Er buddelte am Strand und brachte sich damit in große Gefahr. Möglicherweise löste nasser Sand den Tod des zehnjährigen Jungen aus.

Berlin/Amrum. Ein Haufen nasser Sand hat möglicherweise den tragischen Unfalltod von Sebastian am Strand der Nordseeinsel Amrum ausgelöst. Vermutlich hätten der Junge oder Helfer nassen Sand vom Grund des Loches am Rand auf den trockenen Sand gehäuft, sagte der Berliner Geologe Christoph Heubeck am Freitag. Das trockene Material sei dann wohl unter dem Gewicht abgerutscht und habe das Kind unter sich begraben.

Heubeck, der seit Jahren Sedimente und das unterschiedliche Verhalten von Sand an der Freien Universität (FU) Berlin erforscht, zeigte sich zugleich überrascht, wie ein kleiner Junge im Alter von zehn Jahren in der Lage sei, mit Spielgerät ein Loch zu graben, dass „wahrscheinlich mindestens so groß ist wie er selbst. Denn er muss sich dort ja auch noch hineinkauern oder hineinlegen können“. „Das kann man als Kind mit einer schlechten Ausrüstung fast nicht stemmen“, fügte er hinzu.

+++ Polizei rätselt: Wie grub Sebastian so ein tiefes Loch? +++

Der Wissenschaftler warnte zugleich davor, die Gefahr von Sand zu unterschätzen. Eigentlich sei das Unglück vergleichbar mit einer klassischen Schneelawine. Das Gewicht der Sandkörner mache einen Verschütteten unbeweglich. Es sei dann unmöglich, den Brustkorb zu heben. „Man erstickt.“

Der Dünensand auf Amrum sei besonders feinkörnig. Die Reibung sei dabei ähnlich gering wie bei einem Kugellager. Wenn aber feinkörniger Sand mit Schlick oder nassem Sand beschwert werde, könne es zu „katastrophalen Massenbewegungen“ kommen, warnte Heubeck. Dies geschehe beispielsweise auch in Wüsten nach einem Starkregen. Dann könnten 50 Meter hohe Dünen auf Hunderten von Metern zusammenbrechen, beschrieb er den Mechanismus, der vermutlich auch Sebastian tötete.

Möglicherweise hätten aber auch andere Kinder um das Loch herumgestanden und die Wände instabil gemacht. Dies seien aber Spekulationen, die den Ermittlungen der Polizei vorgreifen würden, betonte Heubeck. Fahrlässigkeit der Verantwortlichen des Spielplatzes könne er nicht erkennen. „Da spielten ja tausende Kinder über Jahre hinweg. So ein Spielplatz birgt aber immer Gefahren“, fügte er hinzu.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler spielte der zehnjährige Sebastian am Sonntag im Laufe des Tages mit mehreren Kindern im Bereich des „Piratenschiffs“ am Strand von Wittdün. Die Unglücksstelle liegt nur wenige hundert Meter von dem Ferienhaus entfernt, in dem seine Eltern und seine Schwester Urlaub machten. (dpa)