Der erste gesichtete Wolf im Westerwald seit mehr als 130 Jahren ist mehrere Wochen nach seiner Entdeckung offenbar erschossen worden.
Montabaur/Hachenburg. Der vor einem Monat im Westerwald gesichtete Wolf ist vermutlich von Unbekannten erschossen worden. Am Sonnabendnachmittag sei ein totes Tier in der Nähe von Hachenburg von Spaziergängern gefunden worden, bei dem es sich wahrscheinlich um einen Wolf handele, teilte die Polizeidirektion Montabaur am Montag mit. Eine zweifelsfreie Bestätigung sei aber erst nach Abschluss einer Untersuchung des Kadavers möglich. Der Landesjagdverband sprach von „einem schwerwiegenden Verstoß gegen das Naturschutzgesetz“. Der Täter müsse zur Rechenschaft gezogen werden. Der Verband setzte daher eine Belohnung von 1.000 Euro für Hinweise aus, die zu dessen Ergreifung des Täters führen. Die Polizei ermittelt die Umstände des Abschusses.
Der erste wildlebende Wolf in Rheinland-Pfalz seit Mitte des 19. Jahrhunderts war Ende Februar in der Nähe der Westerwald-Ortschaft Steimel (Landkreis Neuwied) von einem Wanderer fotografiert worden. Der Fotograf hatte das Bild des Tieres an den Umweltschutzverband NABU geschickt, wo das Tier aufgrund der typischen Fellzeichnungen als Wolf identifiziert wurde. Der letzte Wolf im Westerwald war 1841 in der Nähe von Hachenburg erlegt worden.
In Deutschland war der Wolf Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet worden. In den vergangenen Jahren wanderten immer wieder Wölfe aus Polen in die sächsische Lausitz und andere Regionen Ostdeutschlands. Mittlerweile nimmt die Zahl der freilebenden Wölfe in der Bundesrepublik langsam, aber stetig zu. Eine Gefahr für Menschen gehe in Deutschland von Wölfen nicht aus, betonte der NABU.
Kreisjagdmeister Schneider sagte, weder hätte in dem Revier am Sonnabend eine Jagd stattgefunden noch seien dessen Pächter zugegen gewesen. Es sei „vollkommen unverständlich“, warum jemand den Wolf abgeschossen habe. „Das ist alles sehr dubios“, sagte er. Das Tier, ein zwei Meter langer und 30 Kilogramm schwerer Rüde, sei eindeutig erschossen worden, Ein- und Ausschusslöcher zeigten dies.
„Wir sind entsetzt über diese traurige Nachricht“, sagte der Präsident des rheinland-pfälzischen Landesjagdverbands Kurt Alexander Michael. Der Abschuss des Wolfes müsse aufgeklärt werden. Sollte es sich dabei um einen Jäger handeln, drohe diesem neben einer hohen Geldstrafe der Entzug des Jagdscheins.
Der Wolf war Ende März erstmals im Kreis Neuwied nahe der Ortschaft Steimel von einem Spaziergänger gesehen und fotografiert worden. Es war das erste gesichtete Exemplar im Westerwald seit mehr als 130 Jahren. In Deutschland leben Wölfe vor allem in Ostdeutschland. Seit ihrer Rückkehr im Jahr 2000 sind in deutschen Wäldern etwas mehr als 100 Tiere heimisch geworden.
Mit Material von epd und dapd