte auch für große Herausforderungen bei einer Nachnutzung gesorgt. „Die Immobilie ist schwierig, das wäre eine Baustelle über Jahre geworden.“

Mit Blick auf das künftige Konzept des Kaufhauses hofft Meyer, dass Galeria seine Ankündigung einer lokal angepassten Modernisierung umsetzt. „Man kann nicht mehr alle Standorte über einen Kamm scheren, sondern muss gucken, dass es für Lüneburg gut passt.“

Sicher ist Sicher: Stadt lässt alternative Möglichkeiten für Nutzung des Hauses erarbeiten

Er sei im Austausch mit dem Geschäftsführer des Hauses, es gebe viele Ideen für eine Neuausrichtung. Die Konzernstrukturen machten die Gespräche jedoch nicht ganz einfach. Er bedauere die Schließung in den anderen Städten, sehe aber auch, dass sich etwas ändern müsse, sagt Meyer. „Handel ist Wandel. Und das geht immer nur gemeinsam.“

Auch für den Fall, dass das Kaufhaus eines Tages doch schließen müsste, hat sich die Stadt Lüneburg vorbereitet. Bereits im Februar 2022 hatte die Verwaltung über das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ Fördergelder beantragt, um Möglichkeiten für eine alternative Nutzung der zentral gelegenen Immobilie erarbeiten zu lassen. Der Antrag wurde Ende Oktober bewilligt. Nach der Ausschreibung soll in diesem Jahr eine entsprechende Untersuchung starten.