Neu Wulmstorf. EU-weite Ausschreibung für neue Großküche geplant, die Schulen und Kitas beliefern soll. Ein Kriterium ist zudem ein „Probe-Essen“.

Bis zu 1000 Essen täglich sollen hier schon ab Sommer kommenden Jahres gekocht werden: In ihrem neuen Grundschul-Neubau an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße plant die Gemeinde Neu Wulmstorf auch eine Mensa samt Großküche mit einem wohl landkreisweit einmaligen Konzept.

Die neue Küche soll nicht nur die neue Schule, sondern gleich alle drei Grundschulen des Ortes versorgen, die in nächster Zeit auf einen Ganztagsbetrieb umstellen. Zudem sollen auch einige Kitas in Neu Wulmstorf von dort aus mit Mittagessen versorgt werden.

Geplant ist eine Mischküche, in der frisch gekocht wird

Geplant ist dafür eine Mischküche mit Einbaugeräten, Kühlzellen, Lagerräumen, Spülbereich und auch mit einem Büro- und Umkleideraum. Mischküche meint dabei, dass Lebensmittel mit unterschiedlichem Fertigungsgrad verwendet werden. Aber auch, dass dort eben wirklich noch frisch gekocht wird. Dazu sucht die Gemeinde demnächst mit einer europaweiten Ausschreibung einen Betreiber. „Wir wollen jemanden finden, der frisch kocht und nicht nur sein Fertigprodukt dort aufwärmt“, sagt Miriam Rathmann, die in der Gemeindeverwaltung die Projektleitung für den Schulneubau übernommen hat.

Im Schulausschuss des Gemeinderates stellte sie jetzt für die neue Groß-Mensa das Konzept vor, das Basis für diese Ausschreibung sein wird. Auf eine Kurzformel gebracht lautet die Forderung dabei: gesund, gut und günstig. Bei der Auswahl des künftigen Küchen-Betreibers werde die Gemeinde nach einem Punktesystem vorgehen, mit dem einzelne Kriterien bewertet werden: So wird der Preis eine wichtige Rolle spielen, den die Gemeinde vertraglich auf maximal vier Euro pro Essen festlegen will.

Recherchen im Umland hätten ergeben, dass Anbieter für die Verpflegung in Kitas und Grundschulen zwischen 3,75 und 4,50 Euro pro Essen berechnen, heißt es in einer Vorlage für den Ausschuss. Um einen möglichst niedrigen Preis für die Kinderessen zu erreichen, werde dem Betreiber die Küche kostenfrei überlassen, nur die Nebenkosten würden abgerechnet. An einen Zuschuss an die Eltern wie in einigen Nachbarkommunen sei indes nicht gedacht.

Aber der Preis sei eben nicht alles, auch die Qualität des Essens müsse stimmen, sagte Projektleiterin Rathman. „Wir wollen schon Bio-Qualität“, sagte sie, aber das gehe eben nicht zu 100 Prozent, weil sich das dann wieder zu stark auf den Preis auswirke. Jetzt sollen 20 Prozent der verwendeten Lebensmittel Bio-Qualität erreichen. Auch regionale und saisonale Produkte sollen angeboten werden. „Das ist uns auch wichtig“, betonte Rathmann. Je höher der Anteil regionaler Zutaten ist, desto mehr Punkte wird einem Bewerber im Vergabeprozess angerechnet. Kriterium bei der Auswahl wird aber auch ein „Probe-Essen“ sein.

Täglich ein Essen mit Rohkostanteil und einem Getränk

Eine weitere Forderung der Gemeinde Neu Wulmstorf: Die Mittagessen sollen in einem vierwöchigen Monatszyklus auf die Tische kommen. „Ein bestimmtes Essen darf es dann nur einmal im Monat geben“, sagte Rathmann. Der Ausschreibungstext wird zudem festlegen, dass täglich ein Essen mit einem Rohkostanteil und einem Getränk angeboten wird. Bei Fleisch- oder Fischgerichten müsse aber auch alternativ eine vegetarische Komponente dabei sein. Allgemeine Grundlage für die Zubereitung soll laut Verwaltungsvorlage der „Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bilden.

Ernährungsexpertin empfiehlt nur einmal in der Woche Fleisch

Was der in etwa vorsieht, erläuterte im Ausschuss die Lüneburger DGE-Ernährungswissenschaftlerin Diana Reif. Abwechslungsreich, eher Vollkornprodukte, viel Gemüse, wenig Fleisch – das war dabei ihre Botschaft zusammengefasst. Sie empfahl den Ausschussmitgliedern im Ausschreibungstext festzulegen, dass nur einmal in der Woche Fleisch angeboten werden solle. Und das auch nur mit einer Mengenbegrenzung von 60 Gramm, was in etwa zwei Mini-Buletten entspreche.

„Ich möchte dazu eine Lanze brechen“, sagte Reif. Der Fleischkonsum sei allgemein zu hoch und gerade der Verzehr von rotem Fleisch stehe in einem Zusammenhang mit Krankheiten. Einen weiteren Tag in der Woche müsse zudem Fisch angeboten werden, an den anderen Tage eben fleischlose Gerichte. „Am besten ist es, wenn pro Tag zwei unterschiedliche Gemüsekomponenten angeboten werden“, erklärte sie. Dann könnten Kinder immer mal wieder probieren und testen und sich so an eine gesunde Ernährung gewöhnen, die sie vorher vielleicht mal abgelehnt hatten.

Über das Großbauprojekt:

  • Für Neu Wulmstorf ist das Projekt mit kalkulierten Baukosten von 26 Millionen Euro das bisher teuerste und größte öffentliche Bauvorhaben der Gemeinde. Dabei soll der Neubau der Grundschule am Moorweg mehr als nur eine Schule sein, sondern als multifunktionales Gebäude von allen Neu Wulmstorfern genutzt werden.
  • Neben einer 5-zügigen Ganztagsgrundschule entsteht auch ein neues Veranstaltungszentrum für bis zu 450 Personen sowie eine Sporthalle mit Gymnastikraum.