Hollenstedt. Pizza, Pasta, Tiramisu: Claudio Spinsanti verhalf dem Hollenstedter Hof zu neuer Blüte. Inzwischen sind sogar die Einheimischen überzeugt.
- Bekannt geworden ist Claudio Spinsanti als Wirt des „Portonovo“ an der Außenalster
- Seit einigen Jahren betreibt der Italiener aber auch noch den Hollenstedter Hof im Kreis Harburg
- Wir haben ihn an seinem Herzensort in der Nordheide besucht
Das Ambiente ist nur in wenigen Landgasthäusern so stilvoll wie im Hollenstedter Hof. Als wir den Wirt treffen, läuft im Hintergrund dezent der Song „What a difference a day makes“. In einer modernen, jazzigen Fassung. Welchen Unterschied ein Tag ausmachen kann – darüber lässt sich mit Claudio Spinsanti vortrefflich philosophieren.
Hamburger Promi-Wirt bringt Bella Italia in die Nordheide: Ein Rezept, das funktioniert
Der Hamburger Promi-Wirt vom „Portonovo“ ist gleichzeitig Inhaber des Restaurants und Hotels in Hollenstedt im Landkreis Harburg und kennt sich mit plötzlichen Veränderungen aus. Seien sie nun selbst herbeigeführt oder vom Leben gestellte Aufgaben. Sie schrecken ihn nicht: „Wichtig ist, die Sache richtig anzupacken“, sagt er. „Dann erreichst du alles.“
2023 war einiges los im Leben des Vollblut-Gastronomen. Viele Wochen lang war kein einziger freier Tag für ihn drin. Er musste das Promi-Lokal „Restorante Portonovo“ an der Außenalster nach 15 Jahren verlassen, weil sein Pachtvertrag nicht verlängert wurde. „Als Reaktion hätte ich mich auch aus der Hamburger Gastro-Szene zurückziehen und es hier in Hollenstedt etwas ruhiger angehen können. Aber das wollte ich noch nicht“, sagt der 58-Jährige.
Szene-Gastronom rettet geschichtsträchtiges Haus vor Leerstand
Stattdessen suchte er für sich und das „Portonovo“ ein neues Zuhause und fand es an der Milchstraße, wo Spinsanti in den ehemaligen Räumen des Restaurants von Anna Sgroi nun gehobene italienische Küche anbietet. Deshalb absolviert er nach wie vor einen komplexen Arbeitsalltag zwischen seinem Hotel-Restaurant in Hollenstedt, dem Weingroßhandel „La Cantina“ in Buxtehude und dem neuen „Portonovo“ im feinen Pöseldorf.
Ein täglicher Spagat zwischen drei Unternehmenszweigen und zwischen Stadt und Land, für die sie kaum ausreichen, diese 24 kleinen Stunden eines Tages. Aber der Mann wollte es so. Sonst hätte er sich vor elf Jahren nicht auch noch den Hollenstedter Hof an die Backe genagelt.
Der Hamburger Szene-Gastronom hat das geschichtsträchtige Haus in der Ortsmitte vor Leerstand oder Fremdnutzung gerettet. Damals drohte dem 1707 gegründeten Traditionsgasthof, der sich über zehn Generationen in Familienbesitz befand, das Aus.
Hollenstedt besitzt eines der schönsten Gasthäuser der Region
Der Promi-Wirt erwarb das sanierungsbedürftige Objekt und führte es zu neuer Blüte. Inzwischen besitzt Hollenstedt eines der schönsten Gasthäuser der Region und zugleich ein beliebtes Hotel. „Hier wurde so gut wie alles einmal umgekrempelt“, sagt Spinsanti.
Die Sanierungsarbeiten waren aufwendig: Die historische Fassade des Hollenstedter Hofs wurde wieder hergestellt, erhielt neue Fenster im alten Stil. Säulen, die früher den Eingang zierten, wurden wieder aufgebaut, der entfernte hölzerne Giebelschmuck restauriert und wieder angebracht. Die Gasträume und Hotelzimmer wurden von Grund auf renoviert und hochwertig ausgestattet. Zu guter Letzt erhielt der Hollenstedter Hof ein neues Herz mit einer 300.000 Euro teuren, hochmodernen Küche.
Anfängliche Skepsis in der Gemeinde Hollenstedt ist längst verflogen
Was dort gekocht wird, kommt in der Region offenbar gut an: „Der August 2023 war der beste Monat der vergangenen zehn Jahre“, sagt Spinsanti. „Sowohl das Restaurant als auch das Hotel erfahren sehr guten Zuspruch.“ Am Anfang begegnete dem Gastronomen auch Skepsis – trotz aller Erfolge, die er vorzuweisen hatte. Aber eben in Hamburg und nicht draußen im Landkreis Harburg. Ganz anderes Publikum dort, unkten einige.
„Manche haben sich wohl gefragt, warum ausgerechnet ein Italiener ein deutsches Gasthaus kauft und was ich eigentlich von ihnen will“, erinnert sich Spinsanti. Das Misstrauen ist inzwischen abgebaut: Längst ist der smarte Gastwirt in Hollenstedt akzeptiert und genießt selbst dort einen gewissen Promi-Status. Auch, wenn das auf dem Land eher zurückhaltend zum Ausdruck kommt. Wenn überhaupt.
Inhaber des Portonovo: „Ich liebe es, mit Menschen zu tun zu haben“
Und so bleibt Claudio Spinsanti vorerst bei seinem eng getakteten Tagesablauf: Nach dem Frühstück fährt er zunächst in den Hollenstedter Hof, dann geht es in den Weingroßhandel nach Buxtehude und – „wenn alles gut läuft“ – gegen Mittag über die Elbe gen Norden nach Pöseldorf in das „Portonovo“. Dort zeigt er oft bis in die Nacht hinein Präsenz und erobert die neue Nachbarschaft mit seinem italienischen Charme.
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Es sei denn, er wird im Hollenstedter Hof gebraucht. Dann springt Claudio Spinsanti dort ein, wo es brennt: meistens im Service, aber auch in der Küche. „Ich brauche das. Ohne das geht es nicht“, sagt er. „Ich liebe es, mit Menschen zu tun zu haben und ihnen eine Freude zu machen.“
Im Job wie auf dem Fußballplatz: Claudio Spinsanti will immer gewinnen
Entspannung findet der dreifache Vater bei Spaziergängen mit seinem Hund und vor allem beim Fußball. Auf dem Fußballfeld hält er es nicht anders als im Berufsleben: „Ich will immer gewinnen“, sagt er. Als Kicker spielt er – wie sollte es anders sein für einen Italiener seiner Größe – in der Abwehr.
Im Berufsleben füllt der Gastronom und Unternehmer dagegen verschiedene Positionen aus und jongliert mit mehreren Bällen gleichzeitig. Dort ist er nicht nur Verteidiger, sondern auch Stürmer. Nur im Mittelfeld, da fühlt sich einer wie Claudio Spinsanti nicht wirklich wohl.