Wieder ist unklar, wie gefährlicher Keim übertragen wurde. Klinikverbund überprüft Putzvorschriften und testet Mitarbeiter auf Erreger.

Bremen. Der für die tödliche Infektionswelle auf der Bremer Frühchenstation im Jahre 2011 verantwortliche Darmkeim befindet sich weiterhin im Klinikum. Der bei einem Baby in der Kinderklinik entdeckte Keim sei der Gleiche, an dem bereits mindestens drei Frühgeborene starben, sagte die Sprecherin des Klinikverbundes Gesundheit Nord, Karen Matiszick, am Freitag. "Es handelt sich, wie befürchtet, um den gleichen Keimstamm." Das habe die Genanalyse eines Bochumer Labors ergeben. Zuvor war ein Schnelltest bereits zum selben Ergebnis gekommen.

Neue Vorschriften für die Reinigungskräfte und Untersuchungen der Mitarbeiter – nach dem erneuten Keimfund versucht das Klinikum Mitte in Bremen, die resistenten Darmbakterien endlich in den Griff zu bekommen. Doch die Experten sind inzwischen ratlos. Sie können sich nicht erklären, wie der gefährliche Erreger dort erneut auftreten konnte. Seit vergangenem Jahr waren mehrere Frühchen gestorben, nachdem sie mit dem Erreger in Kontakt gekommen waren.

Im Fokus der Hygiene-Experten steht zurzeit das Putzpersonal. "Sie werden noch mal alle Arbeitsanweisungen, die die Reinigung betreffen, überprüfen“, sagte die Sprecherin des Klinikverbundes, Karen Matiszick, am Freitag. Außerdem müssen die Reinigungskräfte in allen vier städtischen Krankenhäusern ab sofort Einmal-Handschuhe tragen. "Diese sollen zweimal pro Zimmer gewechselt werden."

+++ Hygienemängel auch nach Umbau der Frühchen-Station +++

Seit Donnerstag steht fest, dass die gegen viele Antibiotika resistenten Klebsiella-Bakterien trotz umfassender Desinfektion und verschärfter Hygiene-Vorschriften wieder im Klinikum Mitte aufgetaucht sind – diesmal allerdings in der Kinderklinik, die sich in einem anderen Gebäude als die bisher betroffene Frühchenstation befindet. Die Keime konnten auf der Haut eines elf Wochen alten Jungen nachgewiesen werden, den die Ärzte wegen eines Leistenbruchs operiert hatten. Das Baby ist aber nicht erkrankt.

Auch andere Kinder seien nicht betroffen, sagte Matiszick. "Wir haben das Kind sofort nach dem Befund isoliert. Es wird von speziellem Personal behandelt, das zu den anderen Kindern keinen Kontakt hat.“ Auf der Station liegt außerdem noch ein Baby, bei dem im vergangenen Jahr auf der Frühchenstation bereits der Keim festgestellt wurde. Doch es wurde weder von demselben Personal noch mit denselben Geräten wie der jetzt betroffene Junge behandelt. "Da hat es keinerlei Überschneidung gegeben", betonte Matiszick.

Zurzeit lässt die Klinik rund 60 Mitarbeiter auf den Erreger testen. Abstriche im vergangenen Jahr und nach dem neuen Ausbruch im Februar hatten jedoch keine Hinweise ergeben, dass jemand vom Personal den Keim auf die Kinder übertragen hat. Seit vergangenem Jahr beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss mit der Aufklärung der tödlichen Infektionswelle. In der Sitzung am Dienstag war dort ein Gutachten von Freiburger Hygiene-Experten bekanntgeworden, in dem diese bereits im Februar empfohlen hatten, dass die Reinigungskräfte Einmal-Handschuhe statt normaler Gummihandschuhe verwenden.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warf dem Aufsichtsrat des Klinikverbundes in der "Bild“-Zeitung deshalb Untätigkeit vor und forderte ein hartes Durchgreifen. Aufsichtsratsvorsitzende ist Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD). Ihre Sprecherin Karla Götz sagte, dass die Behörde einen Bericht bei der Klinik zu dem jüngsten Vorfall und den daraus resultierenden Maßnahmen angefordert habe. "Dieser liegt jetzt vor und wird ausgewertet.“

Mit Material von dpa und dapd