Landkreis Stade/Harburg/Heidekreis. Waldbaden, Wandern und ein Gottesdienst unter Bäumen: Die Tipps der Abendblatt-Redaktion für die Deutschen Waldtage am Wochenende.
Was der Wald alles ist: Klimaretter und Lebensraum für wilde Tiere, Wirtschaftsraum, aber auch Sehnsuchtsort vieler Menschen als Refugium der Erholung. Diese Bedeutung wollen die Deutschen Waldtage aufzeigen, die von Freitag, 15. September, bis Sonntag, 17. September, mit einer Reihe von Veranstaltungen die Menschen in die Wälder locken wollen – auch in der Region zwischen Elbe und Heide.
In diesem Jahr stehen die Waldtage, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiiert werden, unter dem Motto „Gesunder Wald. Gesunde Menschen!“ Das Ministerium lädt zusammen mit Forstleuten, Waldbesitzern, Vereinen und Organisationen und lokalen Akteuren dazu ein, den Wald auf unterschiedliche Weise zu erfahren.
Deutsche Waldtage: Jeder Baum leistet einen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise
Besucher können den Wald erleben und sich mit Waldexpertinnen und -experten vor Ort auch darüber austauschen, welche Beiträge Wälder für die Gesundheit der Menschen erbringen und wie der Wald selbst gesund und damit zukunftsfähig erhalten werden kann.
Wälder leisten viel für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen, doch ihre eigene Gesundheit ist angesichts des Klimawandels in Gefahr. Dürre, Feuer, Stürme und schädliche Insekten haben sie in den vergangenen Jahren deutlich geschwächt.
Das ist eine dramatische Entwicklung, weil jeder Wald im Kampf gegen die Klimakrise einen wichtigen Beitrag leistet: Wälder entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und produzieren zudem Sauerstoff. Ein großer Teil des globalen Kohlenstoffbestandes ist in der oberirdischen Biomasse, in den Böden von Wäldern und in Holzprodukten für lange Zeit gespeichert.
Vorbei die Zeiten, als Bäume-Umarmer noch milde belächelt wurden
Daneben bieten Bäume und Wälder auch einen natürlichen Hitzeschutz und tragen zur Abmilderung von Extremwetterereignissen bei. Und sie sind auf vielfältige Weise wichtig für die Gesundheit der Menschen: Sie liefern saubere Luft, frisches Trinkwasser, gesunde Lebensmittel und Heilpflanzen.
Zudem wirken sich Waldaufenthalte positiv auf die körperliche, geistige und soziale Gesundheit aus, was internationale Studien längst nachgewiesen haben. Waldspaziergängen wird ein medizinischer Effekt zugeschrieben, denn sie senken den Puls und reduzieren nachweislich und innerhalb kurzer Zeit das Stresshormon Cortisol im Körper.
Dieser gesundheitliche Aspekt eines Waldspaziergangs hat sich herumgesprochen. Vorbei sind die Zeiten, in denen Leute, die Bäume umarmen, milde belächelt wurden. Inzwischen wird das sogenannte Waldbaden von Fachleuten als stärkend und glücklich machend empfohlen.
Deutsche Waldtage 2023: Schnupper-Waldbaden im Landkreis Stade
Auch bei den Waldtagen kann man in das Grün des Waldes abtauchen, zum Beispiel mit der Forstwissenschaftlerin, Waldpädagogin und Trainerin Birte Schmetjen im Rüstjer Forst bei Helmste im Landkreis Stade. Schmetjen betreibt in Deinste die Waldwohl GmbH & Co KG, mit der sie in Zusammenarbeit mit den Niedersächsischen Landesforsten Gesundheitsangebote im Wald sowie Ausbildung in diesem Bereich offeriert.
Im Rahmen der Deutschen Waldtage können Interessierte mit Schmetjen am Sonnabend, 16. September, von 14 bis 16 Uhr an einem Schnupper-Waldbaden im Rüstjer Forst teilnehmen, für das man sich noch bis zum 13. September bei Waldwohl unter info@waldwohl.de anmelden kann. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro. „Waldbaden bringt Entspannung, Ruhe, Kraft, Zuversicht, Bewusstheit und damit ein energiegeladenes Gefühl“, sagt die Expertin. Das Eintauchen in den Wald mit allen Sinnen bedeute Gesundheit für den Körper, Erholung des Geistes und Inspiration für den Alltag.
