Die Nord-Ostsee-Bahn hat alle streikenden Lokführer ausgesperrt. Diese dürfen über den Streik hinaus bis Sonntag 24:00 Uhr nicht arbeiten.

Hamburg/Kiel. Der Arbeitskampf der Lokführer im Norden spitzt sich weiter zu. Die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) hat nach eigenen Angaben alle streikenden Lokführer, darunter zwei Mitglieder des Betriebsrates, seit Donnerstag bis Sonntag 24.00 Uhr ausgesperrt. Das bedeute, das über das Streikende Sonnabendmorgen 2.00 Uhr hinaus am Wochenende viele Lokführer nicht arbeiten dürften. Ausflügler müssten daher mit Zugausfällen rechnen, für die allein der Arbeitgeber verantwortlich sei, sagte der Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL, Lutz Schreiber.

Ein von der NOB am Donnerstagabend übermitteltes Angebot sei nicht verhandlungsfähig, kritisierte der Gewerkschafts-Mann. Das seit fünf Tagen von der NOB angekündigte Angebot umfasse lediglich 21 Zeilen und gehe nicht auf die Kernforderungen der GDL ein. "Das ist eine tolle Nummer“, sagte Schreiber. Eine NOB-Sprecherin warf der GDL vor, nicht ernsthaft an Verhandlungen interessiert zu sein. Die Aussperrungen seien das einzige Mittel als Arbeitgeber, noch einmal den eigenen Verhandlungswillen zu unterstreichen.

Unterdessen ging der zweitägige Streik weiter. Berufstätige und Reisende mussten am Freitagmorgen erneut Behinderungen und Verzögerungen in Kauf nehmen. Zahlreiche Züge fielen aus, auf manchen Strecken wurden Busse eingesetzt. Betroffen waren unter anderem die AKN, die NOB und der Metronom. Nach Einschätzung von Unternehmenssprechern wächst der Frust insbesondere bei Pendlern mit Monatskarten, das Verständnis für den Streik nehme ab. Viele hätten sich inzwischen auf den Streik der Lokführer eingestellt und seien aufs Auto oder andere Verkehrsmittel umgestiegen.

In Schleswig-Holstein ist es nach Angaben der NOB vom Freitag zu starken Einschränkungen im Zugverkehr gekommen. Besonders auf den Strecken Hamburg/Altona-Westerland, Kiel-Husum, Husum-Bad St. Peter-Ording, Kiel-Eckernförde und Heide-Itzehoe. Bei der AKN fuhren die Züge auf den Strecken A1 und A2 in einem 20- oder 40-Minuten Takt statt alle 10 oder 20 Minuten. Auf der A3-Linie fuhren streikbedingt zwischen Uelzburg Süd und Barmstedt Busse und von dort der Zug weiter nach Elmshorn alle halbe Stunde. Wegen der Aussperrungen wird die NOB am Sonnabend und Sonntag auf der Strecke Hamburg-Westerland nur die Hälfte der Züge einsetzen können. Geplant sei ein Zwei-Stunden-Rhythmus. Auch auf anderen Strecken der NOB werde es am Wochenende Einschränkungen im Zugverkehr geben, als Ersatz sollen Bussen eingesetzt werden.

Besonders stark betroffen sind in Niedersachsen nach Angaben der GDL die Verbindungen des Metronoms. "Hier werden wir heute wieder eine Ausfallrate von über 90 Prozent erreichen“, sagte der GDL-Bezirksvorsitzende für Norddeutschland, Lutz Schreiber. Zwischen Cuxhaven und Hamburg ruhte der Zugverkehr komplett, auf der Strecke Hamburg-Uelzen fuhren vereinzelt Züge, zwischen Hamburg und Bremen konnte der Notfahrplan etwas ergänzt werden, wie eine Unternehmenssprecherin sagte.

Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat auch am Freitagmorgen starke Auswirkungen auf den Zugverkehr in Brandenburg und Berlin . Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) setzt auf mehreren Strecken Busse statt Bahnen ein. Auf Teilabschnitten in Berlin bittet das Unternehmen seine Fahrgäste, auf die nicht bestreikte S-Bahn umzusteigen.

Mecklenburg-Vorpommern ist von der Arbeitsniederlegung kaum betroffen. Bei der Ostseeland Verkehr GmbH (Ola) fällt am Morgen wie schon am Donnerstag nur die Regionalbahn zwischen Crivitz und Schwerin aus. Auch die Odeg ist eigenen Angaben zufolge vom Streik in Mecklenburg-Vorpommern nicht betroffen.

Bereits am Donnerstag hat der sechste Streik der Lokführergewerkschaft GDL seit Februar den Bahnverkehr im Norden massiv behindert. Nach drei Warnstreiks und zwei Streiks hatte die GDL bundesweit zum Arbeitskampf aufgerufen. Diesmal dauert der Ausstand zwei Tage bis Sonnabendfrüh. Im Norden legten Lokführer um 3 Uhr bei der Nord-Ostsee-Bahn (NOB), dem Metronom und der AKN die Arbeit nieder.

Die NOB will noch in dieser Woche "ein seriös erarbeitetes Angebot" machen, kündigte eine Sprecherin in Kiel an, ohne etwas über den Inhalt zu sagen. Die Lokführer fordern inhaltsgleiche Rahmentarifverträge mit einem einheitlichen Monatstabellenentgelt auf dem Niveau der Deutschen Bahn.

Nach Angaben von GDL-Sprecher Lutz Schreiber waren vom neuen Streik besonders Verbindungen des Metronoms in der Region südlich von Hamburg betroffen. Mehr als 90 Prozent der Züge seien am Morgen ausgefallen. Zwischen Hamburg und Cuxhaven fuhren keine Züge, auf den Linien Hamburg-Bremen und Uelzen-Hannover-Göttingen fielen zahlreiche Bahnen aus. Bei der AKN, die nördlich von Hamburg wohnende Pendler nutzen, fuhren die Züge im reduzierten Takt.

"Der Streik erhält aber nicht den Zuspruch, den sich die GDL wünscht", sagte ein Firmensprecher. Es gebe Beschwerden von Kunden, und nicht in der GDL organisierte Lokführer seien zu Überstunden bereit oder verzichteten auf freie Tage. So könnten trotz Streiks mehr Züge eingesetzt werden als zunächst geplant.

"Der Streik wird auf dem Rücken der Pendler und der Mitarbeiter ausgetragen, die für ihre GDL-Kollegen die AKN-Züge steuern", sagte der AKN-Sprecher. Er erinnerte daran, dass sein Unternehmen inhaltlich nichts mit den GDL-Forderungen zu tun habe.

Bei der NOB gab es teils massive Einschränkungen. Von Hamburg-Altona nach Westerland fuhren nur 50 Prozent der Züge.