Während die Linke mit der SPD eine Landesregierung bilden will, versagt sie bei den Landrats-Stichwahlen den SPD-Kandidaten ihre Unterstützung.

Schwerin/Greifswald. Am kommenden Sonntag entscheidet sich in Mecklenburg-Vorpommern, welche Partei die meisten Landräte in den neuen Großkreisen stellt. Nach Nordwestmecklenburg, wo die SPD mit Birgit Hesse die Wahl schon am 4. September gewann, sind die Wähler noch in den Kreisen Ludwigslust-Parchim, Rostock, Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald zu Stichwahlen aufgerufen. Eine eindeutige Wahlempfehlung von Parteien bereits ausgeschiedener Kandidaten gibt es nur von der SPD: Im Kreis Vorpommern-Greifswald unterstützen die Sozialdemokraten die CDU-Kandidatin Uta-Maria Kuder gegen die Anklamer Landrätin Barbara Syrbe (Linke). Das ergab eine Umfrage bei Kreisverbänden der im ersten Wahlgang unterlegenen Bewerber von SPD und Linken. Keine Wahlempfehlung, hieß es von den Kreisverbänden der Linken in Ludwigslust und Güstrow nach Vorstandssitzungen am Montagabend.

Bei den Stichwahlen kommt es dreimal zum Duell CDU gegen Linke und zweimal treten gestandene SPD-Landräte gegen CDU-Bewerber an. Besonders spannend, so erwarten Beobachter, dürfte es bei den drei Duellen Linke gegen CDU in Vorpommern und im bundesweit größten Landkreis – der Mecklenburgischen Seenplatte – werden.

So will die SPD ihre favorisierten Kandidaten Rolf Christiansen in Parchim-Ludwigslust und Thomas Leuchert im Rostocker Umland durchbringen. Zünglein an der Waage könnten dabei die Wähler der Linken sein, die in beiden Fällen im ersten Wahlgang knapp unterlagen. „Einstimmig keine Wahlempfehlung“ sagten allerdings Sprecher beider Kreisverbände der Linken. „Das Parteibuch ist das eine, Kompetenz und Sachverstand das andere“, sagte Peter Hörnig vom Linken-Kreisverband im Rostocker Umland.

+++ Land der größten Kreise +++

Gegen Christiansen, der Anfang September auf 46 Prozent kam, tritt die Lübzer CDU-Bürgermeisterin Gudrun Stein (33 Prozent) an. Im Umfeld von Rostock will Leuchert, der im ersten Wahlgang auf 45 Prozent kam, gegen CDU-Bewerber Matthias Crone (27 Prozent) die Wahl gewinnen. Crone hofft vor allem im katholisch geprägten Teterower Umland auf Stimmen.

Im neuen Kreis Vorpommern-Greifswald will die linke Landrätin Syrbe, die im ersten Wahlgang 37 Prozent der Stimmen bekam, gegen CDU-Justizministerin Kuder (34,6) gewinnen. Die SPD hat Syrbe aber ihre Hilfe verweigert: „Wir unterstützen die CDU-Kandidatin“, heißt es vom Kreisverband Vorpommern in Greifswald. Die Haushaltssanierung werde mit einer CDU-Landrätin eher gelingen als mit der bisherigen Amtsinhaberin. CDU und SPD haben 33 der 69 Sitze im Kreistag, in dem die rechtsextreme NPD ihre landesweit stärkste Fraktion mit sechs Mitgliedern haben wird.

Anders stellt sich die SPD in Vorpommern-Rügen auf: „Hier geben wir keine Wahlempfehlung“, sagte Kreisverbandschef Marcus Unbenannt. Im Norden Vorpommerns treten, wie an der Seenplatte, zwei Landräte im Finale an: CDU-Mann Ralf Drescher, der im ersten Wahlgang knapp 43 Prozent der Stimmen bekam, muss sich gegen die langjährige linke Rügener Kreischefin Kerstin Kassner (36 Prozent) erwehren. Im neuen Kreistag Vorpommern-Rügen ist die CDU auf jeden Fall mit 24 Stimmen die stärkste Kraft, Linke und SPD haben je 14 Sitze, Grüne vier, FDP und NPD je drei und sieben Sitze entfallen auf andere Wählervereinigungen.

Im Kreis Mecklenburgische Seenplatte kommt es zur Stichwahl des bisherigen Neustrelitzer Landrats Heiko Kärger (CDU) gegen den bisherigen Demminer Landrat Siegfried Konieczny (Linke). Kärger erhielt im ersten Wahlgang 38 Prozent, Konieczny 25 Prozent der Stimmen, nur knapp zwei Prozentpunkte vor dem SPD-Kandidaten. Auch hier hat der SPD-Kreisvorstand keine Wahlempfehlung gegeben. Allerdings hatte Kärger schon im ersten Wahlgang auch SPD-Unterstützung: Der SPD-Bürgermeister von Woldegk, Ernst-Jürgen Lode, hatte sich für großformatige Wahlplakate zusammen mit dem CDU-Landrat ablichten lassen. Dafür sprach ihm sein Kreisvorstand eine Missbilligung aus.

Linke wiederum von SPD enttäuscht

Fünf Tage vor der zweiten Runde der Landratswahlen hat die Linke in Mecklenburg-Vorpommern sehr enttäuscht auf die Wahlempfehlungen der SPD für Sonntag reagiert. „Die SPD hätte sich im ehemaligen Ostvorpommern durchaus neutral verhalten können“, sagte der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Helmut Holter, am Dienstag in Neubrandenburg. Besonders schlimm sei aber, dass die bisherige Landrätin und linke Kandidatin Barbara Syrbe auch noch persönlich in ihrem Wahlgebiet diskreditiert werde. Trotzdem sei man optimistisch, dass sich die drei Kandidaten der Linken an diesem Sonntag – außer Syrbe noch Kerstin Kassner in Vorpommern-Rügen und Siegfried Konieczny an der Mecklenburgischen Seenplatte – gegen ihre CDU-Konkurrenten durchsetzen werden.

Die SPD in Vorpommern hat sich nach dem Ausscheiden ihres Kandidaten in der ersten Runde für die CDU-Landratskandidatin in Vorpommern-Greifswald, Uta-Maria Kuder, ausgesprochen. Für Vorpommern-Rügen und die Seenplatte gab es keine SPD-Empfehlung. Laut Kassner soll es aber auch in Nordvorpommern bereits Absprachen zwischen CDU und SPD geben. Auf die Bildung einer rot-roten Landesregierung, wie von den Linken gewünscht, habe die Landratswahl aber keinen Einfluss, meinte Holter. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) halte sich bisher nach seiner Einschätzung alle Optionen offen.