Der Schnee beeinträchtigt die Straßen in Hamburg und im ganzen Norden. Autofahrer sollen mehr Zeit einplanen. Kräftiger Schneefall erwartet.

Hamburg/Neuruppin/Braunschweig. Kräftiger Schneefall beeinträchtigt auch am Donnerstagmorgen den Straßenverkehr in Hamburg und Umgebung stark. Rund 70 Mal krachte es seit Mittwochabend auf den Straßen der Hansestadt, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale. Zumeist sei es bei Blechschäden geblieben, teilweise habe es aber auch Verletzte gegeben. Seit dem Morgen seien im Großraum Hamburg drei bis sechs Zentimeter Neuschnee gefallen, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Und die Aussichten werden nicht besser. Für den späteren Tagesverlauf sind weitere zehn bis zwanzig Zentimeter möglich. „Mehrere Schneefallgebiete ziehen von der Ostsee her über Schleswig-Holstein Richtung Hamburg und Niedersachsen“, sagte der Sprecher. ADAC-Sprecher Matthias Schmitting sagte im NDR: "Autofahrer sollen heute die doppelte Fahrzeit einplanen."

Mit 120 Streufahrzeugen ist der Winterdienst der Stadtreinigung Hamburg seit 3.30 Uhr auf den Hauptverkehrsstraßen im Einsatz. Etwa 800 weitere Einsatzkräfte werden darüber hinaus eingesetzt, um Kreuzungsbereiche, Fußgängerüberwege, Bushaltestellen sowie verkehrswichtige Gehwege ohne Anlieger und Radwege zu streuen.

Für Autofahrer auf der A24 Berlin-Hamburg reichte das nicht aus. Am frühen Donnertsagmorgen hat "Blitzeis" die Autobahn vollständig lahmgelegt. Bei Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) musste sie nach mehreren Unfällen komplett gesperrt werden. Bei den Unfällen wurden zwei Menschen, darunter eine Polizistin, verletzt. In ganz Brandenburg hatte Regen in der Nacht zu Donnertstag zu überfrierender Nässe geführt. Die Warnung an alle Autofahrer hieß, möglichst vorsichtig oder am besten gar nicht zu fahren. Weitere Regenfälle erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Potsdam und damit auch vor allem im Norden Brandenburgs Glatteis.

Winterlust oder Winterfrust - wie ist es bei Ihnen?

Auch in Schleswig-Holstein gab es diverse Glätteunfälle, auch hier blieb es aber überwiegend bei Blechschäden und nur wenigen Leichtverletzten, da die Autofahrer sich zumeist umsichtig verhielten und ihre Fahrweise den Straßenverhältnissen anpassten. Insgesamt registrierten die Lagedienste ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen. Speziell der Bereich Nordfriesland und die Ostseeküste im Bereich Rendsburg-Eckernförde waren von den Schneeverwehungen betroffen. Auf der B 202 zwischen Norderstapel und Erfte (Kreis Schleswig-Flensburg) mussten rund ein Dutzend festgefahrene Autos befreit werden.

Winter auf den Schienen und in der Luft

Auch der Deutschen Bahn machte das Winterwetter weiter zu schaffen. „Im Fernverkehr kam es am Morgen zu Verspätungen von bis zu 30 Minuten“, betonte eine Bahn-Sprecherin. Wegen des Eisregens sei im Laufe des Tages mit weiteren Verspätungen und auch Zugausfällen zu rechnen. Am Flughafen Hannover gab es nach Angaben eines Sprechers am Morgen hingegen kaum Behinderungen. „Wegen der Enteisung der Start- und Landebahnen kommt es nur zu geringfügigen Verspätungen von bis zu 20 Minuten“, sagte ein Flughafensprecher.

Blitzeis in Niedersachsen: „Das Auto unbedingt stehenlassen“

Blitzeis und neuer Schneefall haben in Niedersachsen den Straeßenverkehr teilweise lahm gelegt. Besonders im Großraum Braunschweig habe Eisregen zu erheblichen Problemen auf den Autobahnen 2 und 39 geführt, sagte ein Sprecher der Verkehrsmanagementzentrale. Zum Teil habe sich eine zwei Zentimeter dicke Eisschicht auf den Fahrbahnen gebildet. „Wer nicht fahren muss, sollte das Auto unbedingt stehenlassen“, sagte der Sprecher.

