Eine psychiatrische Fachklinik in Neustadt will möglicherweise aus der Sicherungsverwahrung entlassene Sexualstraftäter aufnehmen.

Neustadt. Aus der Sicherungsverwahrung entlassene Sexualstraftäter können möglicherweise in der Ameos-Klinik in Neustadt (Kreis Ostholstein) unterkommen. Es gebe entsprechende Anfragen aus Lübeck und Hamburg, bestätigte ein Sprecher der Klinik am Donnerstag. Die Klinik werde definitiv keine Täter aus Hamburg aufnehmen . Man bemühe sich jedoch um eine konstruktive Lösung für Täter, die aus schleswig-holsteinischen Gefängnissen entlassen werden, sagte er.

Nach Angaben des Kieler Justizministeriums sind nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) in Schleswig-Holstein bislang zwei verurteilte Sexualstraftäter formaljuristisch wieder frei. Die beiden Männer befinden sich zurzeit aber freiwillig in geschlossenen Einrichtungen in Lübeck, die sie jedoch jederzeit verlassen könnten: Der ist in der Justizvollzugsanstalt, der andere in der geschlossenen Psychiatrie des Uni-Klinikums. Bei einem weiteren Täter steht die Entlassung kurz bevor.

Die Hansestadt Lübeck sucht dringend eine Unterkunft für die Männer. Bislang hat sich keine Einrichtung bereit erklärt, die verurteilten Sexualstraftäter aufzunehmen, die unverändert als gefährlich gelten. Die Anfrage aus Lübeck zur Aufnahme der Männer in Neustadt sei noch nicht abschließend behandelt, sagte Kliniksprecher Jan Dreckmann. Die Fachklinik für forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Neustadt verfügt über langjährige Erfahrung mit psychisch kranken Straftätern.

Der EGMR hatte entschieden, dass eine nachträgliche Verlängerung der Sicherungsverwahrung über die Höchstgrenze von zehn Jahren hinaus nicht zulässig ist. Deshalb müssen nach Angaben des Justizministeriums in Schleswig-Holstein bis Anfang 2012 weitere vier Täter entlassen werden. Sie dürfen sich niederlassen, wo sie wollen.