Das Ausmaß der belasteten Fettherstellung im Unternehmen ist laut “Berliner Zeitung“ erheblich größer - Ministerien sehen keine neuen Erkenntnisse.

Berlin/Hannover. Laut der "Berliner Zeitung" hat der schleswig-holsteinische Fetthersteller Harles & Jentzsch regelmäßig und in viel größerem Ausmaß dioxinbelastete Fettsäuren gemischt und ausgeliefert als bislang bekannt. Das zeigten Messergebnisse des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Nach den Daten, die der Zeitung vorliegen, wurden bislang 153 Proben unterschiedlicher Fettlieferungen des Betriebes an niedersächsische Futtermittelunternehmer ausgewertet. Jede Probe stehe für eine bestimmte Mischung des Herstellers, die tonnenweise das Werk verlassen haben könne. In 92 der Proben sei eine Überschreitung des zulässigen Dioxingrenzwertes festgestellt worden. Die Bandbreite der Messungen reiche von leichten Grenzwertüberschreitungen bis zur fast 100-fachen Menge des Erlaubten. Es gebe fast keine Lieferung, die denselben Dioxinwert aufweist. Die Messergebnisse legten laut Experten nahe, dass jeder Käufer eine anders gepanschte Dioxinfettbrühe erhielt, so die Zeitung. Die große Bandbreite der Mischungen deute auf vorsätzliche Vermengungen unterschiedlich belasteter Fette hin. Alle Proben stammen aus der Zeit vom 11. November bis zum 13. Dezember. Die Behörden schätzen, dass die Firma in diesem Zeitraum 2482 Tonnen Futtermischfette hergestellte. Diese Mischungen wurden an 20 niedersächsische Futtermittelunternehmer geliefert, die daraus verschiedene Arten von Tierfutter herstellten. Für Niedersachsen ergäbe das schätzungsweise eine Futtermittelmenge von 25 000 bis 125 000 Tonnen, die auf diese Weise in den Trögen und damit in der Nahrungskette gelandet sein könnten.

Ministerien sehen keine neuen Erkenntnisse in den Proben

Das niedersächsische Agrarministerium sieht bislang in den Zahlen, die in dem Bericht genannt werden, keine neuen Erkenntnisse, wie ein Sprecher am Freitag sagte. Allerdings prüften Fachleute die genannten Zahlen, hieß es aus dem Ministerium. Das Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verwies unterdessen auf das Ministerium und vermutet eine „eigenwillige Interpretation“ der bereits bekannten Zahlen. Aus welchem Zeitraum die Fettproben stammen, war zunächst nicht bekannt. Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium sieht in den Ergebnissen keine neuen Erkenntnisse über eine Ausweitung des Dioxin-Skandals um den Futtermittelhersteller.

Für Ermittler verdichten sich dem Bericht zufolge allerdings die Hinweise, dass die Dioxonbelastung in den Fetten auf ein kontinuierliches Mischen dioxinbelasteter Fettsäuren zurückzuführen sein könnte. Die Messergebnisse legen laut Experten nahe, dass jeder Käufer eine anders gepanschte Dioxinfettbrühe erhalten habe.

NRW hebt Sperrungen von Höfen auf

Unterdessen hat Nordrhein-Westfalen die letzten Sperrungen von Bauernhöfen aufgehoben. Die gut 40 Betriebe sollten im Laufe des Freitags freigegeben werden, sagte Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) auf der Grünen Woche in Berlin. Insgesamt hatten die Behörden nach dem Fund von Dioxin in Futtermittel 270 Höfe gesperrt. „Wir können Entwarnung geben. Wir haben keine Erkenntnisse über Produkte, die belastet in den Handel gegangen sind“, sagte Remmel. Die Quelle des Dioxins sei nun klar. Nach Untersuchungen stamme es aus Altfetten wie Frittierfett, die eigentlich zu Vorstoffen für Biodiesel verarbeitet werden sollten.