Am Freitag findet in Hannover die Trauerfeier für die beiden in Afghanistan bei einem Selbstmordattentat getöteten Soldaten statt.
Hannover/Bonn/Berlin. Die Bundeswehr wird am Freitag in Hannover mit einer zentralen Trauerfeier von den beiden Soldaten Abschied nehmen, die von Taliban in Afghanistan getötet wurden. Bei einem Selbstmordanschlag waren dort am Sonnabend ein 31 Jahre alter Hauptfeldwebel aus Wildeshausen im Kreis Oldenburg und ein 43 Jahre alter Major aus dem rheinland-pfälzischen Kastellaun ums Leben gekommen. Der deutsche Isaf-Regionalkommandeur für Nordafghanistan, Generalmajor Markus Kneip aus Hannover, und weitere Soldaten wurden verletzt. An der Trauerfeier in Hannover wird nach Angaben der Bundeswehr voraussichtlich Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) teilnehmen. Ob Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ebenfalls komme, sei noch unklar, sagte ein Truppensprecher in Bonn.
Verwundeter General wird nach Deutschland ausgeflogen
Der bei dem Anschlag verwundete General Markus Kneip wird nach Deutschland ausgeflogen. Das teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Christian Dienst, am Montag in Berlin mit. Der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF werde sich in der Bundesrepublik einer Spezialbehandlung vor allem seiner Verbrennungen unterziehen.
Kneip solle drei Wochen in Deutschland behandelt werden, sagte Dienst. Danach werde er nach derzeitiger Planung nach Afghanistan zurückkehren. Zusammen mit Kneip würden eine schwerverletzte Soldatin und ein mittelschwer verletzter Soldat ausgeflogen.
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General außer Lebensgefahr – zwei deutsche Soldaten getötet
Die beiden bei dem Anschlag in Nordafghanistan getöteten deutschen Soldaten kamen aus Hannover und Rheinland-Pfalz. „Bei den Gefallenen handelt es sich um einen 43-jährigen Major aus dem Führungsunterstützungsbataillon 282 in Kastellaun und einen 31-jährigen Hauptfeldwebel des Feldjägerbataillons 152 aus Hannover“, teilte die Bundeswehr am Sonntag auf ihrer Homepage mit. Die Toten seien nach dem Anschlag in der Provinzhauptstadt Talokan am Samstag nach Kundus gebracht und per Hubschrauber ins Feldlager in Masar-i Scharif geflogen worden.
Neben den beiden getöteten Bundeswehr-Soldaten seien fünf ihrer Kameraden verletzt worden, darunter auch der deutsche Isaf-Regionalkommandeur für Nordafghanistan, General Markus Kneip hatte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos am Sonnabendabend mitgeteilt. Zunächst war von drei verletzten Deutschen die Rede gewesen. Mindestens einer der Attentäter soll sich in Polizeiuniform Zutritt verschafft haben.
Insgesamt fielen sieben Menschen dem Attentat zum Opfer. Der Anschlag vom Sonnabend, zu dem sich die Taliban bekannten, richtete sich gegen ein Sicherheitstreffen in der Stadt Talokan. Damit kamen erneut auch Bundeswehrsoldaten durch Attentäter ums Leben, die in Uniformen die scharfen Sicherheitskontrollen umgehen konnten.
Nach dem Attentat haben die afghanischen Behörden eine Untersuchung zum Anschlag eingeleitet. Tachars verwundeter Provinzgouverneur Abdul Jabar Taqwa trat am Sonntag mit Verbänden an den Händen und im Gesicht in der Provinzhauptstadt Talokan vor die Medien. Er sagte, Ermittler versuchten herauszufinden, wie es zu dem Anschlag an seinem schwer gesicherten Sitz am Sonnabend habe kommen können. Bereits zuvor habe es Geheimdienstinformationen gegeben, dass Aufständische in der Provinz Selbstmordanschläge geplant hätten.
Das Attentat stellt das Konzept des Partnering in Afghanistan nach Einschätzung von Experten erneut in Frage. Ausländische Soldaten sind darauf angewiesen, ihren sogenannten Partnern – den afghanischen Sicherheitskräften – zu vertrauen. Die enge Zusammenarbeit – das Partnering – zwischen internationalen und einheimischen Sicherheitskräften gilt als Schlüssel dafür, das angestrebte Ziel der Nato zu erreichen: Die ausländischen Kampftruppen bis 2014 abzuziehen.
Von den deutschen Verwundeten ist einer schwer verletzt. Leicht verletzt wurde neben General Kneip auch der Kommandeur des Bundeswehr-Lagers am Anschlagsort Talokan. Die Bundeswehr unterrichtete die Angehörigen der Soldaten in der Heimat. Es ist das erste Mal, dass ein deutscher General in Afghanistan zu Schaden kam. Das bislang ranghöchste deutsche Opfer in Afghanistan war ein Oberstleutnant. Einen Tag nach dem schweren Anschlag ist der Zustand des verwundeten deutschen Generals Markus Kneip nach Angaben der Bundeswehr „stabil“. Kneip liege im Feldlazarett im Bundeswehr-Camp Marmal in Masar-i-Scharif, sagte ein Bundeswehr-Sprecher dort am Sonntag auf Anfrage. „Er ist nicht in Lebensgefahr.“ Dem General gehe es „den Umständen entsprechend gut“.
Kneip führe auch weiterhin das Kommando der Internationalen Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, sagte der Sprecher. „General Kneip ist nach wie vor der Kommandeur.“ Es gebe auch keine Pläne, das zu ändern. Isaf-Kommandeur David Petraeus reiste am Sonntag nach Masar-i-Scharif. Petraeus wolle dort mit Kneip zusammentreffen.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) forderte die Bundesbürger auf, „gerade jetzt unseren Einsatz in Afghanistan zu unterstützen.“ Zweifel seien erlaubt und sogar angebracht. Doch: „Wir wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Mit dem Anschlag in Talokan stieg die Zahl der insgesamt in Afghanistan ums Leben gekommenen Bundeswehrsoldaten auf 50. 32 von ihnen starben bei Gefechten oder Anschlägen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nahm die Nachricht vom Tod der deutschen Soldaten „schockiert und traurig“ auf. „Dieser terroristische Anschlag zeigt eine mörderische Menschenverachtung“, sagte sie in der in Berlin verbreiteten Erklärung. Auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) äußerte sich während eines Besuchs im Golfstaat Oman bestürzt über den Terrorakt.
Auf afghanischer Seite starben der Polizeikommandeur für den Norden des Landes, Daud Daud, sowie der Polizeichef der Provinz Tachar, Schah Dschahan Nuri. Unter den Verletzten sei auch Gouverneur Abdul Jabar Taqwa, sagte dessen Sprecher, Fais Mohammad Tawhidi, der dpa.
Einer der Attentäter soll eine Polizeiuniform getragen haben. Der Mann gehörte demnach zu den Sicherheitskräften, die das hochrangige Treffen schützen sollten. Als die Teilnehmer des Treffens den Konferenzraum verlassen hätten, sei der Attentäter auf die Gruppe zugegangen und habe seinen Sprengstoff gezündet. (dpa/dapd)