Lüneburg. Lüneburger Heiligengeiststift soll nach fünf Jahren wieder eröffnen. Warum alle Wohnungen eine besondere Sicherung haben.

Viereinhalb Jahre ist es her, dass der Heiligengeiststift in der Lüneburger Altstadt durch einen Großbrand zerstört wurde. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ist nun die Wiedereröffnung in Sicht. 2024 sollen die Wohnungen, die vor allem für Senioren gedacht sind, fertig sein.

„Wenn alles nach Plan läuft, sind die sanierten Wohnungen im Heiligengeiststift im Sommer bezugsbereit“, sagt Maja Lucht, Leiterin des Fachbereichs Gebäudewirtschaft bei der Stadt Lüneburg. Die vorherigen Mieter des Stiftes wurden jetzt über den neuen Einzugstermin informiert. Dieser hatte sich mehrfach verzögert. Ursprünglich war man von einer Bauzeit von etwa anderthalb Jahren ausgegangen.

Lüneburger Heiligengeiststift: Senioren können Wohnungen wieder beziehen

„Zu den Verzögerungen kam es aus mehreren Gründen“, sagt Lucht. Zum einen habe sich während der Baumaßnahme gezeigt, dass die komplette Westfassade des historischen Denkmals nachgegründet werden muss. Diese Arbeiten könnten nach mehrfacher Ausschreibung nun endlich stattfinden.

Der Heiligengeiststift Lüneburg, ein Fachwerk-Ensemble, wurde vollständig wieder aufgebaut.
Der Heiligengeiststift Lüneburg, ein Fachwerk-Ensemble, wurde vollständig wieder aufgebaut. © Hansestadt Lüneburg | Hansestadt Lüneburg

Zum anderen gebe es zusätzliche Anforderungen in Sachen Brandschutz, die ursprünglich nicht eingeplant waren. So mussten unter anderem Fenster zwischen dem Heiligengeiststift und dem angrenzenden Gebäude der Heiligengeistschule ausgetauscht werden.

Sanierung des denkmalgeschützten Hauses war extrem aufwändig

Insgesamt blickt die städtische Gebäudewirtschaft auf eine extrem aufwändige Sanierung zurück. Nach dem Brand mussten die Balken des Fachwerks zum Trocknen freigelegt und viele Wände Stein für Stein abgetragen werden. Die aufgearbeiteten Steine wurden Stück für Stück an ihren Ursprungsort zurückgesetzt und durch neue handgefertigte Steine ergänzt, alles unter strengen Denkmalschutzkriterien.

Die Sanierung des denkmalgeschützten Heiligengeiststift Lüneburg war sehr aufwändig. Zahlreiche Steine wurden ausgebaut und gereinigt. 
Die Sanierung des denkmalgeschützten Heiligengeiststift Lüneburg war sehr aufwändig. Zahlreiche Steine wurden ausgebaut und gereinigt.  © Hansestadt Lüneburg | Hansestadt Lüneburg

Auch die alten Fenster wurden aufbereitet. Die Statik des Gebäudes musste ebenfalls ertüchtigt werden, da das Gebäude in seiner Struktur durch das Brandereignis und durch die Löscharbeiten stark geschädigt wurde. Aktuell steht neben der Gründung der Westfassade vor allem der Innenausbau im Fokus: Der Einbau der historischen und neuen Türen, Küchen, Bodenbeläge, Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallationen sind die nächsten Arbeiten, die anstehen, ebenso Putz- und Malerarbeiten.

Seniorenstift hat jetzt 13 moderne Wohnungen, einige mit Fahrstuhl

Nach der langen Bauzeit können die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner im kommenden Jahr moderne, kleine Wohnungen in historischen Gemäuern beziehen: Die 13 Wohnungen sind allesamt nach der Sanierung barrierearm gestaltet, der Großteil ist mit einem Fahrstuhl erreichbar. Dieser wurde ebenfalls im Zuge der Sanierung aufwändig in das Gebäude integriert. Alle vorherigen Mieter und Mieterinnen haben die Möglichkeit, in den Stift einzuziehen, wenn sie es wünschen.

Der Heiligengeiststift Lüneburg war nach dem Brand bis auf den Kern zurückgebaut worden.
Der Heiligengeiststift Lüneburg war nach dem Brand bis auf den Kern zurückgebaut worden. © Hansestadt Lüneburg | Hansestadt Lüneburg

Das Feuer im Heiligengeiststift war am 12. April 2019 in den Abendstunden ausgebrochen. Die Feuerwehr rettete sechs Bewohner des Altenheims und zwei Betreuer aus dem brennenden Haus. Sie erlitten Rauchvergiftungen und kamen ins Krankenhaus. Mehr als 150 Feuerwehrleute brauchten Stunden, um das Feuer zu löschen, verhinderten aber, dass es auf die angrenzende Grundschule übergriff. Der Dachstuhl des Stifts brannte vollständig aus. Es entstand ein Schaden in Höhe von mehr als einer Million Euro.

Eine vergessene Herdplatte löste den Brand in dem Fachwerk-Haus aus

Ursache für den Brand in dem Fachwerk-Ensemble aus dem 14. Jahrhundert war damals vermutlich eine nicht ausgeschaltete Herdplatte. Künftig werden die Herde in allen Küchen entsprechende Absicherungen haben und sich selbstständig abschalten.

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Der gesamte Wiederaufbau des Heiligengeiststifts wird voraussichtlich rund 9,1 Millionen Euro kosten. Einen großen Teil davon finanziert die Gebäudeversicherung. Kosten, die durch die Sanierung von Altschäden oder Modernisierungen entstehen, trägt die Stiftung Hospital zum Großen Heiligen Geist als Eigentümerin. Die Mieten bleiben auch künftig – dem Stiftungszweck – entsprechend auf niedrigem Niveau.

Lüneburger Heiligengeiststift: Haus mit Geschichte beherbergt jetzt Seniorenwohnungen

Der Heiligengeiststift geht zurück auf das Hospital zum Heiligen Geist, das im späten 13. Jahrhundert errichtet wurde. Es bot alten, kranken und in Not geratenen Menschen eine Bleibe. Anfang des 14. Jahrhunderts entstand dafür ein Neubau in der Nähe der Saline und der damaligen St. Lambertikirche, die im 16. Jahrhundert abgebrochen wurde. An derselben Stelle entstand der erste Teil und 1724 der Ergänzungsbau des heutigen Hospitalbaus.