Auch ohne das ganz große Chaos gab es zahlreiche Verkehrsprobleme. Tief “Keziban“ sorgte aber auch für ein norddeutsches Wintermärchen.
Kiel/Hamburg. Eine steife Brise, mehr als 20 Zentimeter Neuschnee und Schneeverwehungen – Tief „Keziban“ hat Norddeutschland vielerorts in eine Wintermärchenlandschaft verwandelt und gleichzeitig für Verkehrsprobleme gesorgt.
Das große Chaos blieb nach Angaben der Polizeilagezentren in Hamburg und Kiel zwar aus. Vor allem im östlichen und südöstlichen Schleswig-Holstein gab es aber Behinderungen. Auf der Ostseeinsel Fehmarn und im Kreis Ostholstein waren einige kleinere Straßen wegen Schneeverwehungen nicht befahrbar. Die Landes- und Bundesstraßen seien aber frei, hieß es.
Im Kreis Herzogtum Lauenburg konnten einige Linien der Überlandbusse nur unregelmäßig oder gar nicht bedient werden. Auch der Bahnverkehr lief teilweise eingeschränkt. „Gut, dass heute kein normaler Werktag ist“, sagte ein Polizeisprecher. „Der Witterung angepasst geht alles langsamer, ruhiger.“
Bei Unfällen meist Blechschäden
Die Zahl der Glätteunfälle hielt sich nach Angaben der Polizei in Grenzen und zumeist blieb es bei Blechschäden. „Bei der Witterungslage hatten wir eigentlich mehr erwartet“, sagte ein Polizeisprecher. Nach einem Lkw-Unfall auf der Autobahn A7 in Höhe Hamburg-Volkspark wurde allerdings der Fahrer nach Feuerwehrangaben verletzt in ein Krankenhaus gebracht.
Diesel trat aus dem Fahrzeug aus, nachdem es in die Leitplanke gefahren war. Auch auf der Autobahn A21 zwischen Segeberg-Süd und Schwissel sorgte ein Lkw-Unfall den ganzen Tag für Behinderungen. Wegen der Bergungsarbeiten, die bis zum späten Nachmittag noch nicht abgeschlossen waren, wurde die Strecke voll gesperrt.
"Eine kleine 'Daisy'“ auf Fehmarn
„Das ist eine kleine 'Daisy'“, beschrieb Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt die Lage auf der Insel. Mit 25 Zentimetern gebe es Unmengen von Neuschnee, vor allem Straßen, die quer zum Wind liegen, seien von Schneeverwehungen betroffen. Im Laufe des Tages konnten die meisten Strecken von den rund 20 eingesetzten Räum- und Streufahrzeugen aber wieder passierbar gemacht werden.
„Alle Dörfer sind erreichbar, wenn auch auf Umwegen“, sagte Schmiedt. In der für den Kreis Ostholstein zuständigen Leitstelle gab man sich ebenfalls entspannt. „So katastrophenartig wie zuletzt ist es noch lange nicht“, sagte ein Sprecher.
Behinderungen im Zugverkehr
Bei der Bahn gab es nach Angaben einer Sprecherin in Hamburg und Schleswig-Holstein vor allem am Morgen und am Vormittag Probleme. Auf der Strecke Kiel-Husum ging bis 9.00 Uhr nichts. Auf anderen Strecken gab es Verspätungen.
Zwischen Lübeck und Bad Kleinen in Mecklenburg- Vorpommern fuhren den den ganzen Tag keine Züge. Auch andere Verbindungen nach Mecklenburg-Vorpommern – wie etwa der IC von Hamburg nach Binz auf Rügen – fielen aus.
Knochenbrüche bei Fußgängern und Eis-Probleme im Hafen
Probleme mit den winterlichen Straßenverhältnissen hatten aber offenbar auch Fußgänger. Die Hamburger Feuerwehr zählte bis 6.00 Uhr morgens 28 wetterbedingte Einsätze, um gestürzten Fußgängern zu helfen – darunter auch etliche Knochenbrüche. Dazu kamen noch Einsätze zur Beseitigung von gefährlichen Eiszapfen und Schneebrettern von Dächern.
Schon am Freitag musste die Feuerwehr in den Hamburger Hafen ausrücken. Dort war in der Billwerder Bucht ein Ponton mit einem Restaurant darauf vermutlich durch Eisgang beschädigt worden und gesunken. An anderer Stelle ging eine 12-Meter- Yacht unter, auch hier wird Eisgang als Ursache vermutet.
Zehntausende auf der Außenalster
Trotz Warnungen der Behörden haben sich am Sonnabend unterdessen zehntausende Menschen auf der zugefrorenen Außenalster getummelt. Ausgestattet mit Picknickkörben und Thermoskannen, Schlitten und Schlittschuhen nutzten viele sonniges Winterwetter für einen Ausflug auf das Eis.„Auf die zugefrorene Alster – das ist ein Muss“, meinte Heike Spindeldreyer aus Hamburg-Dulsberg. „Einfach mal draufgehen und die Perspektive genießen, die man sonst nur vom Boot aus hat.“
Die Polizei ging zunächst von rund 25 000 Menschen aus, die sich im Laufe des Tages auf die Alster begeben. Sie wollte aber nicht ausschließen, dass es auch mehr werden.Feuerwehr und Polizei bezogen unterdessen mit zusätzlichen Einsatzkräften Stellung am Ufer. Mehrere Dutzend Beamte der Feuerwehr aber auch die Tauchergruppe der Polizei standen bereit, um in Notfällen einzugreifen.