Leiche des vermissten Zehnjährigen wurde auf einem Spielplatz gefunden - an Stelle, wo bereits gesucht worden war. Polizei: Vermutlich Unfall.

Amrum. Trauriger Fund nach tagelanger Suche: Mit Schaufeln und Händen gruben Einsatzkräfte am Mittwochnachmittag an einem Strand der Nordseeinsel Amrum nach dem vermissten zehnjährigen Sebastian. Auch ein Schaufelbagger kam zum Einsatz. Schließlich fanden sie am Mittwochnachmittag genau an der Stelle eine Kinderleiche im Sand, wo sich am Sonntagnachmittag bei Wittdün die Spur des aus Österreich stammenden Kindes auf rätselhafte Weise verloren hatte.

„Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um den vermissten Sebastian handelt“, sagte ein Polizeisprecher. Zuvor hatte die Polizei die Suche nach dem Jungen am Mittwoch noch einmal deutlich intensiviert. Per Fährschiff hatte der Großteil einer Einsatzhundertschaft vom Festland aus nach Amrum übergesetzt und ab Mittwoch am Strand und in den Dünen intensiv nach Spuren des Jungen gesucht.

+++ Polizei findet Kinderleiche auf Amrum ++++

Nach Einschätzung der Polizei ist Sebastian auf der Nordseeinsel Amrum vermutlich bei einem Unfall gestorben. „Die Umstände sehen eher nach einer Unfallsituation aus“, sagte der Sprecher der Polizeidirektion Husum, Matthias Glamann, am Mittwoch. Ein Foto zeige, wie Sebastian bei dem Klettergerüst „Piratenschiff“ im Sand gebuddelt habe. Der Randbereich der Grube könne nachgegeben haben und Sebastian unter Sand begraben haben, sagte Glamann. Der Junge war seit Sonntag verschwunden. Am Mittwoch entdeckten Rettungskräfte in einer Tiefe von 1,5 Metern im Sand eine Kinderleiche. Ein Helfer, 69, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), zeigte sich erschüttert: Er sei zusammen mit einem Kollegen am Sonntagabend von den verzweifelten Eltern alarmiert worden.Gemeinsam suchten sie – auch dort, wo das Kind nun gefunden wurde. „Wir sind da ja drüber gelaufen.“ Er schüttelt den Kopf.

Rechtsmediziner werden das Kind nun untersuchen. Sie sollen herausfinden, ob es Verletzungen erlitten hat und was genau die Todesursache war. Nähere Informationen will die Polizei nicht vor Freitag herausgeben.

Die Polizei hatte die Bevölkerung gebeten, Amrum-Fotos vom Tattag zu schicken. Ein Bild zeigte einen Jungen, der im Sand buddelte. Auf ihn passte die Beschreibung von Sebastian. Daraufhin wurde die Suche am Piratenschiff am Mittwoch noch einmal intensiviert.

+++ Zehnjähriger wird seit Sonntag auf Amrum vermisst +++

Der Spielplatz ist nur einige hundert Meter von dem Ferienhaus entfernt, in dem das Urlauberkind mit seiner zwölfjährigen Schwester und den Eltern wohnte. Die Ermittler hoben mit einem Schaufelbagger den Sand rund eineinhalb Meter tief aus. Dann machten die Beamten am Mittag die schreckliche Entdeckung und hängten den Bereich um den Spielplatz mit blauen Planen ab.

Ein Bestattungsunternehmer holte das tote Kind am frühen Nachmittag in einem silbergrauen Leichenwagen unter den neugierigen Augen zahlreicher Urlauber ab. Nachdem der Leichenwagen weg war, wurde das Loch am Strand wieder zugeschüttet. Sebastians Eltern und seine Schwester werden nach Polizeiangaben zurzeit betreut. Wann sie das Kind identifizieren werden, hätten sie noch nicht entschieden.

Nach dem Fund der Kinderleiche herrscht auf Amrum große Betroffenheit. „Die Menschen sind bestürzt und sehr betroffen“, sagte der Vorstand der Amrum Touristik, Frank Timpe. Die Stimmung auf der Insel mit ihren 2.350 Einwohnern sei „sehr bedrückt“.

Ein Vorfall in dieser Art auf der Insel „ist uns nicht bekannt“, sagte Timpe. Der Fall überschatte derzeit das Leben auf Amrum. „Es haben sehr viele Einheimische und auch sehr viele Gäste Anteil gezeigt, indem sie nachgefragt und Hilfe angeboten haben.“ Welche Auswirkungen der Fund der Kinderleiche auf den Tourismus haben werde, sei noch nicht abzusehen.

Britta Förster, 34, arbeitet als Bedienung in der Strandbar, nahe des "Piratenschiffs", sie ist erschüttert: „Das hätte auch meine Tochter sein können da unten.“ Und: „Es wird bestimmt dauern, bis die Leute das verkraftet haben.“

Urlauber Sabine Rohlfs, 48, aus Hamburg wollte mit ihrer zehnjährigen Tochter auf den Spielplatz - doch dieser war wegen des Leichenfundes bereits gesperrt. „Das macht mich sehr betroffen“, sagte Rohlfs. „Als der Leichenwagen vorbei fuhr, habe ich Gänsehaut bekommen. Das ging mitten rein.“

Bereits am Sonntagabend hatte die Polizei eine groß angelegte Suche nach dem Jungen gestartet. Mehrere Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Hunde kamen dabei am Sonntag und Montag zum Einsatz. Auch die Ufer der Nachbarinsel Föhr und der Halligen wurden abgesucht.

(jeb)