Hamburg. Ausbau der Autobahn 7 im Norden kommt gut voran. In Schnelsen und Stellingen starten 2016 die Arbeiten für den Lärmschutztunnel.
„Jede Baustelle ist eine Zumutung!“ Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) ließ es sich am Montag im Hörsaal des Handelskammer-Innovationscampus’ nicht nehmen, die aktuelle Situation auf der Autobahn 7 treffend zu beschreiben. Dann fügte der Politiker hinzu: „Ich fahre regelmäßig von Hamburgs Norden nach Kiel. Ich rechne mit 15 Minuten mehr Fahrzeit, und das funktioniert in der Regel.“
Nördlich des Elbtunnels erwartet die Autofahrer seit Herbst vergangenen Jahres Deutschlands derzeit längste Baustelle. Über gut 71 Kilometer bis hoch zum Bordesholmer Kreuz laufen Sanierung und Erweiterung der Verkehrstrasse auf Hochtouren. Das fängt an der Langenfelder Brücke – diese wird komplett erneuert – kurz hinter der Anschlussstelle Volkspark an und geht in Schnelsen sowie Stellingen weiter. Dort wird derzeit die Errichtung von Lärmschutztunneln vorbereitet.
Auf den dann folgenden gut 60 Kilometern können Autofahrer seit Monaten erleben, wie rasch die Sanierung und Verbreiterung vorangeht. Im ablaufenden Jahr 2015 sei eine vierspurige Betonfahrbahn von 30 Kilometer Länge erstellt worden, berichtete Bernd Rothe vom bundeseigenen Planungsunternehmen Deges stolz. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2016 werde der Verkehr über diese neuen Teilstrecken rollen.
Die Stimmung war also gut an diesem Montag, als neben Minister Meyer Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) über den Fortgang der Bauarbeiten auf der Baustelle berichtete. Das Augenmerk des Senators lag dabei naturgemäß auf den Hamburger Bauprojekten.
Und hier brachte Horch für die A 7-Anwohner in Altona durchaus gute Kunde. Die Chancen, dass der rot-grüne Senat bis zu 90 Millionen Euro für einen zwei Kilometer langen Deckel zur Verfügung stellen werde, stünden sehr gut. „Der gesamte Senat will den langen Deckel.“ Er erwarte, dass in den kommenden Wochen eine entsprechende Drucksache verabschiedet werde. Einschränkend fügte Horch hinzu: „Bislang hakt es noch am Geld.“
Dieses Geld ist notwendig, weil Hamburg den aus Lärmschutzgründen notwendigen Deckel von 730 auf 2000 Meter verlängern will. Die Stadt erhofft sich dadurch erheblich mehr Lärmminderung im Westen Hamburgs und eine nachhaltige Aufwertung der Stadtteile Bahrenfeld und Othmarschen, die wieder zusammenwachsen würden. Zudem könnten auf den unmittelbar neben der A 7 liegenden Flächen Wohnungen gebaut werden.
Das Problem: Die Politik ringt bereits seit Jahren um die Entscheidung für einen längeren Deckel. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Um vieles eindeutiger ist die Situation bei den beiden anderen Lärmschutztunneln. In Schnelsen haben die vorbereitenden Arbeiten längst begonnen. Im vergangenen Sommer wurden die Brücken, die die Heidloh- und die Frohmestraße über die A 7 führten, durch Behelfsbauwerke ersetzt.
Der eigentliche Bau der ersten Röhre starte im kommenden Frühjahr, sagte Rothe. Den Plänen zufolge soll der Lärmschutztunnel in Schnelsen, der eine Länge von 560 Metern haben wird, im Jahr 2018 fertig sein.
Auch im Bereich Stellingen kommt man offenbar gut voran. „Unser Ziel ist es, noch in diesem Monat die Aufträge für den Bau des Lärmschutztunnels zu vergeben“, sagte Senator Horch. Der Bund habe weitere 180 Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung gestellt. Bernd Rothe von der Deges ergänzte, dass man spätestens im März 2016 mit der Verbreiterung der Fahrbahn beginnen werde. Laut Plan soll der 980 Meter lange Stellinger Deckel im Jahr 2019 fertig sein.
Kommentar: Alles spricht für den langen A7-Deckel
Senator Horch verwies darauf, dass auch südlich des Elbtunnels in den kommenden Jahren gebaut werde. Die Hochstraße Elbmarsch werde vom Jahr 2018 an saniert. Dabei wolle man die Erfahrungen aus der aktuell laufenden Erneuerung der Langenfelder Brücke – sie führt in Stellingen die A 7 über 17 Bahngleise – nutzen.
Allen Baustellen gemein sei, dass für den laufenden Verkehr auch während der Bauzeit jeweils sechs Spuren zur Verfügung stünden.
Für Reisende in Richtung Norden hatte Verkehrsminister Meyer noch eine gute Botschaft. Im Jahr 2022 werde mit dem Neubau der Rader Hochbrücke begonnen. Ziel sei es, die neue Überführung 2026 fertig zu bekommen. Dann läuft die Lebenszeit des alten Bauwerks ab. Die neue Brücke soll 270 Millionen Euro kosten.
Die Rader Hochbrücke war im Sommer 2013 über mehrere Monate für schwere Lastwagen gesperrt und für Autofahrer verengt worden. Experten hatten massiven Verschleiß an den Betonpfeilern des Bauwerks entdeckt. Beim Bau der Brücke Anfang der 70er-Jahre war offenbar wenig geeigneter Beton verwendet worden.