Die Regierung von Hamid Karsai müsse sich mehr anstrengen, sagt Minister Niebel. Taliban überrennen einen Distrikt im Nordosten Afghanistans.
Kabul. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) ist zu einem viertägigen Besuch in Afghanistan eingetroffen. Der Minister begann seine Visite in Masar-i-Scharif im Norden des Landes, wie sein Sprecher seines Ministeriums vor Ort sagte. Dort traf er zunächst den Kommandeur des Isaf-Regionalkommandos Nord, den Bundeswehr-Generalmajor Markus Kneip. Auf dem Programm standen zudem Treffen mit afghanischen Regierungsvertretern, unter anderem mit dem Gouverneur der Provinz Balch, Atta Mohammed Nur. Niebel wollte auch mehrere Entwicklungsprojekte im Norden des Landes besuchen und dort deutsche Entwicklungshelfer treffen.
Bei seiner Ankunft in Masar-i-Scharif kündigte Niebel an, die Bereitstellung von Hilfsgeldern für Afghanistan künftig stärker an Entwicklungserfolge knüpfen zu wollen. „Deutschland stellt jährlich bis zu 430 Millionen Euro für zivilen Wiederaufbau zur Verfügung“, sagte er nach Angaben seines Ministeriums. „Allerdings ist unsere Unterstützung an Bedingungen geknüpft: Wir erwarten konkrete Reformen und eine Verbesserung der afghanischen Regierungsführung. Der Erfolg der Stabilisierungs- und Entwicklungsbemühungen in Afghanistan hängt entscheidend davon ab.“ Nach Angaben seines Sprechers wurde bislang erst etwa die Hälfte der für dieses Jahr zugesagten Gelder auch tatsächlich freigegeben.
Unterdessen haben Hunderte Kämpfer der radikal-islamischen Taliban im Nordosten Afghanistan einen Distrikt überrannt und das Verwaltungszentrum des Gebiets eingenommen. Die örtliche Polizei sei von dem Angriff der mehr als 300 Aufständischen am Dienstag überrascht worden und habe sich in umliegende Dörfer zurückgezogen, sagte der Polizeichef der Provinz Nuristan, in dem der Distrikt Waigal liegt. Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf und der afghanischen Armee seien nicht in der Region gewesen. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Ein Isaf-Sprecher in der Hauptstadt Kabul erklärte, die Berichte über den Vorfall würden geprüft. Die Provinz Nuristan liegt an der pakistanischen Grenze. (AFP/dpa)