Während des Schnupper-Waldbads werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen gemeinsam in sanfter Bewegung, aber auch im Stehen und Sitzen, in die Waldatmosphäre eintauchen und den Wald erleben, ihn hören, sehen, riechen und spüren, kündigt Schmetjen an. Es werde verschiedene Einheiten der Entspannung und zum Auftanken geben.
Lüneburger Heide: Waldbaden im Walderlebnis Ehrhorn in Schneverdingen
Auch in der Lüneburger Heide kann die Wirkung eines Waldbades getestet werden: Dort bieten Andrea Dageförde und Ronja Martens vom Forstamt Sellhorn am Sonnabend, 16. September, von 10.30 bis 13 Uhr unter dem Motto „Raus aus dem Hamsterrad“ in Ehrhorn ein Waldbaden an. Eine Anmeldung ist noch bis zum 15. September unter ronja.martens@nfa-sellhorn.niedersachsen.de möglich, die Teilnahmegebühr beträgt 30 Euro.
Um gesundes Wandern geht es dagegen bei einer moderaten Wanderung am Sonntag, 17. September, ab 17 Uhr unter der Leitung von Gesundheitswanderführerin Dagmar Bellut. Sie führt durch die Schwarzen Berge und zeigt dabei Übungseinheiten zum Thema Laufen und Fußgesundheit. Eine Anmeldung zu der Wanderung, die auf der Veranstaltungsliste der Waldtage auftaucht, aber laut Bellut ebenso im Rahmen der „Aktionstage Wandern“ des Deutschen Wanderverbands in Kooperation mit dem TV Vahrendorf stattfindet, ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos. Treffpunkt ist um 17 Uhr auf dem Parkplatz Grossmodder-Eiche an der Straße Brandheide in Sottorf.
Gottesdienst in der Petri-Kirche in Marschacht endet unter Bäumen
Einen besonderen Beitrag zu den Deutschen Waldtagen leistet die Kirchengemeinde Elbmarsch: Sie führt am Sonntag, 17. September, einen speziellen Gottesdienst mit Pastor Georg Stahlmann - selbst Jäger und Waldliebhaber – durch, bei dem es inhaltlich um den Wald geht. Der Gottesdienst unter dem Motto „Jauchzen sollen alle Bäume im Walde“ (Psalm 96,12) findet von 10 bis 11 Uhr in der Marschachter Petri-Kirche statt und endet bei gutem Wetter unter den benachbarten Bäumen am Friedhof.
Stahlmann wagt in seiner Predigt einen theologischen Blick auf forstwissenschaftliche Themen – auch wenn die Bibel natürlich noch nichts von den ökologischen Problemen der heutigen Zeit wusste.
Der Waldzustandsbericht 2022 zeichnet kein gutes Bild
Denn Deutschlands Wälder leiden stark unter den Folgen der Klimakrise. Der Waldzustandsbericht 2022 zeigt, dass über ein Viertel der Bäume nicht gesund sind. „Wälder sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Ökosystems und erbringen durch unsere nachhaltige Waldbewirtschaftung unschätzbare Leistungen für die Gesellschaft. Da die Summe vitaler Bäume für das Klima von zentraler Bedeutung ist, müssen Waldbesitzende zusammen mit der Gesellschaft alles dafür tun, Bäume zu pflanzen, um für uns Menschen diese besondere Lebensqualität zu erhalten“, sagte Philip von Oldershausen, Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen, anlässlich des Deutschen Waldtages.
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„Für mich ist meine Arbeit eine Herzensangelegenheit“, ergänzt Forstwissenschaftlerin und Waldpädagogin Birte Schmetjen: „Ich bin davon überzeugt, dass ein inneres Wohlgefühl, die Verbindung mit dem Wald und das Wissen um seine wunderbare Vielfalt eine nachhaltigere Haltung für diesen Planeten mit sich bringt.“
Weitere Infos und alle Veranstaltungen zum Deutschen Waldtag in der Region unter www.deutsche-waldtage.de