Niedersachsens Regierungschef hat auf seiner Indienreise die größte Moschee besucht und einen der mächtigsten Männer der Welt getroffen.

Neu Delhi. Große Ehre für David McAllister: Am vorletzten Tag seiner Indienreise hat sich der niedersächsische CDU-Ministerpräsident mit Indiens Premierminister Manmohan Singh getroffen. „Es ist eine außergewöhnliche Auszeichnung, dass der indische Premier mich empfangen hat“, freute sich McAllister am Freitag nach der Unterredung in Singhs Amtssitz in Neu Delhi. Der Termin bei dem 78-jährigen Premier ist der politische Höhepunkt von McAllisters einwöchiger Indienreise. „Singh ist ein sehr beeindruckender Mann“, betonte McAllister. Er sei das Symbol für die Einheit des indischen Staates und Beleg für die Vielfalt des Landes zugleich. Der Geburtsort des indischen Staatsmannes liegt heute auf dem Gebiet des verfeindeten Nachbarn Pakistan.

Empfänge von deutschen Landespolitikern bei Singh sind äußerst selten. Das Treffen belegt den hohen Stellenwert, den das Bundesland Niedersachsen unter anderem wegen des wirtschaftlichen Engagements von VW in Indien genießt. Im Oktober 2008 hatte sich Singh auch mit McAllisters Vorgänger in der niedersächsischen Staatskanzlei, Christian Wulff, in Indien getroffen.

„Das Treffen zeigt, dass es Niedersachsen und Indien wichtig ist, dass die gemeinsame Beziehung langfristig, nachhaltig und dauerhaft ist“, betonte McAllister. Außerdem habe er Singh von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegrüßt. Das Verhältnis zwischen Indien und Deutschland sei generell von besonderer Qualität. So werde etwa Außenminister GuidoWesterwelle (FDP) im kommenden Monat für drei Tage nach Indien reisen. Im Gegenzug will Singh im Dezember nach dem EU/Indien-Gipfel in Brüssel Deutschland besuchen.

+++ Niederrhein-Eule geht an McAllister +++

Singh und McAllister seien sich bei dem rund 30-minütigen Gespräch einig gewesen, sich gegenseitig bei ihren Bewerbungen für einen Platz im UN-Sicherheitsrat zu unterstützen, betont Botschafter Thomas Matussek. McAllister, noch sichtlich begeistert von dem Treffen mit einem der wichtigsten Staatsmänner der Welt, sagte: „Premierminister Singh hat darüber hinaus dafür geworben, dass sich neben den bereits aktiven großen Unternehmen auch kleinere und mittlere Firmen auf den indischen Markt begeben sollen.“ Inder würden deutsche Firmen sehr wegen ihrer Präzision schätzen, zudem könnte die deutsche Wirtschaft so einen wichtigen Beitrag zum indischen Fortschritt leisten.

Bereits am Morgen hatte McAllister die Moschee Jama Masjid in der Altstadt von Delhi besucht. Genau den Ort, an dem vor weniger als zwei Wochen ein Fernsehteam aus Taiwan vor der Moschee von zwei Unbekannten beschossen und verletzt worden war. Bei seinem Rundgang mit dem Iman der Moschee kann sich McAllister aber entspannt und ohne Probleme in der gigantischen Anlage bewegen. Anschließend nutzen McAllister und der Iman ihr Treffen zu einem ausführlichen Gespräch über die Situation der Moslems in Indien.

Der letzte Abend von McAllister und seiner 50-köpfigen Delegation in Neu Delhi stand ganz im Zeichen des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit am 3. Oktober. „Thank you India“, sagte McAllister in seinem Grußwort und spielt an die frühe Anerkennung der BRDnach dem Zweiten Weltkrieg an. Rund 2000 Gäste folgten der Einladung in die Residenz des Deutschen Botschafters, darunter auch der größte Geldgeber des Abends und der Indienreise, VW-Chef Martin Winterkorn. Der Geschäftsmann hatte sich pünktlich zur Feier im eigenen Firmenjet einfliegen lassen. „Made in Germany ist beliebter als je zuvor“, sagte Winterkorn und fügte nach einer kurzen Pause hinzu:„Besonders mit vier Rädern.“ Indien als einer der „nächsten Riesen der Automobilindustrie“ sei ein unverzichtbarer Markt für den Autobauer, der nach eigenen Angaben bis 2018 weltweiter Marktführer werden will.

Winterkorns Anwesenheit ist ein weiterer Beleg, dass neben Indien auch VW ein enger Partner der Staatskanzlei ist. Auch McAllisters gepanzerter VW-Phaeton wurde eigens von Volkswagen aus Deutschland nach Indien geflogen, um den oberstenNiedersachsen sicher mit dem deutschen Kennzeichen „WOB-VA 85“ – mehr als ungewohnt auf Delhis Straßen – durch die Lande zu kutschieren. Aus Sicherheitskreisen erfuhr die dpa, dass es keinerlei Hinweise auf Bedrohungen gegeben habe, die Fahrten in einer gepanzerten Limousine in Neu Delhi nötig gemacht hätten. Selbst die meisten indischen Politiker sind in der Hauptstadt der aufstrebenden Wirtschaftsmacht nicht in gepanzerten Fahrzeugen unterwegs.