Impfstoffe Begripal und Fluad flocken aus. Um Patienten vor möglichen Nebenwirkungen zu schützen, wird Lieferung mehrerer Chargen gestoppt.

Nachdem die Auslieferung von zwei Grippe-Impfstoffen des Schweizer Pharmakonzerns Novartis in mehreren Ländern wegen des Verdachts auf Verunreinigungen gestoppt worden ist, zieht nun auch Deutschland nach. Wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am Donnerstag mitteilte, werden vier Chargen des Grippeimpfstoffs Begripal und eine Charge des Impfstoffs Fluad zurückgerufen. Der Hersteller Novartis habe sich bereit erklärt, die betroffenen Chargen unverzüglich aus dem Verkehr zu holen. Manche der Impfstoffe zeigten „Ausflockungen“, hieß es am Donnerstag in Langen.

Zwar seien solche Ausflockungen in Deutschland bisher nicht beobachtet worden, hieß es von dem zum Bundesministerium für Gesundheit gehörenden Institut. Als „Maßnahme der Risikovorsorge“ würden dennoch jene Chargen zurückgerufen, bei deren Produktionsvorstufen solche Ausflockungen aufgefallen seien. „Diese Maßnahme dient dem Schutz der Patienten vor möglichen Nebenwirkungen“, hieß es.

In Italien waren weiße Partikel in den Spritzen nachgewiesen worden. Daraufhin wurde Fluad wegen möglicher unerwünschter Nebenwirkungen in Italien vom Markt genommen. Auch Agrippal, was laut der Sprecherin des PEI dem deutschen Begripal entspricht, wurde vorerst nicht mehr verkauft.

In Folge waren auch in Österreich sowie der Schweiz Auslieferungsstopps angeordnet worden. Derweil verteidigte Novartis seine Produkte und teilte in Basel mit, sie hätten weiter Vertrauen in die Sicherheit und Wirksamkeit seiner in Italien hergestellten Impfstoffe Agrippal (Begripal) und Fluad.

In Deutschland sind 16 verschiedene Impfstoffe gegen die saisonale Grippe im Winter 2012/13 zugelassen. Bisher wurden 14,2 Millionen Chargen freigegeben.

Wer sich derzeit gegen Grippe impfen lassen will, sollte vorher seinen Arzt nach dem verwendeten Impfstoff fragen. „Das ist im Moment grundsätzlich sinnvoll, damit man hinterher keinen Stress hat, falls mit dem Impfstoff etwas nicht in Ordnung ist“, sagte Peter Walger, Infektiologe und Chefarzt für Intensivmedizin am Johanniter-Krankenhaus in Bonn.

Ärzte, die bislang das Novartis-Produkt verwendet haben, können auf das Serum anderer Hersteller ausweichen. Diese in Deutschland zugelassenen Impfstoffe sind laut Walger qualitativ gleichwertig. Allerdings gebe es bereits Lieferengpässe, so dass derzeit nicht jeder, der geimpft werden möchte, auch tatsächlich eine Spritze bekommt, sagte der Infektionsexperte des Berufsverbands Deutscher Internisten.