Trauer und Triumph, Dramen und Tragödien, Licht und Schatten: Für Niedersachsens Wirtschaft war 2009 ein bewegtes Jahr.

Hannover. Für monatelange Schlagzeilen sorgte vor allem der erbitterte Übernahme-Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche – den VW am Ende gewann. Die Wolfsburger streben nun mit Macht an die Spitze der weltweiten Autoindustrie. Bei anderen Unternehmen dagegen gingen wegen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise die Lichter aus.

Niedersachsen habe sich aber insgesamt besser geschlagen als andere Bundesländer, die wie die süddeutschen Länder stärker unter dem Einbruch beim Export gelitten hätten, sagt Torsten Windels, Chefvolkswirt der Norddeutschen Landesbank. „Das Nord-Süd-Gefälle hat sich in diesem Jahr umgekehrt.“ Unterm Strich sei die Bilanz „zwiegespalten“.

Während Branchen wie die Autozulieferindustrie massiv von der Krise getroffen wurden, standen andere für das Land wichtige Wirtschaftszweige stabil da – wie die Ernährungswirtschaft. Niedersachsen habe von seinem hohen Anteil an Unternehmen in der Ernährungswirtschaft profitiert, die kaum krisenanfällig seien, sagt Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP). „Unterm Strich hat sich gezeigt, dass wir in Niedersachsen gerade im bundesweiten Vergleich gut aufgestellt sind, um durch die Krise zu kommen.“

Allerdings gab es auch große Probleme. Im Frühjahr zum Beispiel musste der traditionsreiche Autozulieferer Karmann Insolvenz anmelden. Hunderte Beschäftigte kostete das ihren Job. Inzwischen gibt es aber wieder Hoffnung. VW übernahm Kernteile von Karmann und will in einem neuen Werk in Osnabrück künftig ein neues Golf-Cabrio bauen.

Überhaupt Volkswagen: Europas größter Autobauer gehört zu den großen Gewinnern des Krisenjahres. Zu Jahresbeginn noch drohte die Übernahme durch Porsche. Die Porsche-Spitze aber verhob sich massiv und häufte einen riesigen Schuldenberg an. VW trat als Retter auf, der mächtige Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch triumphierte. Porsche wird nun als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. Eine wichtige Weichenstellung war auch die Allianz von VW mit dem japanischen Autobauer Suzuki. Beim Absatz profitierte Volkswagen stark von der Abwrackprämie für Altautos und steuert in diesem Jahr gegen den Branchentrend auf ein Absatzplus zu.

Dagegen wurden andere große Konzerne in Niedersachsen von der Wirtschaftskrise voll erwischt: Der Stahlkonzern Salzgitter etwa oder der Autozulieferer Continental. Conti lieferte sich zudem einen langen Machtkampf mit Großaktionär Schaeffler und kam erst nach Monaten wieder zur Ruhe. Der Reiseriese TUI wurde von der Reiseflaute getroffen – schrieb aber wegen des Teilverkaufs der Reedereitochter Hapag Lloyd unterm Strich schwarze Zahlen.

Andere Traditionsfirmen gerieten wegen drastischer Auftragseinbrüche in Schieflage – zum Beispiel der Klavier- und Flügelhersteller Schimmel aus Braunschweig oder der Autozulieferer Stankiewicz aus Celle. Und der angeschlagene Kaufhaus-Riese Karstadt macht auch in Niedersachsen Häuser dicht.

Tränen hatten Anfang Dezember Beschäftigte der Nordseewerke in Emden in den Augen, beim letzten Stapellauf eines Schiffes. Nach 106 Jahren ging die Epoche des Schiffbaus bei den Nordseewerken zu Ende, mitten in einer schweren Krise. Der Werftenverbund ThyssenKrupp verkaufte die Nordseewerke zum Januar 2010 an das Stahlbauunternehmen Siag. Dieses will dort Teile für Offshore-Windkraftanlagen herstellen.

Die Offshore-Windparks vor der Küste sind eine der großen Hoffnungsträger für die niedersächsische Wirtschaft. Die gesamte Windkraftbranche mit Weltmarktführern wie Enercon aus Aurich gilt als Jobmotor, viele neue Arbeitsplätze sind bereits entstanden.

Auf dem Arbeitsmarkt hinterließ die Wirtschaftskrise zwar deutliche Spuren, die Arbeitslosigkeit stieg im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem die Kurzarbeit aber verhinderte einen stärkeren Rückgang. 2010 allerdings dürfte ein schwieriges Jahr werden.