Der Naturschutzbund warnt vor dem Lärm, der bei dem Bau des Windparks entsteht. Die bedrohten Schweinswale könnten leiden.

Berlin/Rostock/Karlsruhe. Die bedrohten Schweinswale in der Ostsee könnten nach Befürchtungen von Naturschützern beim Bau des Offshore-Windparks „Baltic 1“ unter großem Lärmstress leiden. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnte am Freitag davor, dass die vorige Woche gestarteten Arbeiten am ersten kommerziellen Hochsee- Windpark in der Ostsee die Meeressäuger verwirren und ihr sensibles Gehör schädigen dürften. „Durch den entstehenden Lärm beim „Rammen„ der 21 Gründungspfähle können Schalldrücke von bis zu 240 Dezibel erreicht werden“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der Bauherr EnBW entgegnete, man habe rechtzeitig mehrere Schutzmaßnahmen getroffen und suche auch weiterhin den Rat von Umweltexperten.

„Die Arbeiten an „Baltic 1“ sind genehmigt. Und da gab es vorher auch eine Umwelt- verträglichkeitsprüfung“, erklärte ein Sprecher des Karlsruher Energiekonzerns. Das Unternehmen habe sich intensiv um einen möglichst effektiven Unterwasser-Lärmschutz gekümmert. Unter anderem würden im Baugebiet Bojen eingesetzt, die akustische Signale sich nähernder Wale auffingen. „Wenn wir die Tiere so erfassen, wird der Bau für einige Zeit unterbrochen.“ Im Gegenzug werde auch Schall ausgesandt, um die Säuger vom Montagefeld nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst fernzuhalten. Das Einrammen der Pfähle in den Meeresgrund beginne darüber hinaus stets mit einer geringen Frequenz.

Der NABU verwies dagegen auf eine generelle Gefährdung der Tiere. „Das ist besonders problematisch, da Ende Mai die Kälber des Ostsee- Schweinswals zur Welt kommen“, kritisierte Miller. Zum „Tag des Ostsee-Schweinswals“ an diesem Sonntag wolle sein Verband deshalb nochmals auf das Thema aufmerksam machen. Aus Sicht des NABU lassen die getroffenen Schallschutz-Maßnahmen zu wünschen übrig.

Forscher schätzen die Zahl der Schweinswal-Exemplare in der südlichen Ostsee laut NABU auf weniger als 600. Nicht nur der Bau von Offshore-Anlagen mache ihnen zu schaffen, hieß es. Manche Tiere endeten auch als Beifang in Fischernetzen und verlören weiteren Lebensraum durch Großprojekte wie die geplante Fehmarnbelt-Querung.

Umweltverbände fordern eine häufigere Verwendung schallarmer Montagetechniken bei marinen Bauarbeiten. Der Einsatz sogenannter Blasenschleier, die den akustischen Druck beim Einrammen der Pfähle an die Wasseroberfläche ableiten, seien eine noch zu selten benutzte Alternative. Im März hatten Wissenschaftler bei einer internationalen Fachkonferenz in Stralsund über Wege beraten, wie die Meeressäuger besser gegen den zunehmenden Unterwasserlärm geschützt werden können.