Zahlreiche Lastwagen hatten sich am Morgen an Steigungen quergestellt. Lkw-Fahrer wurden gebeten, umgehend die nächsten Parkplätze anzufahren oder notfalls auf dem Standstreifen zu stoppen. Die A7 musste nach mehreren Unfällen zwischen Göttingen und Hann. Münden-Hedemünden in Richtung Süden voll gesperrt werden. Ebenfalls auf der A7 nahe dem Dreieck Drammetal bei Göttingen wurden nach einem Lasterunfall zwei Fahrstreifen gesperrt. Es kam zu längeren Staus. Bei den zahlreichen Unfällen blieb es glücklicherweise zumeist bei Blechschäden. Am Flughafen Hannover gab es nach Angaben eines Sprechers am Morgen noch keine Behinderungen durch den Eisregen. „Alles läuft planmäßig und es gibt keine Verspätungen.“

Elbe-Seitenkanal seit Mittwochabend gesperrt

Der Winter bringt jetzt auch die Schifffahrt ins Stocken: Am Mittwochabend ist der Elbe-Seitenkanal auf unbestimmte Zeit gesperrt worden. Durch den Dauerfrost ist der Kanal nach Angaben eines Sprechers des Wasser-und Schifffahrtsamts Uelzen an vielen Stellen unpassierbar. Auch diverse Schleusen seien stark vereist. Drei Eisbrecher, die bislang auf dem Elbe-Seitenkanal im Einsatz waren, seien nach Hamburg-Finkenwerder verlegt worden. Von dort aus sollen sie das Wehr in Geesthacht freihalten und den Abfluss des Eises vom Hamburger Hafen sicherstellen.

Seenotkreuzer "Eugen" kämpft sich ein letztes Mal zur Ostseeinsel Ruden - mit der Weihnachtspute im Gepäck

Das 1700 PS starke Schiff brachte Frischwasser, Post und – was Ulla Toth besonders wichtig war – die Pute für den Weihnachtsbraten. „Das Fest kann jetzt kommen“, sagt die 61-Jährige erleichtert am Telefon. Wann der Seenotkreuzer ein nächstes Mal das Mini-Eiland zwischen Rügen und Usedom ansteuern kann, ist ungewiss. Das Hafenbecken ist zugefroren und das Eis um die Insel wächst und wächst und wächst... Ulla Toth und ihr Lebensgefährte Conrad Marlow leben seit sieben Jahren als einzige Bewohner auf der Ostseeinsel Ruden. „Einen so frühen Winter mit Eis haben wir noch nie erlebt“, erzählt Ulla. An den Bäumen glitzert der Reif, Schnee überzieht den sandigen Boden und die flachen Grasflächen, und statt des permanenten Grundsounds rauschender Wellen herrscht ungewohnte Stille. Ulla Toth und ihr Lebenspartner Conrad Marlow haben sich auf ein dreimonatiges autarkes Leben auf Ruden eingerichtet – mit 2000 Litern Frischwasser, ausreichend Kraftstoff für den Generator und Lebensmitteln. „Bis zum März kommen wir mit unseren Vorräten aus“, zeigen sich die beiden nach den Erfahrungen des letzten Eiswinters zuversichtlich.

Irgendwie hatte der Winter doch gerade erst aufgehört? Seit November hat Ulla Toth gekocht und gebraten: Die Einweckgläser mit Rinder- und Schweinebraten sowie dem geliebten Mecklenburger Rippenbraten stehen in Regalen im Keller neben Kartoffelsäcken, Apfelstiegen und Brotmehl. Strom wird über einen Generator erzeugt. Vor allem am Abend, wenn Conrad Marlow den Generator für den Fernseher anwirft, weiß er sein privilegiertes Leben zu schätzen. Die TV-Bilder von frierenden Bahn- und entnervten Flugreisenden, vom Verkehrschaos auf Deutschlands Straßen sieht Marlow mit entspannter Gelassenheit. „Den Stress haben wir hier nicht“, sagt der 59-Jährige.

Vor sieben Jahren hatte das Paar genau dieser Geschäftigkeit auf dem Festland den Rücken gekehrt. Den Schritt in ihr neues Leben haben sie bis heute nicht bereut. Eine schwere Erkrankung hatte den früheren Gaststättenbetreiber im Jahr 2003 gezwungen, seinen von Hektik geprägten Alltag zu überdenken. Es war ein glücklicher Umstand, dass zu diesem Zeitpunkt der langjährige Insel-Vorbewohner aus Altersgründen aufs Festland zog. Im Jahr 2004 siedelten Ulla Todt und Conrad Marlow vom mecklenburgischen Festland auf die vorpommersche Insel über. Trotz der winterlichen Ruhe ist das Leben auf der Insel keinesfalls eingefroren. „Wir haben keine Langeweile“, weist Conrad jeden Verdacht zurück.

In den turbulenten Sommermonaten mit immerhin rund 14.000 Tagesausflüglern pro Jahr arbeitet das Paar als Naturschutzwarte für die mecklenburg-vorpommerschen Umweltbehörden und führt die Besucher über die ehemalige Lotseninsel. Die Zeit im Winter nutzen die beiden, um ihren Jahresbericht für die Behörden zu schreiben. Zudem wollen sie in den Wintermonaten das kleine Inselmuseum neu gestalten. „Das Leben hier ist ein Traum“, schwärmt Conrad Marlow. Doch das harte Wetter fordert in diesem Jahr auch von den beiden Robinsonen seinen Tribut. Da der Seenotkreuzer die Insel nicht mehr ansteuern kann, können die inzwischen erwachsenen Kinder der Beiden nicht auf die Insel übersetzen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Doch anders als früher halten sie mit Telefon und E-Mail Kontakt zum Rest der Familie. So einsam ist das Leben auf einer Insel eben doch nicht! (dpa/abendblatt.de)