Neu Wulmstorf. Neue Schule ist Lernort, Veranstaltungszentrum und Mega-Mensa in einem. Ihr pädagogisches Konzept macht sie im Kreis Harburg einmalig.
- Die neue Grundschule am Moor ist Neu Wulmstorfs bisher teuerstes Gebäude: 26 Millionen Euro hat der Neubau die Gemeinde gekostet.
- Hintergrund ist, dass ab dem Schuljahr 2026/2027 ein Rechtsanspruch zur ganztägigen Betreuung von Kindern im Grundschulalter gilt – an allen drei Grundschulen in der Gemeinde Neu Wulmstorf.
- Die neue Schule ist mehr als nur ein Lernort: Auch eine Sporthalle, ein Veranstaltungszentrum und eine Mega-Mensa sind in dem Gebäude untergebracht.
Über Jahre wurde über den Neubau diskutiert, nun ist er endlich fertig: Die Grundschule am Moor an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße in der Gemeinde Neu Wulmstorf ist am Freitag feierlich eingeweiht worden. „Hier tut sich eine andere Welt auf“, sagte Bürgermeister Tobias Handtke im Beisein der Schüler und Lehrkräfte.
In dem 8000 Quadratmeter großen Gebäude, in dem sich seit dem Ende der Sommerferien die neue Grundschule befindet, sind außerdem ein Veranstaltungszentrum und ein Sporthalle untergebracht. „Nun wollen wir darangehen, das Potenzial, das uns hier gegeben wurden, voll auszuschöpfen.“
Die Möglichkeiten dafür sind sind zweifellos vorhanden: Die moderne Veranstaltungshalle bietet bis zum 450 Besuchern Platz, hier fand auch die Eröffnungsfeier statt. Außerdem ist eine Großküche entstanden, in der bis zu 1000 Essen täglich für die Kitas und Grundschulen in der Gemeinde zubereitet werden können.
Neu Wulmstorf eröffnet Grundschule „nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen“
Eigentlich hat Neu Wulmstorf mit der neuen Schule nicht eine, sondern gleich fünf „Dorfschulen“ erhalten. Denn die Schule ist nach „neuesten pädagogischen Erkenntnissen“ entstanden, wie Schulleiterin Astrid Kracht sagte. Sie setzt erstmals in der Region das Minischulen-Konzept um.
Deshalb sind unter dem Dach der zweigeschossigen Grundschule fünf kleine Einheiten entstanden, die baulich ihren eigenen Bereich haben und in denen jeweils eine erste, eine zweite, eine dritte und eine vierte Klasse unterrichtet werden – aber nicht durchgängig jahrgangsübergreifend, sondern jeweils in der eigenen Klassenstufe.
Im Erdgeschoss befindet sich neben der Verwaltung, dem großzügigen und vielseitig nutzbaren Foyer und dem Veranstaltungstrakt die erste der fünf Minischulen, im ersten und zweiten Stockwerk gehen links und rechts jeweils die anderen vier Minischulen ab.
Neue Grundschule Neu Wulmstorf: Fünf Minischulen unter einem Dach
Sie sind baugleich und umfassen jeweils eine Fläche von rund 600 Quadratmetern. Jede Minischule verfügt über einen großzügigen, flexibel nutzbaren Gemeinschaftsbereich mit Versammlungszonen. Von diesen vielseitig zu nutzenden „Fluren“ geht es in die Klassen- und Gruppenräume. Auch dort wurde bei der Ausstattung und der Möblierung auf eine möglichst hohe Flexibilität Wert gelegt.
Der Gemeinschaftsbereich bietet Lern-, Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten sowie eine Küchenzeile, eine Garderobe und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Lehrer und Lehrerinnen. Alle Minischulen haben zudem einen eigenen Außenbereich mit einem kleinen Schulgarten, einem Gartenhäuschen und Sitzmöbeln erhalten. „Hier können wir den Unterricht sogar nach draußen verlegen“, schwärmt Astrid Kracht. Ein großer Schulhof für alle rund 460 Schüler und Schülerinnen rundet die Außenanlage ab.
Die Schulleiterin und ihr Konrektor Christoph Walter haben den schwierigen Prozess um den Schulneubau von Anfang an begleitet und für ihr nun realisiertes Konzept bei der Politik immer wieder gekämpft und geworben. Die Planungen zogen sich über mehrere Jahre hin.
Im Juli 2021 begannen in Neu Wulmstorf die Bauarbeiten
Das pädagogische Konzept – eine Premiere im Landkreis Harburg – wurde viel diskutiert, die hohen Kosten für den Neubau wurden im Rat angesichts der angespannten Haushaltslage von Teilen der Politik in Frage gestellt. Nach dem Beschluss, einer europaweiten Ausschreibung und dem Fördermittelbescheid durch den Bund, der 3,9 Millionen Euro zur Verfügung stellte, begannen die Bauarbeiten schließlich im Juli 2021 mit dem Abriss der alten Hauptschule an gleicher Stelle.
Zwei Jahre später erfolgte nun die offizielle Einweihung des Multifunktionsgebäudes. „Ich bin sehr dankbar, dass die politischen Entscheidungsträger unseren Ideen Gehör geschenkt haben und diesen Weg mit uns gegangen sind“, sagte Astrid Kracht.
Seit zwei Wochen findet der Unterricht in den neuen Räumlichkeiten statt. „Als die Schüler nach den Sommerferien in die Schule kamen, haben sie nur gestaunt und alles von Anfang positiv aufgenommen“, so Kracht. „Wir wollten das Beste für die Kinder schaffen – und das hat aus meiner Sicht geklappt.“ Es sei ein „Gebäude mit Seele“ entstanden. Raum und Lernen hängen offenbar zusammen: „Wir spüren jetzt schon, welch positive Wirkung das neue Gebäude auf die Kinder hat“, sagte die Rektorin.
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Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke hofft, dass „die Kinder in der Schule glückliche Erfahrungen sammeln können“ und auch das neue Veranstaltungszentrum künftig vielfältig genutzt wird: „Hier sollen möglichst viele freundliche Begegnungen stattfinden“, so Handtke.
Er wies darauf hin, dass mit der Fertigstellung der Grundschule am Moor die hohen Investitionen der Gemeinde in ihre drei Grundschulen nicht abgeschlossen sind. Neu Wulmstorf steht mit dem Neubau für die Heideschule eine weitere Großinvestition im Rahmen von ebenfalls 26 Millionen Euro ins Haus. Und auch die Grundschule in Elstorf muss noch für den Ganztag fit gemacht werden.
Die Zeit drängt: Bald müssen alle drei Grundschulen in Neu Wulmstorf die Ganztagsbetreuung umsetzen, weil ab dem Schuljahr 2026/2027 ein Rechtsanspruch zur ganztägigen Betreuung von Kindern im Grundschulalter gilt.