Pharmafirmen, Krankenkassen und Paul-Ehrlich-Institut wollen sich darüber beraten, wie sich Versorgungs-Engpässe jetzt vermeiden lassen.

Berlin. Pharmafirmen, Krankenkassen und das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) werden kommende Woche darüber beraten, wie sich ein Engpass bei Grippeimpfstoffen vermeiden lässt. „Wir haben das PEI gebeten, mit den Herstellern und Krankenkassen Gespräche über die Sicherstellung der Impfstoffversorgung zu führen“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag in Berlin. Einen konkreten Termin dafür gebe es noch nicht.

Am Donnerstag hatte das PEI vier Chargen des Grippeimpfstoffs Begripal und eine Charge Fluad des Herstellers Novartis vorsorglich zurückrufen lassen, weil allergische Reaktionen oder andere Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden können. In Italien waren in zahlreichen Spritzen weiße Verklumpungen entdeckt worden. Novartis sprach von Eiweiß-Partikeln, die weder die Wirksamkeit beeinflussten noch die Sicherheit der Patienten gefährdeten.

Probleme mit Flocken in Grippeimpfstoffen sind nicht neu: Auch in vorherigen Jahren habe es solche Verunreinigungen gegeben, sagte Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Auch damals seien die Impfstoffe vom Markt genommen worden. Damals habe man bei Menschen, die damit geimpft wurden, „schwere Lokalreaktionen“ beobachtet bis hin zu „schweren allergieähnlichen Schockzuständen“.

Diese Nebenwirkungen träten innerhalb von Stunden nach der Impfung auf. Eine Vermutung ist, dass die Auswirkung von einem neuen Antigen herrühren. Die Herstellung von Grippeimpfstoffen sei „durchaus komplex“, so Cichutek. Dadurch könne es immer mal wieder zu Unregelmäßigkeiten kommen. In dieser Grippesaison seien bislang noch keine Patientenklagen bekannt geworden, obwohl mit den Grippemitteln bereits geimpft wurde.

Nach Angaben des Hamburger Apothekervereins waren Teile von den fünf vom Lieferstopp betroffenen Chargen des Impfstoffes auch in Hamburg ausgeliefert worden, dabei geht der Verein von 28.000 Einheiten Begripal und 800 Einheiten Fluad aus. Zusammen fehlten durch den Rückruf in Schleswig-Holstein und in Hamburg insgesamt jetzt rund 300.000 Impfdosen, so der Apothekerverband Schleswig-Holstein. In Mecklenburg-Vorpommern werde bislang kein Engpass bei der Versorgung von Impfwilligen erwartet, so die zuständige Behörde.

Bei der Lieferung des Grippeimpfstoffes hatte es wegen Qualitätsproblemen und Lieferschwierigkeiten von Anfang an Engpässe gegeben. Nach Einschätzung der Apothekerverbandes wird sich die Situation nun weiter deutlich verschärfen. Dabei soll der Grippewinter besonders hart werden.