Lüneburg. Ein Feuer zerstörte das denkmalgeschützte Haus in Lüneburg. Nun baut die Stadt es aufwändig wieder auf.

Eine weiße Folie umhüllt den Heiligengeiststift, sie schützt die alten Mauern vor Wind und Regen. Dahinter, für die Passanten verborgen, wird seit Monaten gearbeitet. Im April dieses Jahres hatte ein Großfeuer das Fachwerkhaus, das zu einem historischen Ensemble an der Lüneburger Heiligengeiststraße gehört, in großen Teilen zerstört. 13 Bewohner des Altenheims in dem Haus kamen in anderen Einrichtungen unter.

Die Rettung und der Wiederaufbau des denkmalgeschützten Gebäudes, das aus dem 14. Jahrhundert stammt, ist für die Stadt herausfordernd. Feuer und Löschwasser haben große Schäden angerichtet, Teile des Dachs waren einsturzgefährdet. Das Gebäude musste bis auf den Kern abgetragen werden.

Jeder einzelne Stein muss entfernt werden

Noch immer werden die Holzbalken des Tragwerkes mit großen Maschinen getrocknet. „Jeder einzelne Stein muss zuvor aus dem Mauerwerk entnommen werden, damit das Holz des Fachwerks frei liegt und trocknen kann“, sagt Felix Harnisch von der städtischen Gebäudewirtschaft. Als Projektleiter begleitet Harnisch das spektakuläre Bauvorhaben. „Überall dort, wo es möglich ist, werden die alten Steine von Hand gereinigt und später beim Wiederaufbau erneut verwendet“, sagt er.

Einige Stockwerke höher haben die Arbeiten am neuen Dach begonnen. „Abschnitt für Abschnitt wird das neue Dach gerichtet und das Notdach wird gleichzeitig abgebaut“, beschreibt Harnisch die nächsten Schritte. Sollte starker Regen einsetzen, können die Dachdecker mit großen Planen das Gebäude abdecken, um es vor einem erneuten Wasser­schaden zu schützen.

Das Vermessen ist schwierig: Keine Mauer ist gerade

Bis Weihnachten soll der Dachstuhl in seiner Rohkonstruktion stehen. Geplant ist, dass im kommenden Frühjahr das komplette Dach fertiggestellt ist. All diese Arbeiten sind die Grundlage für den Wiederaufbau des Heiligengeiststifts. Der historische Dachstuhl sowie die beschädigten Räume werden wieder hergestellt. Die Vorbereitungen für den Wiederaufbau sind bereits im Gange.

Dabei sei vor allem das vollständige Ausmessen des jahrhundertealten Gebäudes eine zeitraubende Angelegenheit, sagt Projektleiter Harnisch. Das Problem: „Es gibt keine einheitlichen Höhen und keine geraden Mauern.“ Vielmehr seien auf jedem Meter neue Unwägbarkeiten zu finden. Eine Herausforderung, die das Unterfangen aber auch spannend mache, meint Harnisch. Er rechnet damit, dass die Planungen für den Neuaufbau bis Jahresende abgeschlossen und der Bauantrag für das Vorhaben gestellt werden kann. Nach der Ausschreibung aller Gewerke, die einem Stadtsprecher zufolge für das kommende Frühjahr geplant ist, sei frühestens im Herbst 2020 mit dem Baustart zu rechnen.

Heiligengeiststift stammt aus dem 14. Jahrhundert

„Wir gehen aktuell von eineinhalb Jahren Bauzeit aus“, sagt Harnisch. Schließlich müsse das Gebäude einmal neu aufgebaut werden – unter Einbezug des Denkmalschutzes und aller Anforderungen an ein modernes Bauwerk. Wie hoch die Kosten für den Neubau sein werden, kann Harnisch noch nicht konkret beziffern. „Das werden wir erst im Zuge des Wiederaufbaus sagen können.“ Es sei aber davon auszugehen, dass die Versicherung die Kosten für den Aufbau komplett übernimmt.

Der Heiligengeiststift geht zurück auf das Hospital zum Heiligen Geist, das im späten 13. Jahrhundert errichtet wurde. Es bot alten, kranken und in Not geratenen Menschen eine Bleibe. Anfang des 14. Jahrhunderts entstand dafür ein Neubau in der Nähe der Saline und der damaligen St. Lambertikirche, die im 16. Jahrhundert abgebrochen wurde. An derselben Stelle entstand der erste Teil und 1724 der Ergänzungsbau des heutigen Hospitalbaus. Der markante Dachreiter stammt aus dem Jahr 1490.

Das historische Ensemble besteht aus mehreren Gebäuden, die unterschiedlich genutzt werden. Außer dem Seniorenheim gehören dazu die Heiligengeistschule, eine Turnhalle sowie Räume für die Hortbetreuung der Schulkinder. Ein Teil des Gebäudekomplexes soll dem Stadtsprecher zufolge auch nach dem Wiederaufbau als Seniorenheim genutzt werden. Die Mietverträge der Bewohner seien weiterhin gültig. Die Senioren können daher, sofern sie das wünschen, in das dann wieder auferstandene Denkmal zurückkehren.

Das Großfeuer im April 2018

Das Feuer im Heiligengeiststift brach am 12. April in den Abendstunden aus. Die Feuerwehr rettete sechs Bewohner des Altenheims und zwei Betreuer aus dem brennenden Haus. Sie erlitten Rauchvergiftungen und kamen ins Krankenhaus.

Mehr als 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Sie brauchten Stunden, um das Feuer zu löschen, verhinderten aber, dass es auf die angrenzende Grundschule übergriff. Der Dachstuhl des Stifts brannte vollständig aus.

Ursache für den Brand, der in der zweiten Etage entstand, war vermutlich eine nicht ausgeschaltete Herdplatte. Es entstand ein Schaden in Höhe von mehr als einer Million Euro.