In Bremerhaven, Cuxhaven und auch auf Helgoland werden derzeit millionenschwere Projekte zur Energiegewinnung in den Blick genommen.

Bremerhaven/Cuxhaven. Die norddeutsche Offshore-Branche kommt in Bewegung: Kräftigen Rückenwind erhalten die Vorhaben von der durch die japanische Reaktorkatastrophe entfachten Diskussion um eine neue Energiepolitik.

Ein Offshore-Terminal ist im Süden von Bremerhaven geplant. Der Baubeginn für die Anlage, die als Verladerampe für Windanlagen und Wartungshafen dienen soll, ist für Anfang 2012 geplant, die Fertigstellung für 2014. Die Ausschreibung dafür wird in diesem Monat veröffentlicht. Im Hafenressort ist man zuversichtlich, Investoren und Betreiber zu finden.

„Wir sehen keine Überkapazitäten, sondern eher Mangel“, sagt Hafenstaatsrat Heiner Heseler mit Blick auf den Konkurrenten Cuxhaven an der Elbe. Der Wettbewerb werde aber eher mit anderen Staaten wie Großbritannien ausgetragen. Dort seien die Konditionen für Investoren besser. Dies wird auch bei der Windenergieagentur Bremerhaven/Bremen kritisch angemerkt.

Cuxhaven ist in der Tat bereits weiter. „Konkurrenz zwischen den Städten gibt es nicht“, versichert der Direktor der Wirtschaftsförderung, Hans-Joachim Stietzel. Das sei in der Anfangszeit der Fall gewesen, als es um Unternehmensansiedelungen gegangen sei. Inzwischen sei das aber kein Problem mehr, sagt Stietzel. Er ist sich sicher: „Wir werden einen gewaltigen Schub erleben, gerade jetzt.“ Da sei „Platz für alle“.

Seit 2003 wird an der Elbmündung mit einem Masterplan an der Zukunft Windkraft gearbeitet, die Branche hat inzwischen 500 direkte Jobs geschaffen. 1.000 weitere sollen bis 2013 folgen. Derzeit wird ein vierter Liegeplatz geplant, ein 100 Hektar großes Industriegebiet wird erschlossen, und die Pläne für weitere Liegeplätze liegen in der Schublade. „Wir glauben fest an die Zukunft“, sagt der Vorsitzende des Hafenwirtschaftsverbands Cuxhaven, Hans-Peter Zint. Im Herbst würden wahrscheinlich alle Flächen belegt sein.

Einen Vorteil sehen Zint und Stietzel auch in der frühen Entscheidung, den Standort entsprechend auszubauen. „Wir haben das konsequent umgesetzt“, sagt Zint. Dafür wurden bereits 300 Millionen Euro von Land, Gemeinde und Privatwirtschaft für die Offshore Basis Cuxhaven investiert, 200 Millionen Euro werden folgen. „Damit ist Cuxhaven die Nummer eins an der Küste“, sagt Stietzel.

Genauso viel soll der Offshore-Terminal in Bremerhaven kosten, der aber zurzeit nur in Plänen existiert. Eine Konkurrenzsituation ergibt sich aus Sicht der Cuxhavener nur, solange die Zahl der installierten Windkraftanlagen noch relativ gering ist. „Aber das wird sich vermutlich schon kurzfristig ändern“, sagt Zint. Es kämen mehr Projekte, und nautisch sei Cuxhaven besser erreichbar. „Wichtig ist, dass wir den Hafen in mehreren Funktionen nutzen können“, sagt Zint. Er könne Produktions-, Installations- oder auch Servicehafen sein.

Genau davon will auch eine weitere Kommune profitieren. Neu im Konzert der Offshore-Gemeinden ist Helgoland. Die Insel will vom stagnierenden Tourismus unabhängiger werden und kaufte im vergangenen Jahr 3,4 Hektar Fläche vom Bund. Dort soll ein Wartungsstützpunkt entstehen. Von der Nordseeinsel aus sind die Parks weit draußen auf See schneller und günstiger zu erreichen als vom Festland. „Offshore kann ein Gewinn für die ganze Insel werden“, sagt Bürgermeister Jörg Singer.

Bei Helgoland werden in den nächsten Jahren drei Windparks in Betrieb gehen. Diese werden Strom für rund eine Million Single-Haushalte liefern. 100 neue Jobs sollen entstehen.

Das ist freilich eher wenig im Vergleich zu den Vorhersagen, die das Prognos-Institut für Bremerhaven macht: 14.000 neue Stellen bekomme die Seestadt in den kommenden Jahrzehnten, heißt es in einem Gutachten. Selbst wenn das nicht eintreten sollte – 7000 seien es allemal.